1. Februar 2023 | Emissionsfreies Fliegen

25 Mil­lio­nen Eu­ro: DLR baut Test­zen­trum für Luft­fahrt­struk­tu­ren

  • Mit dem DLR-Testzentrum CITE entsteht eine europaweit einmalige, flexibel betreibbare Infrastruktur für Entwicklung, Test, Zertifizierung und Zulassung von emissionsarmen Luftfahrzeugen der Zukunft.
  • Die Einrichtung vereint experimentelle wie digitale Methoden. Im Fokus stehen Crash- und Impact-Tests im Vollmaßstab.
  • Am 1. Februar erhielt das DLR einen Förderbescheid des Landes Baden-Württemberg über 20,6 Millionen Euro für den Aufbau des DLR-CITE.
  • Schwerpunkte: Luftfahrt, Digitalisierung, emissionsfreies Fliegen

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) baut ein europaweit einmaliges Testzentrum für Luftfahrtstrukturen auf. Das DLR-Center for Crash und Impact Test (CITE) soll große Komponenten sowie Kleinflugzeuge und Hubschrauber testen können und so bei deren Zertifizierung unterstützen. Dazu wird das DLR-CITE erstmals Crash- und Impact-Tests im Vollmaßstab durchführen. Bei Crash-Tests steht der Aufprall von Luftfahrzeugen auf den Boden im Vordergrund, bei Impact-Tests zum Beispiel der Aufprall von Kunstvögeln auf Impact-relevante Flugzeugbereiche. Beide Testarten sind zentrale Elemente bei Zulassungen in der Luftfahrt. Die Testbedingungen werden hochreproduzierbar sein und damit höchste Ansprüche hinsichtlich Versuchs- und Messanforderungen erfüllen. Am 1. Februar 2023 fand die Übergabe des Förderbescheids über 20,6 Millionen Euro vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg an das DLR statt. Weitere vier Millionen Euro kommen aus Mitteln des DLR.

Video: Wie trägt CITE zum emissionsfreien Fliegen bei?
CITE-Projektleiter Dr.-Ing. Frederic Fischer erklärt, wie das neue DLR-Testzentrum CITE dazu beiträgt, die Luftfahrt klimafreundlicher zu machen.

„Mit der DLR-Einrichtung CITE entsteht, unterstützt vom Land Baden-Württemberg und gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft, eine in Europa einmalige, flexibel betreibbare und dringend benötigte Infrastruktur für die emissionsarme Luftfahrzeuge der Zukunft. Das CITE wird Anlaufpunkt für Luftfahrzeughersteller, Zulassungsbehörden, mittelständische Unternehmen und Start-ups sein. Gemeinsam werden wir die experimentellen und digitalen Methoden sowie Zertifizierungsverfahren für die emissionsfreie Luftfahrt entwickeln. Weitere Schwerpunkte sind Entwurf und Test von Strukturen und Leichtbaulösungen speziell für neuartige und emissionsfreie Flugzeuge sowie für Hubschrauberzellen und unbemannte Fluggeräte“, fasste Dr.-Ing. Markus Fischer, Bereichsvorstand Luftfahrt des DLR, anlässlich der Übergabe des Förderbescheids zusammen.

Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg, sagte: „Mit CITE schaffen wir ein europaweit einzigartiges Testzentrum, das auf die Entwicklung neuer, klimaneutraler Luftfahrzeugkonzepte abzielt. Wir schließen die Lücke bei der Crash- und Impactsicherheit. Das ist eine grundlegende Voraussetzung für die Entwicklung von Null-Emissions-Luftfahrzeuge der nächsten Generation. Mit seinem europäischen Alleinstellungsmerkmal wird CITE zu einem zentralen Anlaufpunkt für die europäischen Luftfahrzeughersteller und die Zulassungsbehörde EASA. Das Testzentrum bietet damit interessante Perspektiven für die Entwicklung der Luftfahrtindustrie in Baden-Württemberg, insbesondere für Mittelstand und Start-ups im Rahmen der Green-Hightech-Agenda.“

„Die Luftfahrtindustrie gehört zu den innovativsten Branchen in Baden-Württemberg. Teil dieses bedeutenden Wirtschaftszweigs sind weltbekannte Unternehmen, die von der hervorragenden Forschungsinfrastruktur profitieren, einem wesentlichen Merkmal des Standorts. Vor allem das DLR bietet mit seiner vielfältigen Institutslandschaft erstklassige Testmöglichkeiten für ganz verschiedene Anwendungen. Mit dem CITE kommt eine weitere einmalige Testtechnologie nach Baden-Württemberg, die uns bei der Transformation des Innovations- und Wirtschaftsstandorts unterstützen wird“, erläuterte der baden-württembergische Staatsminister Dr. Florian Stegmann.

Fliegen mit Batterie, Brennstoffzelle und Hybrid: Innovationssprung für die Luftfahrt

Um Fliegen ohne Emissionen möglich zu machen, setzen Luftfahrtindustrie und -forschung auf neue Energieträger, wie Wasserstoff oder erneuerbare Kraftstoffe für Mittel- und Langstreckenflugzeuge, hybrid-elektrisch und rein elektrisch angetriebene Regionalflugzeuge und elektrisch betriebene Flugtaxis. Alle diese neuen Fluggeräteklassen erfordern komplett neue Designansätze sowie innovative konstruktive und materialtechnische Lösungen. Es gilt alternative Antriebsstränge inklusive der benötigten Batterien, Wasserstofftanks, Leitungen und Steuerungselementen in die Flugzeugstruktur zu integrieren und dabei möglichst leicht zu bauen. Antriebe können anders verteilt sein, folglich ändert sich auch die aerodynamische Auslegung und damit das Aussehen von Luftfahrzeugen. Aktuell gibt es noch einige offene Fragen im Bereich der digitalen und experimentellen Zulassungsverfahren. Aus diesem Grund sind flexibel und wirtschaftlich durchführbare Tests an Komponenten nahe dem Vollmaßstab so wichtig. Nur mit ihrer Hilfe können Forschende am Computer erstellte Simulationsmodelle überprüfen, Simulationsmethoden weiterentwickeln und so entsprechende Zulassungsverfahren erarbeiten und durchführen. Der Aufbau des Testzentrums basiert auf der langjährigen und international anerkannten Kompetenz des DLR-Instituts für Bauweisen und Strukturtechnologie in Stuttgart.

Eng vernetzt: reale und digitale Entwicklung und Zertifizierung

Neben den realen Test- und Zertifizierungskapazitäten wird das digitale Ökosystem der CITE-Anlage eine zentrale Rolle einnehmen: Es ermöglicht das Zusammenspiel und die Vernetzung von physischen und simulierten Prozessen in Echtzeit – also eine umfassende Digitalisierung im Sinne von Industrie 4.0 – sowie die digitale Integration in die Simulationsplattformen des DLR. Die ganze Prozesskette vom Design über das Testen bis hin zu Zertifizierungen wird auch virtuell abgebildet. So lassen sich auch externe Partner digital einbinden. Das macht Prozesse schneller, effizienter und zuverlässiger.

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Institutsdirektor
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Institut für Bauweisen- und Strukturtechnologie
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