15. Oktober 2015

Zukünftige Erforschung des Weltraums: DLR diskutiert mit Nobelpreisträger, Jugend forscht und Bundestagsabgeordneten

"Wir befinden uns in der Hochphase der Nutzung der ISS", sagte Prof. Pascale Ehrenfreund, Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), während einer vom DLR initiierten multidisziplinären Podiumsdiskussion am 7. Oktober in Darmstadt, "aber angesichts der langen Entwicklungszeiten von internationalen Raumfahrtprojekten ist es jetzt an der Zeit, Prioritäten zu definieren und über mögliche gemeinsame Schritte nach der ISS nachzudenken. Daher haben wir die Initiative zu diesem Dialog mit hochkarätigen Persönlichkeiten aus ganz unterschiedlichen Bereichen, der Europäischen Raumfahrtagentur ESA und internationalen Partnern ergriffen."

An dem Diskussionsabend unter dem Titel "Welche Rolle spielen Deutschland und Europa zukünftig in der robotischen und astronautischen Erkundung des Weltraums?" nahmen führende Manager internationaler Raumfahrtagenturen, Wissenschaftler, Abgeordnete des Deutschen Bundestages, Industrievertreter, aber auch Persönlichkeiten aus anderen gesellschaftlichen Bereichen teil. Für Deutschland, das DLR und die ESA ist es wichtig, sich so zu positionieren, dass sie auch in Zukunft gefragte Partner in Weltraumwissenschaften, System- und Hochtechnologieentwicklung sind. Ziel ist es, die ISS als ein großes Technologieprojekt der Menschheit und multifunktionales Labor möglichst lange zu nutzen. Darüber hinaus sollte internationaler Konsens darüber erzielt werden, wie im Rahmen der bestehenden Finanzierungsmöglichkeiten ein neues internationales Programm in der Erforschung des Weltraums gestaltet werden könnte.

Technologie für die gesamte Menschheit

"Ich kann mir eine moderne Gesellschaft ohne die Beiträge von Max Planck, Werner Heisenberg, Otto Hahn und Wernher von Braun nicht vorstellen", sagt Prof. Samuel Ting, Nobelpreisträger für Physik. In dieser Tradition stehe auch die deutsche bzw. europäische Beteiligung an der Internationalen Raumstation ISS, die auch in zukünftigen internationalen Programmen der astronautischen Raumfahrt fortgesetzt werden sollte.

Klaus Peter Willsch, Mitglied des Bundestages und Vorsitzender der Parlamentsgruppe Luft- und Raumfahrt unterstrich: "Wir brauchen ein großes Nachfolgeprojekt für die ISS, das auch wieder dem Gesichtspunkt "Technologie für die gesamte Menschheit" sichtbar Ausdruck verleiht." Daneben seien auch neue rechtliche Rahmenbedingungen erforderlich, um auch in Europa privates Engagement im Weltraum zu ermöglichen, wie es sich derzeit in den USA entwickelt. William H. Gerstenmaier, Associate Administrator der NASA erläuterte, dass eine langfristige Perspektive hinsichtlich der Verfügbarkeit der ISS essentiell sei für Industrie und Unternehmer, die somit auf innovative Weise die Präsenz von Astronauten im niedrigen Erdorbit nutzen könnten. "NASA hat diese Gewissheit bis mindestens 2024 gegeben. Daraus ergeben sich derzeit neuartige Vorschläge zur Zusammenarbeit und zur Nutzung der ISS im Dienste der Menschen auf der Erde", sagte Gerstenmaier. "Die Erforschung des Weltraums ist ein ganz wesentlicher Faktor für die Motivation der nächsten Generation", betonte Dr. Sven Baszio, Geschäftsführender Vorstand der Jugend forscht, "diese Altersgruppe gilt es mitzunehmen, wenn solche langfristigen, generationenübergreifenden Projekte geplant werden."

In seinem Schlusswort wies Prof. Heinz Riesenhuber, Mitglied des Bundestages und früherer Bundesforschungsminister, darauf hin, dass es essenziell sein wird, die Ziele der zukünftigen Erforschung des Weltraums mit Astronauten klar zu definieren. Vor dem Hintergrund begrenzter finanzieller Ressourcen müssen zudem Partner gewonnen werden, die Technologien, aber auch entsprechende Budgets einbringen. Es gelte insbesondere, das Interesse der Industrie an der Nutzung der ISS zu stärken. "Das Wesentliche wird sein, eine große, über Jahrzehnte gestreckte Perspektive zu entwickeln und diese auf einzelne, erreichbare Schritte herunterzubrechen", sagte Riesenhuber. "Diese Schritte müssen erreichbar und der Erfolg messbar sein; man muss Partner aus der Wirtschaft dafür einwerben können und diese Partner müssen Faszinationskraft besitzen. Die nächste Phase der ISS braucht steigende kommerzielle Nutzung - oder ein Schwerelosigkeitslabor hat keine Zukunft."

Kontakt

Marc J. Haese

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Strategie und internationale Beziehungen
Internationale Zusammenarbeit
Linder Höhe, 51147 Köln