3. Februar 2020

Elektroleichtfahrzeuge als Pkw-Ersatz

  • Studie von DLR und IMU-Institut: elektrisch angetriebene Klein- und Leichtfahrzeuge können viele Fahrten mit herkömmlichen Pkw ersetzen und damit zu einem klimafreundlicheren Verkehr beitragen.
  • Anreize durch ganzheitliche Förder- und Verkehrskonzepte, wie beispielsweise Nutzungsprivilegien, können Nachfrage nach Elektroleichtfahrzeugen steigern.
  • Heimische Wirtschaft kann Chancen neuartiger Mobilitätskonzepte nutzen.
  • DLR-Fahrzeugkonzept Safe Light Regional Vehicle (SLRV) demonstriert hohe Maßstäbe in Effizienz, Reichweite und Fahrsicherheit als Voraussetzungen für ein großes Einsatzpotenzial.
  • Schwerpunkte: Verkehr, intelligente Mobilität, Klimawandel

Elektrisch angetriebene Klein- und Leichtfahrzeuge, sogenannte Light Electric Vehicles (LEV), könnten laut einer Studie der beiden Institute für Fahrzeugkonzepte und für Verkehrsforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zusammen mit dem IMU-Institut einen großen Anteil des individuellen Personennahverkehrs sowie des Lieferverkehrs in Ballungsräumen übernehmen. Laut aktueller statistischer Erhebungen wären Elektroleichtfahrzeuge für bis zur Hälfte aller privaten Fahrten nutzbar, einschließlich dem Pendeln zur Arbeit. Nicht nur als Ergänzung zum öffentlichen Personennahverkehr, als Zubringer zu Bahn- und Busstationen, sondern auch insbesondere im kleinteiligen Wirtschaftsverkehr, bei Kurier-, Express- und Paketdiensten können Elektroleichtfahrzeuge ein attraktiver und nachhaltiger Ersatz für konventionelle Autos und Kleintransporter sein. Wegen ihres im Vergleich zu herkömmlichen Pkws geringeren Energieverbrauchs, ohne lokale Emissionen, und des niedrigeren Flächenbedarfs würden Leichtfahrzeuge zu einem klimafreundlicheren Verkehr und zu einer höheren Lebensqualität in Städten beitragen.

Anreize zur Nutzung von Elektroleichtfahrzeugen schaffen

Aufgrund der Klimaveränderung sowie der zunehmenden Bevölkerungszahl und Schadstoffbelastung in Ballungsräumen sehen die DLR-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler einen hohen Handlungsdruck, die ansteigende Mobilitätsrate mit nachhaltigen und ganzheitlichen Mobilitätskonzepten in Einklang zu bringen. Sie empfehlen Anreize für Elektroleichtfahrzeuge gegenüber konventionellen Pkws zu schaffen, um den Fahrzeuganteil und damit den Gesamtnutzen von LEV zu erhöhen. Dies können veränderte Rahmenbedingungen auf internationaler, nationaler und lokaler Ebene sein, wie Luftreinhaltepläne anzupassen oder Ladeinfrastrukturen auszubauen. „Eine Möglichkeit nachhaltige Mobilität voranzubringen, wäre den Individualverkehr mit konventionellen Pkw zu beschränken und gleichzeitig Fahrten mit Elektroleichtfahrzeugen, dem ÖPNV sowie den Fuß- und Radverkehr zu fördern – beispielsweise indem man LEV-Parkplätze anstelle von Pkw-Parkplätzen einrichtet“, so Mascha Brost, Projektleiterin der Studie am DLR-Institut für Fahrzeugkonzepte. Die Forschung kann durch Entwicklung effizienter und umweltfreundlicher Antriebskonzepte, Fahrzeugstrukturen mit großer Variabilität und hohen Sicherheitsstandards sowie Methoden intelligenter Verkehrsführung dazu beitragen.

Neuartige Fahrzeugkonzepte können auch heimische Arbeitsplätze sichern

Gegenüber dem hohen Nutzen von LEV sieht die von der e-mobil BW GmbH in Auftrag gegebene Studie jedoch eher geringe Wertschöpfungs- und Beschäftigungspotenziale, da die Umsätze und Gewinnspannen bei der Herstellung herkömmlicher Autos höher sind. Die Autorinnen und Autoren der Studie halten Klimaschutz und Stärkung der heimischen Wirtschaft dennoch für vereinbar: Die Produktion neuartiger Fahrzeugtypen und der damit verbundene Strukturwandel kann auch Arbeitsplätze schaffen und sichern. Die gemeinsame Studie schlägt daher in einem nächsten Schritt Marktanalysen vor, um herauszufinden, welche Fahrzeugkonzepte die größten Nutzungs- und Einsatzpotenziale hinsichtlich klimafreundlicher Mobilität in Ballungsräumen besitzen.

Reichweite und Fahrsicherheit als grundlegende Anforderungen

Das im DLR-Projekt Next Generation Car (NGC) entwickelte Fahrzeugkonzept Safe Light Regional Vehicle (SLRV) demonstriert, wie sich die in der Studie identifizierten Handlungsfelder „Fahrzeugtechnik, Nutzungsbedingungen und Wirtschaftlichkeit“ vereinen lassen: Das Besondere am SLRV gegenüber herkömmlichen Leichtfahrzeugen ist seine extrem leichte und zugleich sehr sichere Karosserie für einen hohen Insassenschutz. „Beim SLRV ist die Karosserie wie ein Sandwich aus verschiedenen Metallen und Kunststoffen aufgebaut, so dass die Kräfte, die bei einer Kollision auftreten, optimal abgeleitet werden“, so Mascha Brost. Die 3,8 Meter kompakte und 400 Kilogramm leichte Designstudie des DLR-Instituts für Fahrzeugkonzepte besitzt einen Brennstoffzellenantrieb, der eine große Reichweite von 400 Kilometern sowie eine schnelle Betankung ermöglicht. Eine hohe Effizienz erweitert auch das Nutzungsspektrum von Leichtfahrzeugen, vor allem für Pendler zwischen Stadt und urbanem Umland. Als neuartige Mobilitätslösung für Fahrten in und um Ballungszentren ist das SLRV somit ein greifbarer Baustein für lokal emissionsfreie, leise und individuelle Mobilität.

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Kontakt

Dr. Jens Mende

Kommunikation Stuttgart und Ulm
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Kommunikation
Pfaffenwaldring 38-40, 70569 Stuttgart
Tel: +49 711 6862-229

Mascha Katharina Brost

Projektleiterin
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Fahrzeugkonzepte
Pfaffenwaldring 38-40, 70569 Stuttgart