24. März 2015

Alexander Gerst wird in die "Hall of Fame" des DLR aufgenommen

Alexander Gerst schaut lächelnd hinauf. Nein, nicht ins Weltall und nicht zur Internationalen Raumstation ISS, die während seiner Blue-Dot-Mission für fünfeinhalb Monate sein Arbeitsplatz und sein Zuhause war. Er schaut hinauf zur "Hall of Fame", der Astronautengalerie im DLR Raumfahrtmanagement in Bonn. Dort zieren die Porträts von allen deutschen Astronauten, angefangen bei Sigmund Jähn bis hin zu Thomas Reiter das Foyer. Zehn Stück sind es - bis jetzt. Denn heute kommt ein Elftes hinzu. Auf das Kommando "Eins, Zwei, Drei!" schreitet Alexander Gerst zur Tat und enthüllt sein Bild, das ihn im Raumanzug zeigt, sowie das Blue-Dot-Missionslogo.

Der Akt findet in kleinem Rahmen statt, es spielt kein Musikcorps, und ein fröhlich buntes Tuch, das verdächtig an eine Tischdecke erinnert, dient der Verhüllung. Aber Alexander Gerst ist mit dem Herzen dabei, das sieht man ihm an. "Während ihrer Mission 'Blue Dot' haben Sie uns auf die Erde blicken lassen und Ihr Leben im All mit uns geteilt", richtet Dr. Gerd Gruppe, Vorstand des DLR Raumfahrtmanagements, das Wort an ihn. "Sie haben uns sensibilisiert für die Einmaligkeit unseres Planeten." Gespannt verfolgen die Mitarbeiter des DLR das Geschehen von der Galerie aus. Ihnen, die seine Mission von deutscher Seite aus unterstützt haben, gilt auch der Dank des Astronauten. Unter Applaus wird das neue Porträt in die Galerie aufgenommen. Und da es das Elfte in der Reihe ist und im Rheinland sowieso nichts ohne den Karneval von statten geht, wurde der Alexander Gerst auch noch mit dem Karnevalsorden des DLR ausgezeichnet.

Richtig spannend wird es, als Gerst von seiner Mission berichtet - von den zahlreichen wissenschaftlichen Experimenten, die er durchgeführt hat, von seinen Erlebnissen und vom Miteinander auf der Raumstation. Nordlichter zum Beispiel, die er von der Cupola, der Beobachtungsplattform der ISS aus beobachten konnte: "Alles war plötzlich rot und grün und blau. Das kann einen schon umhauen", strahlt er. Auch Gewitter bei Nacht seien ein großartiges Schauspiel gewesen, bei denen sogar die ISS von den Blitzen kurzzeitig erhellt wurde. Nur Sternschnuppen seien weniger romantisch als auf der Erde. Da bekäme man schon ein mulmiges Gefühl, wenn die an einem vorbeiflitzten.

Beim Außenbordeinsatz befinden sich 400 Kilometer gar nichts unter einem

Dass das Astronautenleben nichts für Feiglinge ist, kann man sich denken, aber es ist auch nichts für Sportmuffel. Zweieinhalb Stunden anstrengendes Training hätten jeden Tag auf dem Plan gestanden. Aber es hat sich laut Gerst rentiert: "Wir sind alle mit mehr Muskeln zurückgekommen als wir hochgeflogen sind. Wir hatten Glück - wir waren die erste Generation von Astronauten, die so gute Trainingsgeräte hatte." Sehr anstrengend war auch der siebenstündige Außenbordeinsatz, bei dem er und der NASA-Astronaut Reid Wiseman unter anderem ein Stromaggregat für den Roboterarm der ISS anbrachten. Alle Handgriffe hätten die Astronauten vorher hundertfach im speziellen Tauchbecken der ESA trainiert, aber es sei schon etwas anderes gewesen, als beim Ausstieg plötzlich "400 Kilometer gar nichts unter mir war."

Vor allem die Heimreise zur Erde war ein Abenteuer. "Innerhalb von drei Stunden ist man wieder zuhause - aber diese drei Stunden haben es in sich", versichert Gerst. "Das ist wie eine Achterbahnfahrt, ob man das nun mag oder nicht. Wenn die Raumkapsel in die Erdatmosphäre eintritt fühlt sich das an, als wenn man auf der Autobahn mit einer Geschwindigkeit von 200 Stundenkilometern unterwegs ist und dann in einer Sekunde auf Null abbremst." Besonders die Landung ist nichts für zart Besaitete: "Die so genannte weiche Landung fühlt sich an wie ein kleiner Verkehrsunfall", schildert Gerst fröhlich. Und dann sei der Landefallschirm auch noch von einer Windböe erfasst worden, als die Raumkapsel schon auf der Erde stand. "Wir hatten uns schon abgeschnallt, als sich die Kugel wieder in Bewegung setzte. Plötzlich regnete es Bücher und Handschuhe auf mich".

Kann man auf der ISS Fußball spielen?

Gebannt hat die Zuhörerschaft den Ausführungen des ESA-Astronauten gelauscht, auch die ganz Kleinen, denn auch viele Kinder waren der Einladung ins Raumfahrtmanagement gefolgt. Jetzt dürfen sie Fragen stellen. Ein kleiner Junge traut sich zuerst: "Warum wollten Sie Astronaut werden?" "Ich weiß es nicht mehr, weil ich zu dem Zeitpunkt zwei bis drei Jahre alt war", antwortet Gerst. "Ich wollte schon immer entdecken, was es da außerhalb der Erde noch so gibt." Ob man auf der ISS gut Fußball spielen kann? "Ja, sehr gut: Zum ersten Mal ist mir ein Fallrückzieher gelungen." Und dann kam die Frage, die kommen musste: "Haben Sie von da oben auch den Kölner Dom gesehen?" "Oh ja, bei Nacht ist er hell angestrahlt", erinnert sich Gerst. "Ich hatte sogar ein Stück vom Dom dabei, dass mir der Oberbürgermeister der Stadt mit auf den Weg ins All gegeben hat."

Kontakt

Diana Gonzalez Velden

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