22. September 2015

Handover: Galileo Kontrollzentrum übernimmt Steuerung der Satelliten 9 und 10

Das Galileo Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen hat die Steuerung der beiden jüngsten Galileo-Satelliten übernommen. Mit insgesamt zehn Satelliten steuert die DLR Gesellschaft für Raumfahrtanwendungen (GfR) mbH nun ein Drittel der im Aufbau befindlichen Galileo-Konstellation.

Während der ersten zehn Tage nach dem Start wurden "Alba" und "Oriana" vom europäischen Raumfahrt-Kontrollzentrum der ESA (ESOC) in Darmstadt aus gesteuert. Am Wochenende vom 19. bis 20. September 2015 erfolgte ihre planmäßige Übergabe: Mit dem sogenannten "Command and Control Handover" ist nun das Galileo Kontrollzentrum für den weiteren Betrieb der Satelliten verantwortlich. "Bei jedem Handover ist im Kontrollraum diese besondere Stimmung zu spüren – ein gespanntes Erwarten und die Freude, dass ein neues Familienmitglied der Galileo Konstellation beitritt", so Galileo Projektmanager Veit Lechner von der DLR GfR mbH.

Präzisionsarbeit im Kontrollzentrum

Unmittelbar nach dem Aussetzen von der Trägerrakete befinden sich die Satelliten in der "Launch und Early Orbit Phase" (LEOP). In dieser Phase werden die Hauptkomponenten der Satelliten eingeschaltet und ihre Funktionsfähigkeit überprüft. Der "Gesundheits-Check" des Galileo-Satelliten 9 wurde am Samstag erfolgreich abgeschlossen und vom ESOC an das Team in Oberpfaffenhofen übergeben. Am Sonntag übernahm das Galileo Kontrollzentrum dann die Steuerung des zehnten Satelliten.

Aufgabe des Galileo Kontrollzentrum ist es zunächst, die Satelliten auf ihre genaue Position in der Erdumlaufbahn zu manövrieren. Diese Expertise konnte die DLR GfR mbH besonders im Herbst und Winter 2014/2015 unter Beweis stellen, als sie die Bahnen der beiden Satelliten 7 und 8 optimierte, die durch einen Defekt an der Trägerrakete nicht im richtigen Orbit ausgesetzt worden waren.

Im nächsten Schritt überprüfen Lechner und seine Kollegen die Stromversorgung der Satelliten, regeln die Temperatur und kommandieren die Ausrichtung der Satelliten. Nach der Inbetriebnahme der Atomuhren, die im Auftrag der ESA speziell entwickelt worden sind, schaltet das Kontrollzentrum die Sender ein, die die Galileo-Signale abgeben werden. "Alba" und "Oriana" sind mit jeweils vier Atomuhren ausgestattet, die die Laufzeit des Satellitensignals auf die Milliardstel-Sekunde genau messen. Nur so erzielen die Galileo-Satelliten die gewünschte Genauigkeit bei der Positionsbestimmung.

Aufbau des Satellitensystems

Mit "Galileo" wird Europa unabhängig von den Navigationsdiensten GPS (USA), GLONASS (Russland) und Beidou (China), die jeweils unter militärischer Kontrolle stehen. Galileo ist ein eigenständiges Satellitennavigationssystem für zivile Zwecke. So wird garantiert, dass jederzeit Navigationssignale zur Verfügung stehen. Mit 30 Satelliten ist Galileo in der Lage Positionsbestimmungen zu liefern, die genauer sind als GPS – an jedem Punkt der Erde, rund um die Uhr.

In diesem Jahr wurden insgesamt vier Satelliten erfolgreich in ihre Erdumlaufbahn gebracht. Ein weiterer Start, bei dem noch einmal zwei Galileo-Satelliten die Erde verlassen sollen, steht im Dezember 2015 an. Somit wird die Galileo-Konstellation bis Ende des Jahres aus 12 Satelliten bestehen. Ihren vollen Umfang soll die Galileo-Flotte im Jahr 2020 erreichen.

Über die DLR GfR mbH

Die DLR GfR mbHist ein Unternehmen, das zuverlässige und sichere Services im Luft- und Raumfahrtbereich anbietet. Sie betreibt und überwacht den Betrieb der Galileo Satellitenkonstellation im Galileo Kontrollzentrum Oberpfaffenhofen, im Auftrag der Europäischen Kommission über die Spaceopal GmbH. Das Unternehmen ist eine hundertprozentige Tochter des German Aerospace Center. Die DLR GfR mbH ist mit 50 Prozent am Gemeinschaftsunternehmen spaceopal GmbH mit Sitz in München, das zur Akquisition und Abwicklung von Galileo-Betriebsaufträgen gegründet wurde, beteiligt. Weitere 50 Prozent der Gesellschaftsanteile hält die italienische Firma Telespazio (Italien)., die das zweite Galileo-Kontrollzentrum in Fucino, Italien betreibt. Die DLR GfR mbH ist darüber hinaus als "Air Navigation Service Provider" für Kommunikations- und Navigationsservices an Flughäfen zertifiziert.

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Andreas Schütz

Leitung Kommunikation, Pressesprecher
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Kommunikation
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Tel: +49 2203 601-2474

Veit Lechner

DLR Gesellschaft für Raumfahrtanwendungen (GfR) mbH
Projektmanager Galileo
Münchener Straße 20, 82234 Weßling