UDRIVE – Beobachtung naturalistischen Fahrverhaltens (Naturalistic Driving Study)

Ein tiefgreifendes Verständnis des Verhaltens von Verkehrsteilnehmern liefert wichtige Ansatzpunkte für Assistenz und Automation, die den Fahrer unterstützt und damit Unfälle vermeiden hilft. Zur Beobachtung des Fahrerverhaltens wird mit UDRIVE daher die erste groß angelegte europäische Studie zum naturalistischen Fahren mit PKW, LKW und Motorrädern durchgeführt.

Dabei werden einzelne Autofahrer über einen Zeitraum von vier bis 21 Monaten bei ihren täglichen Fahrten beobachtet, indem Daten zum Fahrer, zum Fahrzeug und zum umgebenden Verkehr durch unauffällige Erfassungstechnik und ohne experimentelle Eingriffe gesammelt werden. Dazu werden in die privaten Fahrzeuge von freiwilligen Testfahrern Sensoren wie das Ortungssystem GPS, Beschleunigungsmesser und Kameras so eingebaut, dass die Probanden so wenig wie möglich davon beeinflusst werden und sich natürlich verhalten. Die verbauten Sensoren erfassen Informationen zur Fahrzeugbewegung (Beschleunigung, Verzögerung, Position auf der Straße, Geschwindigkeit), zum Fahrer (Kopf- und Handbewegungen) und zur unmittelbaren Umgebung (Verkehrsdichte, Abstände, Fahrbahn- und Wetterbedingungen). Alle Einbauten lassen sich nach der Studie rückstandsfrei wieder entfernen.

Mit der Analyse der gesammelten Daten kann das Fahrerverhalten unter Alltagsbedingungen beschrieben und quantifiziert werden, dies für unterschiedliche Regionen Europas gegenübergestellt werden sowie (Beinahe-)Kollisionen erkannt und analysiert werden. Zudem kann das Risiko verschiedener sicherheitsrelevanter Verhaltensweisen quantifiziert werden, unter besonderer Berücksichtigung von Ablenkung und Unaufmerksamkeit sowie der Interaktion mit ungeschützten Verkehrsteilnehmern (z.B. Fußgänger und Radfahrer). Auch der Einfluss des Fahrerverhaltens auf Emissionen und Kraftstoffverbrauch kann mit den UDRIVE-Daten quantifiziert werden. Auf Grundlage von UDRIVE können schließlich neue Vorgehensweisen, Maßnahmen und Instrumente zur Verbesserung der Verkehrssicherheit und Nachhaltigkeit des Verkehrs identifiziert werden.

 
 

links: Beispiel der installierten Kameras; rechts: Beispiele für Kamerasicht

Das DLR führt das europäische Projekt UDRIVE für PKW in Deutschland mit insgesamt 20 Teilnehmern durch. EU-weit fahren 186 Probanden Daten für UDRIVE ein: 120 PKW (Deutschland, Frankreich, Niederland, Polen), 32 LKW (Niederlande) und 40 Motorräder (Spanien). Die Untersuchungsorte sind so gewählt, dass sie über mehrere Länder verteilt und unterschiedlich hinsichtlich z.B. Verhalten der Verkehrsteilnehmer, Verkehrsinfrastruktur, Vorhandensein ungeschützter Verkehrsteilnehmer, Klimabedingungen und Verkehrsdichte sind. Das DLR wurde bei der Probandenakquise unterstützt durch die Renault-Händler Autohaus Kaiser (Braunschweig) und Autohaus Härtel (Braunschweig), Ahrens (Hannover), Dürkop (Hildesheim) und Autodienst Kohl (Helmstedt). Die technische Einrüstung und Betreuung wird durch die Firma Dr. Schmid GmbH realisiert.

  
Projektname
UDRIVE – European naturalistic Driving and Riding for Infrastructure & Vehicle safety and Environment
Laufzeit
10/2012 – 06/2017
Auftraggeber
Europäische Union
Projektpartner

Institute for Road Safety research (SWOV)
Bundesanstalt für Straßenwesen (bast)
Centrum dopravniho vyzkumu (CDV)
Centre Européen d‘Etude de Sécurité et d‘Analyse des Risques (CEESAR)
Fundación para la investigación y desarrollo en transporte y energía (CIDAUT)
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR)
ERTICO ITS Europe - European Road Transport Telematics Implementation Coordination
Fédération Internationale de l’Automobile (FIA)
Road and Bridge Research Institute (IBDiM)
Institut Français des Sciences et Technologies des Transports, de l'Aménagement et
des Réseaux (IFSTTAR)
Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV)
Laboratory of Accidentology and Biomechanics, GIE PSA – RENAULT (LAB)
Loughborough University, Transport Safety Research Centre
Or Yarok association for safer driving
SAFER Chalmers Tekniska Hoegskola AB
The Netherlands Organisation for Applied Scientific Research (TNO)
Technische Universität Chemnitz
University of Leeds
VOLVO Technology

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