29. Januar 2021 | Satellitendaten, Drohnen, Lageberichte

Digitale Plattform hilft Rettern bei Naturkatastrophen

  • Das Projekt HEIMDALL entwickelt ein digitales Werkzeug, mit dem Ersthelfer-Organisationen Situationen bewerten und Einsatzpläne erstellen können.
  • Dafür bündelt es Informationen über Waldbrände, Erdrutsche, Hochwasser und Sturzfluten.
  • Satellitendaten und Prognosen zum weiteren Verlauf unterstützten Behörden und Institutionen bei der Entscheidung über Gegenmaßnahmen.
  • Schwerpunkte: Sicherheit, Digitalisierung, Katastrophenhilfe

Ein Waldbrand, eine Sturzflut, ein Erdrutsch: Wie kommen Feuerwehrleute und Helfer möglichst schnell an Ort und Stelle? Welche Maßnahmen sind notwendig? Welche Erfahrungen bestehen aus vergangenen Katastrophen? Das Projekt HEIMDALL gibt Antworten – über eine digitale Plattform, die alle Informationen bündelt. Bei der virtuellen Abschlusspräsentation wurde jetzt gezeigt, welchen Nutzen es zum Beispiel bei einem Waldbrand haben kann. Das Institut für Kommunikation und Navigation hat das internationale Projekt koordiniert, das Earth Observation Center (EOC) im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat die Satellitendaten verarbeitet.

In einem Waldstück nahe der spanischen Stadt Girona steigt Rauch auf – kein realer Brand, sondern eine Simulation, die die Fähigkeiten der HEIMDALL-Plattform verdeutlicht. Feuerwehrleute können auf einem Bildschirm die Ausmaße des mutmaßlichen Feuers markieren. Ein Drohnenschwarm, dessen Flugbahn von einem Algorithmus bestimmt wird, ermöglicht nicht nur einen Blick von oben auf das Feuer. Er liefert auch detaillierte Daten über die Wärmeentwicklung. Mit ihrer Hilfe werden die Hotspots des Feuers ermittelt, die neue Brände anfachen und zu einer Gefahr für die Feuerwehrleute werden können. Das System erkennt dabei Stellen, die nur 15 Zentimeter klein sind. Außerdem fließen Wetterdaten in die Analyse ein, ebenso wie Erfahrungswerte aus vergangenen Brandkatastrophen. So kann schnell eine Strategie entwickelt werden, um den Brand zu bekämpfen.

„Die Reaktionsfähigkeit zu verbessern, bedeutet letztendlich Leben zu retten“

„Die HEIMDALL-Plattform unterstützt Ersthelfer und Behörden bei der Bewältigung verschiedener Situationen“, sagt Tomaso de Cola, Projektleiter vom DLR-Institut für Kommunikation und Navigation in Oberpfaffenhofen. „Die Reaktionsfähigkeit zu verbessern und Zeiten zu optimieren, bedeutet letztendlich Leben zu retten.“

HEIMDALL Project
Das Projekt HEIMDALL stellt Werkzeuge für das Notfall-Management bereit.
Credit:

©DLR 2020

Satellitendaten aus dem All spielen eine große Rolle beim Katastrophenmanagement. Sie bieten ortsbezogene Informationen und tragen dazu bei, Notsituationen besser einschätzen zu können. Dazu bringt das DLR Informationen zur Lage- und Risikoeinschätzung zusammen und zeigt so, über welche Wege zum Beispiel eingeschlossene Personen zu erreichen sind . Die Satellitendaten werden in kürzester Zeit aufgenommen, analysiert und weiterverarbeitet. Gleichzeitig liefert das Archiv Informationen über den Verlauf von früheren Katastrophen.

Die HEIMDALL-Plattform kann nicht nur bei Bränden, sondern ebenfalls bei Hochwasser, Sturzfluten und Erdrutschen genutzt werden – auch das wurde bei der Abschlusspräsentation in Spanien erklärt. Die Plattform erleichtert die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Behörden und Institutionen. Die Beteiligten können Informationen austauschen, Katastrophenszenarien aus der Vergangenheit abrufen und erhalten Hinweise auf mögliche Entscheidungswege. Auch eine länderübergreifende Kooperation ist möglich. Informationen und Bilder von Feuerwehrleuten oder anderen Rettern vor Ort lassen sich über eine eigene App sofort in das Lagebild integrieren. Die Warnung der Bevölkerung ist ebenso ein Aspekt. „Die HEIMDALL Plattform kann zu einer besseren gemeinsamen Notfallreaktion beitragen“, erklärt Tomaso de Cola.

Ein Werkzeug zum Gefahren-Management

Das Projekt HEIMDALL (Multi-Hazard Cooperative Management Tool for Data Exchange, Response Planning and Scenario Building) wurde von der EU im Rahmen des H2020-Programms gefördert. Das Projekt mit internationalen Partnern startete im Frühjahr 2017. Experimente mit einem Drohnenschwarm, die im März 2019 in Spanien durchgeführt wurden, haben die weitere Entwicklung vorangetrieben. Die Ergebnisse des Projekts wurden durch einen Ausschuss der EU-Kommission bewertet. Sie können nun weiterverwendet werden.

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Kontakt

Katja Lenz

Presseredaktion
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Kommunikation
Linder Höhe, 51147 Köln
Tel: +49 2203 601-5401

Tomaso de Cola

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Kommunikation und Navigation
Münchener Straße 20, 82234 Weßling

Monika Friedemann

Earth Observation Center (EOC)
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Deutsches Fernerkundungsdatenzentrum
Münchener Straße 20, 82234 Weßling