24. April 2015

Physik-Nobelpreisträger zu Gast beim ersten DLR "Science Talk"

Der Physik-Nobelpreisträger Prof. Johannes Georg Bednorz war der Ehrengast beim ersten "Science Talk" des DLR Raumfahrtmanagements am 24. April 2015. "Es fasziniert mich, dass ein Mensch eine ganze Generation von Wissenschaftlern antriggern kann", begrüßte DLR-Vorstand Dr. Gerd Gruppe den besonderen Gast in Bonn. Bednorz hatte 1987 gemeinsam mit Prof. Karl Alexander Müller den Nobelpreis für Physik erhalten für die bahnbrechende Entdeckung der Supraleitung in keramischen Materialien. Erst im April 1986 hatten Bednorz und Müller die Ergebnisse ihrer dreijährigen Forschungen veröffentlicht, die danach von mehreren Wissenschaftlern bestätigt wurden. "Dies war der kürzeste zeitliche Abstand zwischen einer Entdeckung und der Verleihung eines Nobelpreises", verdeutlichte Volker Schmid, DLR-Manager der "Blue Dot"-Mission des deutschen ESA-Astronauten Alexander Gerst und Organisator des ersten DLR Science Talks.

Unter dem Motto "Innovative Experimente der Blue Dot Mission und ihr Anwendungspotenzial" standen die Supraleiter und ihr besonderes Potenzial für Weltraumeinsätze sowie das deutsche ISS-Experiment Magvector/MFX im Fokus. Dieses untersucht die Wechselwirkung des Erdmagnetfelds mit Hochtemperatur-Supraleitern in unterschiedlichen Zuständen. Relevant sind die Ergebnisse für die Astrophysik, für Anwendungen in der Luft und Raumfahrttechnik sowie in der Energietechnik. Der deutsche ESA-Astronaut hatte es im Juli 2014 auf der ISS in Empfang genommen und installiert. Die ersten Experimentläufe verliefen erfolgreich.

Prof. Frank Werfel, Co-Investigator von Magvector/MFX und Geschäftsführer der ATZ GmbH, des weltweit größten Produzenten von Halbzeugen für Hochtemperatur-Supraleiter, blickte auch zurück in die Geschichte der Supraleiterforschung: "50 Jahre passierte hier wenig, dann kamen Prof. Bednorz und Prof. Müller mit der unkonventionellen Idee, Oxide als Supraleiter zu nutzen." Oxide waren damals nur als Isolatoren oder Halbleiter bekannt. Die bis dato höchste so genannte Sprungtemperatur von 23 Kelvin hatte eine Legierung aus Germanium und Niob. Bednorz und Müller wiesen erstmals eine Sprungtemperatur von 35 Kelvin bei einem Barium-Lanthan-Cuprat nach - damals die höchste je gemessene Temperatur für eine Supraleitung. Nach der Verleihung des Nobelpreises befassten sich viele Forscher mit dem entdeckten Phänomen. Neue Materialmischungen wurden untersucht und immer höhere Sprungtemperaturen erreicht, so dass bald preiswerter Flüssigstickstoff zur Kühlung von Supraleitern ausreichte. In Essen ist zum Beispiel seit April 2014 eine supraleitende 10 Kilovolt Hochspannungsleitung in Betrieb. Erforscht werden darüber hinaus vor allem supraleitende Motoren und Generatoren, Magnetlager und magnetische Energiespeicher. "Risikobereitschaft ist wichtig, um Neues zu beginnen. Risikobereit waren auch mein Kollege Müller und ich damals, eigentlich war es mehr Kuriosität. Kuriosität und Durchhaltevermögen müssen wir uns bewahren und es ist wichtig, dass es Freiräume gibt, auch auf den ersten Blick 'absurde' Ideen zu verfolgen", zog Johannes Georg Bednorz Bilanz.

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