16. Februar 2023
TerraSAR-X und TanDEM-X Highlight-Bilder

100 Jah­re Tu­tan­cha­mun: Das Tal der Kö­ni­ge mit Ra­dar ent­de­cken

Digitales Höhenmodel des Tals der Könige im Niltal
Das Tal der Kö­ni­ge im Nil­tal
Bild 1/5, Credit: © DLR. Alle Rechte vorbehalten

Das Tal der Könige im Niltal

Das Nil­tal schlän­gelt sich tief ein­ge­gra­ben durch die um­ge­ben­den Hoch­ebe­nen Ägyp­tens. An sei­nem nörd­li­chen En­de fä­chert er sich in ei­nem Del­ta mit 250 Ki­lo­me­tern Brei­te auf. Das Tal der Kö­ni­ge liegt et­was ober­halb des süd­li­chen En­des des Bil­des am Lauf des Nils (als wei­ßes Qua­drat mar­kiert).
Die­ses di­gi­ta­le Hö­hen­mo­dell wur­de aus Da­ten der bei­den Ra­dar­sa­tel­li­ten Ter­ra­SAR-X und Tan­DEM-X er­stellt. Die Sze­ne hat ei­ne Aus­deh­nung von je­weils et­wa 800 Ki­lo­me­tern in Nord-Süd bzw. Ost-West-Rich­tung.
In der Dar­stel­lung wur­den Was­ser­flä­chen wie das Ro­te Meer oder der Fluss­lauf des Nils in dunk­lem blau ein­ge­färbt. Tief­lie­gen­de Ge­bie­te auf Hö­he des Mee­res­s­pie­gels sind hell­blau und an­stei­gen­des Ge­län­de ist mit ei­nem Farb­ver­lauf von grün über gelb nach rot bis auf ei­ne Hö­he von et­wa 2800 Me­ter ein­ge­färbt.
Digitales Höhenmodell der Thebanischen Berge
Zoom auf die The­ba­ni­schen Ber­ge
Bild 2/5, Credit: © DLR. Alle Rechte vorbehalten

Zoom auf die Thebanischen Berge

Das Tal der Kö­ni­ge liegt in ei­nem der süd­öst­li­chen Sei­ten­aus­läu­fer der The­ba­ni­schen Ber­ge. Die Stadt Lu­xor be­fin­det sich un­ter­halb da­von, er­kenn­bar als hel­ler Fleck am süd­öst­li­chen Ufer des Nils.
Die­ses di­gi­ta­le Hö­hen­mo­dell des Nil­tals wur­de aus Da­ten der bei­den Ra­dar­sa­tel­li­ten Ter­ra­SAR-X und Tan­DEM-X ge­rech­net.
Die Sze­ne hat ei­ne Aus­deh­nung von je­weils 64 Ki­lo­me­tern.
In der Dar­stel­lung wur­den Was­ser­flä­chen wie der Fluss­lauf des Nils in dunk­lem blau ein­ge­färbt. Tief­lie­gen­de Ge­bie­te in hell­blau lie­gen et­wa 50 Me­ter über dem Mee­res­s­pie­gel, an­stei­gen­des Ge­län­de ist mit ei­nem Farb­ver­lauf von grün über gelb nach rot auf ei­ne Hö­he von 500 Me­ter ein­ge­färbt.
Digitales Höhenmodell mit Zoom auf das Tal der Könige in Ägypten
Zoom auf das Tal der Kö­ni­ge
Bild 3/5, Credit: © DLR. Alle Rechte vorbehalten

Zoom auf das Tal der Könige

Die­ses di­gi­ta­le Hö­hen­mo­dell hat ei­ne Aus­deh­nung von je­weils 10 Ki­lo­me­tern in Nord-Süd- bzw. Ost-West-Rich­tung.
Das Tal der Kö­ni­ge liegt am süd­li­chen En­de der Aus­läu­fer der The­ba­ni­schen Ber­ge (röt­lich). Auf de­ren süd­lichs­tem, fast waa­ge­rech­tem Ber­grücken be­fin­det sich der El-Qurn, mit 420 Me­tern die höchs­te Er­he­bung der The­ba­ni­schen Ber­ge. Das Tal der Kö­ni­ge selbst be­fin­det sich öst­lich da­von, knapp links ober­halb der Bild­mit­te. Die Stadt Lu­xor (in hell­blau) mit der Tem­pel­an­la­ge von Kar­nak und dem Lu­xor-Tem­pel liegt am Ostu­fer des Nils.
Radaraufnahme des Tals der Könige und der Stadt Luxor
Tal der Kö­ni­ge und die Stadt Lu­xor
Bild 4/5, Credit: © DLR. Alle Rechte vorbehalten

Tal der Könige und die Stadt Luxor

Die Auf­nah­me im hoch­auf­lö­sen­den Sli­ding-Spot­light-Mo­dus zeigt das Tal der Kö­ni­ge (am obe­ren Bild­rand) und die Stadt Lu­xor (im un­te­ren Teil des Bil­des). Die Tan­DEM-X Auf­nah­me von Ja­nu­ar 2023 hat ei­ne Aus­deh­nung von 10 Ki­lo­me­tern x 12 Ki­lo­me­tern (Flug­rich­tung x Ent­fer­nungs­rich­tung) und ei­ne Auf­lö­sung von 2,2 Me­tern x 2,8 Me­tern. Der Nil hebt sich im Radar­bild tief­dun­kel her­vor, da sei­ne Was­ser­flä­che wie ein Spie­gel auf Ra­dar­si­gna­le wirkt. Durch die seit­lich schau­en­de Auf­nah­me­geo­me­trie re­flek­tiert er die Si­gna­le weg vom Sa­tel­li­ten. Re­la­tiv glat­te Flä­chen wie Fel­der oder Brach­land wur­den in die­ser Dar­stel­lung in grün ein­ge­färbt, un­ru­hi­ge Flä­chen wie Stadt­ge­bie­te in li­la­far­be­nen Tö­nen.
Radaraufnahme des Tals der Könige mit der Grabkammer Tutanchamuns
Tal der Kö­ni­ge mit der Grab­kam­mer Tu­tan­cha­muns
Bild 5/5, Credit: © DLR. Alle Rechte vorbehalten

Tal der Könige mit der Grabkammer Tutanchamuns

Das Tal der Kö­ni­ge ist um­ge­ben von stei­len Fels­wän­den. Dies ist in der Auf­nah­me an den schwar­zen Schat­ten­flä­chen, die es um­ge­ben, schön zu er­ken­nen. Der Sa­tel­lit Tan­DEM-X mach­te die­se Zoom­auf­nah­me im No­vem­ber 2022. Die Sta­ring-Spot­light-Auf­nah­me hat ei­ne Aus­deh­nung von 4 Ki­lo­me­tern x 5 Ki­lo­me­tern (Flug­rich­tung x Ent­fer­nungs­rich­tung) und ei­ne Auf­lö­sung von 31 Zen­ti­me­tern x 76 Zen­ti­me­tern. Sie zeigt de­tail­liert das Tal und den Ein­gangs­be­reich. Die schwar­zen Flä­chen im Ge­bir­ge sind Schat­ten­flä­chen, die durch das stei­le Re­li­ef der Ber­ge und die schräg-schau­en­de Be­ob­ach­tungs­rich­tung des Sa­tel­li­ten ver­ur­sacht wird.
  • Am 16. Februar 2023 jährt sich die Öffnung der Grabkammer Tutanchamuns zum 100. Mal.
  • Dazu haben die Radarsatelliten TerraSAR-X und TanDEM-X aktuelle Aufnahmen des Tals der Könige in Oberägypten gemacht.
  • Schwerpunkte: Raumfahrt, Erdbeobachtung

Vor 100 Jahren öffnete der britische Archäologe Howard Carter die Grabkammer von Tutanchamun. Jahrelang hatte er im Tal der Könige, nordwestlich der oberägyptischen Stadt Luxor, nach dem Grab des Pharaos gesucht. Schon fast aufgegeben, fand er im Winter 1922 das Grabmal Tutanchamuns. Bis der Archäologe ins Innere der Grabkammer vordringen konnte, bedurfte es jedoch noch mehrerer Monate sorgfältiger Vorbereitungen. Am 16. Februar 1923 durchbrach Howard Carter gemeinsam mit seinem Team endlich die Tür zwischen Vorkammer und Grabkammer. Darin fanden sie einen Schatz an fast vollständig erhaltenen Grabbeigaben und den Sarkophag des Pharao – bis heute ein Sensationsfund.

Das versteckt liegende Tal der Könige haben die Radarsatelliten TerraSAR-X und TanDEM-X nun auf beeindruckende Weise sichtbar gemacht. Die beiden Satelliten umkreisen die Erde, nur wenige hundert Meter entfernt voneinander, in 514 Kilometern Höhe. So können sie zeitgleich dasselbe Gebiet auf der Erde erfassen. Mithilfe der sogenannten SAR-Interferometrie können aus den Radardaten der Satelliten detailreiche Höhenmodelle von der Erde erstellt werden. Dabei sendet einer der beiden Satelliten Radarsignale aus. Die von der Erdoberfläche reflektierten Signal-Echos werden dann von beiden Satelliten aus zwei verschiedenen Blickwinkeln empfangen, ähnlich wie beim menschlichen Sehen. Aus den unterschiedlichen Weglängen der Signale vom Boden zu den Satelliten, dem Phasenunterschied, kann beim Überflug die Höhenänderung der Erdoberfläche gemessen werden. Aus den Daten hat das DLR-Team ein digitales Höhenmodell des Tals der Könige erstellt. In flachen Gebieten ergänzten sie außerdem die von den Satelliten gemessene Rückstreuung der Erdoberfläche, um dort beispielsweise Städte besser sichtbar zu machen. Zur anschaulicheren Darstellung wurde das Modell zusätzlich eingefärbt.

Reichtum im Detail durch Radar

Die Aufnahmen der Radarsatelliten zeigen ein digitales Höhenmodell (Digital Elevation Model, DEM) des Niltals in verschiedenen Vergrößerungsstufen. Mit zunehmender Vergrößerung kommen immer neue fraktale Strukturen und Details der bergigen Region und des Niltals zum Vorschein. Das Tal der Könige selbst erstreckt sich über ein sehr kleines Areal von lediglich einem Quadratkilometer und wird erst in der höchsten Vergrößerungsstufe (Bild 3) deutlich sichtbar. Es liegt westlich des Nils, in den südlichen Ausläufern des stark zerklüfteten Felsmassivs der Thebaner Berge. Der höchste Punkt der Thebanischen Berge ist der pyramidal anmutende El-Qurn (südlichster Bergrücken in Bild 3). An seinem Ende befinden sich die insgesamt 64 Grabkammern der Pharaonen – unter ihnen auch „KV62“ (King’s Valley), die Grabkammer Tutanchamuns. Am südlichen Berghang des El-Qurn liegt das Tal der Königinnen sowie der prunkvolle Totentempel der altägyptischen Königin Hatschepsut.

Auf der östlichen Seite des Nils liegt heute die Stadt Luxor. Sie ist klar erkennbar an den hellen Strukturen im Bild 2 und 3. Zur Zeit Tutanchamuns hieß die Stadt Theben und wurde vor allem als wichtigste Nekropole, also Totenstadt, genutzt. Etwa in der Mitte, nördlich der hell erscheinenden Innenstadt Luxors, befindet sich direkt am Nil der Luxor-Tempel. An ihrem nördlichen Ende liegen die Karnak-Tempel, die größte Tempelanlage von Ägypten.

Die beiden letzten Bilder zeigen hochaufgelöste SAR-Aufnahmen des Tals. Im Gegensatz zu den digitalen Höhenmodellen wurden diese nur mit einem Satelliten durchgeführt. Im vierten Bild sind sowohl das Tal der Könige als auch die Stadt Luxor zu sehen. Ein weiterer Zoom im fünften Bild zeigt detailliert das Tal und den Eingangsbereich. Durch die seitlich schauende Aufnahmegeometrie wirkt das Tal in der Bildmitte sehr plastisch.

Über die Missionen

Die Missionen TerraSAR-X und TanDEM-X wurden im Auftrag des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz realisiert. Es sind die ersten deutschen Satelliten, die im Rahmen einer sogenannten Public Private Partnership (PPP) zwischen dem DLR und der Airbus Defence and Space GmbH realisiert wurden. Das DLR ist für den Aufbau und Betrieb des Bodensegmentes zuständig sowie für die wissenschaftliche Nutzung der Daten und deren Verteilung an externe Forschende weltweit verantwortlich. Die Airbus Defence and Space GmbH beteiligte sich an den Kosten für Entwicklung, Bau und Einsatz der Satelliten. Die Programmlinie „Geo-Intelligence" bei Airbus D&S, übernimmt die kommerzielle Vermarktung der Daten. Seit 2016 wird das Projekt im Rahmen einer Fortsetzungsvereinbarung mit Airbus weitergeführt.

Kontakt
  • Jacqueline Kluge
    Ober­pfaf­fen­ho­fen, Augs­burg, Weil­heim
    Deut­sches Zen­trum für Luft- und Raum­fahrt (DLR)

    Kom­mu­ni­ka­ti­on
    Telefon: +49 8153 28-4971
    Münchener Straße 20
    82234 Weßling
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  • Dr.-Ing. Markus Bachmann
    Deut­sches Zen­trum für Luft- und Raum­fahrt (DLR)
    In­sti­tut für Hoch­fre­quenz­tech­nik und Ra­dar­sys­te­me
    Münchner Straße 20
    82234 Oberpfaffenhofen-Weßling
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