4. November 2015

"Keine Raumfahrt in Deutschland ohne das DLR" - Parlamentarischer Abend in Düsseldorf

Am 4. November 2015 veranstalteten das DLR und der Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) auf Einladung des Landtagspräsidiums im Landtag Nordrhein-Westfalen einen Parlamentarischen Abend zum Thema "Raumfahrt aus Nordrhein-Westfalen für Deutschland". In der Villa Horion, ehemaliger Sitz der nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten und heute Teil des Landtags, trafen sich die Veranstalter mit Abgeordneten des Landtages, Vertretern aus Wissenschaft, Forschung, Industrie und Anwendern, um über den Raumfahrtstandort Nordrhein-Westfalen und die Bedeutung der Raumfahrt für Deutschland und Europa zu diskutieren.

Die Hausherrin, Landtagspräsidentin Carina Gödecke, MdL, eröffnete die Veranstaltung mit einem Grußwort. "Raumfahrt gehört zwar nicht zum täglichen Brot für die Abgeordneten in NRW. Doch sind wir uns der Tatsache bewusst, dass NRW einer der wichtigsten Raumfahrtstandorte in Deutschland ist. Wir freuen uns, dass Sie (scil.: DLR Vorstandsmitglied Dr. Gruppe u.a. des DLR – die Red.) nach dem DLR-Besuch des Landtagspräsidiums vor einiger Zeit in Köln heute unserer Gegeneinladung gefolgt sind. Ich bin mir sicher, dass wir heute den Startschuss geben für mehr politische Beschäftigung mit dem Thema Raumfahrt."

Dr. Gerd-Achim Gruppe, Vorstand des DLR für das Raumfahrtmanagement, vertrat an diesem Abend die Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Pascale Ehrenfreund. Für das DLR sei NRW einer der wichtigsten Standorte. Neben dem Sitz des Vorstands des DLR in Köln beheimatet NRW auch das DLR Raumfahrtmanagement in Bonn. NRW sei ein wesentlicher Standort, ohne den große Projekte wie die Ariane-Rakete nicht gebaut werden könnten. "NRW ist ein typischer, deutscher Zuliefererstandort. Über 150 Klein- und mittelständische Unternehmen in NRW leisten einen unverzichtbaren Beitrag für die deutsche Raumfahrt", so Dr. Gruppe. Die Spitzenstellung Deutschlands in der Erdbeobachtung, in der Robotik wie auch der Satellitenkommunikation, in der die Systemfähigkeit wieder erlangt werden solle, sei ohne das Zusammenwirken aller Kräfte nicht zu behaupten. "Das DLR repräsentiert in seiner Bandbreite bemannte Raumfahrt, wir stehen zugleich für große Projekte wie das Satellitensystem Kopernikus und Galileo. Und wir dürfen nicht vergessen, dass moderne Infrastruktur nur mit Raumfahrt möglich ist. Keine Raumfahrt in Deutschland ohne das DLR".

Evert Dudok, Vizepräsident des BDLI, stellte in seinem Beitrag die Raumfahrtindustrie in NRW vor und betonte die Wichtigkeit, die diese Branche für das Bundesland, aber auch für ganz Deutschland und Europa habe. "Allein 22 Zulieferer der Ariane stammen aus NRW", so Dudok. Diese Zulieferer aus den Bundesländern gewährleisten die deutsche Technologieführerschaft. Dudok plädierte in seinen Ausführungen für mehr Dialog mit der Politik vor allem in den Ländern. "Raumfahrt ist nicht nur kommerzielles Unterfangen, sie ist auch Staatsaufgabe".

Im Anschluss diskutierte Moderator Uli Bobinger mit dem nordrhein-westfälischen Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD), dem Vorsitzenden des Ausschusses für Innovation, Wissenschaft und Forschung, Arndt Klocke (Bündnis90/Die Grünen), den wissenschaftspolitischen Sprechern Dietmar Bell (SPD) und Dr. Joachim Paul (PIRATEN), den wirtschaftspolitischen Sprechern ihrer Fraktionen Dietmar Brockes (FDP) und Hendrik Wüst (CDU) sowie Dr. Horst Wulf, Geschäftsführer Space der Scisys GmbH, und Dr. Andre Schievenbusch, Mitglied der Geschäftsführung ACCESS e.V.

Die Erwartungen, Haltungen und unterschiedlichen Sichtweisen spiegelten die vielfältigen Facetten der Raumfahrt wider.

Minister Duin berichtete am Anfang von seinen Eindrücken am Tag der Luft- und Raumfahrt im DLR Köln-Porz im Herbst dieses Jahres. "Die Technikbegeisterung, die ich an diesem Tage erlebt habe, die ansteckende Wirkung, die Raumfahrt gerade auf die jungen Menschen hat, ist einmalig gewesen". Dies sei neben der wirtschaftlichen Bedeutung, die die Raumfahrt für NRW habe, wichtig für die Zukunftssicherung unseres Landes. Minister Duin betonte, dass Raumfahrt aufgrund ihrer Wichtigkeit für unser Leben einer der wenigen Konsensunkte in der Politik sei, über alle Parteigrenzen hinweg.

Dietmar Bell sprach von der emotionalen Bindung, die Raumfahrt erzeuge im Hinblick auf die Beschäftigung mit Technologie Wissenschaft. Er betonte weiter, dass zukunftsorientierte Technologien nur mit Raumfahrt zu entwickeln seien.

Hendrik Wüst betonte die Zuliefererstruktur in NRW wie auch die Wichtigkeit der Raumfahrt für die Herausforderungen auf der Erde wie beispielsweise die "Bekämpfung der immensen Kapitalvernichtung Stau".

Arndt Klocke forderte die Abgeordneten auf, in das Thema Raumfahrt hinein zu schnuppern. "Klimaschutz und der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen ist ein wesentlicher Part unseres grünen Selbstverständnisses. Darum kann die Raumfahrt wegen ihres Beitrags zur Sicherung der Lebensgrundlagen nicht hoch genug geschätzt werden".

Dietmar Brockes plädierte für die Freiheit der Wissenschaft und Forschung und lud die Anwesenden Raumfahrtakteure ein, die Politik zu fordern, zu überzeugen von neuen Ideen und neuen Lösungsansätzen.

Dr. Paul sprach von seiner Partei als der "raumfahrtbegeistertsten" überhaupt. Sie sei eine "menschheitshistorische" Unternehmung, die als kulturelle Aufgabe zu verstehen sei. Sie wecke Sehnsüchte. Die wirtschaftlichen Effekte stellten sich von ganz alleine ein.

Dr. Wulf und Dr. Schievenbusch stellten ihre Unternehmen vor und betonten die Wichtigkeit des politischen Dialogs.

Wissenschaftliche Freiheit, Wahrung der Problemlösungskompetenz, Beitrag zur Sicherung unseres Daseins, Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit, Plädoyers für neue Visionen und die Emotion, die Raumfahrt weckt – in der Diskussion erlebte man Begeisterung und Einsatz für die deutsche Raumfahrt.

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Kontakt

Claudia Thüsing

Büro Berlin
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Länderpolitik
Linder Höhe, 51147 Köln