25. November 2021 | Verkehrsforschung zum Pendlerverhalten

Vom Auto in den ÖPNV – Was lässt Berufspendelnde umsteigen?

  • DLR-Institut für Verkehrsforschung untersucht Reiseverhalten von Berufspendelnden.
  • 68 Prozent der Berufstätigen nutzen das Auto für den Arbeitsweg.
  • Öffentlicher Personennahverkehr muss wettbewerbsfähiger werden.
  • Schwerpunkte: Verkehr, Mobilität, Nachhaltigkeit, Klimaschutz

Weit mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen hat 2020 das Auto für den Weg zur Arbeit genutzt. Um die bundesdeutschen Ziele zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen zu erreichen, sind daher weitgehende Maßnahmen erforderlich. Eine Studie des Instituts für Verkehrsforschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zeigt, was notwendig ist, um den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu einer attraktiven und wettbewerbsfähigen Alternative zur Fahrt mit dem Auto zu machen.

Fahrzeiten mit ÖPNV sind meist länger und dadurch unattraktiv

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts fuhren 2020 68 Prozent der Erwerbstätigen mit dem Auto zur Arbeit. Hingegen nutzten nur 13 Prozent Bus oder Bahn. Fast jeder zehnte radelte regelmäßig zur Arbeit.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des DLR-Instituts für Verkehrsforschung beleuchten in einer Studie, welches Potenzial in der Verlagerung des Pendlerverkehrs vom Pkw auf den ÖPNV liegt. Hierfür verglichen sie beide Verkehrsträger hinsichtlich der Erreichbarkeit der Arbeitsstätten. „Die Ergebnisse zeigen, dass die Erreichbarkeit mit dem ÖPNV für alle Regionstypen – ob in der Stadt oder im ländlichen Raum - deutlich geringer ist,“ erklärt Dipl.-Ing. Tudor Mocanu vom Institut für Verkehrsforschung. „Daher stellt der ÖPNV für die meisten Pendelnden hinsichtlich der Fahrzeiten keine wettbewerbsfähige Alternative dar.“

Nur weitreichende Maßnahmen können das Reiseverhalten ändern

Wie aber lässt sich das Reiseverhalten deutscher Pendelnden signifikant verändern? Um eine Kehrtwende zu erreichen, sind weitreichende Maßnahmen erforderlich, die entweder den ÖPNV attraktiver (Pull-Maßnahmen) oder das Fahren mit dem Pkw unattraktiv (Push-Maßnahmen) gestalten. Vor allem die Kombination beider Instrumente würde sich auf das Reiseverhalten auswirken.

„Die offensichtliche Pull-Maßnahme wäre, stark in den ÖPNV zu investieren und die Qualität des Angebots zu verbessern“, sagt Mocanu. Dieser Weg wäre mit großen Herausforderungen verbunden. Beispielsweise wird eine deutlich erhöhte Finanzierung notwendig – insbesondere für den ÖPNV in ländlichen Gebieten. Hinzu kämen aber auch lange und komplexe Planungs- und Ausführungsprozesse für den Ausbau der Infrastruktur.

Als Push-Maßnahmen wiederum sind unter anderem die Einführung einer Maut oder steigende Parkgebühren möglich. Allerdings würden diese allein keinen Umstieg der Pendelnden auf den ÖPNV bewirken, wenn sie nicht durch eine Verbesserung der alternativen Verkehrsmittel ausgeglichen werden. Im Gegenteil – damit verschlechtern sich nur die allgemeine Erreichbarkeit und der Komfort für die Pendelnden. „Um die Akzeptanz und Kooperation der Berufspendelnden in Richtung einer Verkehrsverlagerung zu fördern, bedarf es daher einer feinen Balance“, erklärt Mocanu.

Weiterführende Forschung notwendig

Die von Tudor Mocanu und seinem Team erstellte Analyse, bildet den Ausgangspunkt für eine Diskussion über das zukünftige Reiseverhalten und die Verkehrsmittelwahl von Pendelnden dar. Weitere Aspekte müssen nun untersucht werden, da sich die bisherige datengetriebene Analyse nur auf die Reisezeit bezieht. Kosten, Komfort, Zuverlässigkeit, aber auch Eigenmotivation und persönliche Vorlieben beeinflussen ebenfalls das Reiseverhalten und müssten Gegenstand weiterer Untersuchungen werden.

Darüber hinaus muss die Zukunft des Pendelns im Allgemeinen besser verstanden werden. Trends wie Telearbeit wurden durch die Covid-19-Pandemie beflügelt, und es bleibt abzuwarten, welche langfristigen Folgen dies hat.

Auch die Auswirkungen der Fahrzeugautomatisierung und aufkommender Mobilitätskonzepte sind noch unklar. Insbesondere im ländlichen Raum könnte die Automatisierung die Qualität des öffentlichen Verkehrs erhöhen, aber auch das Autofahren attraktiver machen.

Weitere Informationen zur Studie finden Sie hier.

Kontakt

Melanie-Konstanze Wiese

Kommunikation Berlin, Neustrelitz, Dresden, Jena, Cottbus/Zittau
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Kommunikation
Rutherfordstraße 2, 12489 Berlin-Adlershof
Tel: +49 30 67055-639

Tudor Mocanu

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Verkehrsforschung
Personenverkehr
Rudower Chaussee 7, 12489 Berlin