17. November 2015

Bundesnetzagentur unterstützt DLR bei der Maritimen Sicherheit

Die Bundesnetzagentur (BNetzA) und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) haben die Zusammenarbeit beim Thema F&E für die Maritime Sicherheit und entsprechende Echtzeitdienste vereinbart. In einem speziell ausgewiesenen Bereich in der Ostsee wird dazu erstmals ein Gebiet zur Verfügung stehen, in dem die Manipulation von Navigationssystemen und entsprechende Gegenmaßnahmen getestet werden können.

Rahmenbedingungen

Die existierenden Navigations- und Kommunikationssysteme auf dem Meer können mit entsprechenden Technologien von außen gestört werden. Die Sicherung kritischer Infrastrukturen, wie der maritimen Verkehrswege, Häfen und der Kommunikation ist eine Grundvoraussetzung für die fortwährende Sicherheit des maritimen Schiffsverkehrs. Forschung und Entwicklung können hier innovative Beiträge zur Lösung der anstehenden Herausforderungen leisten. Die "Zukunftsinitiative Securitas Maritima“ als Impulsgeber und integrierter Demonstrator für maritime Sicherheitstechnologien im Rahmen des Nationalen Masterplans Maritime Technologien (NMMT) definiert Lösungsansätze und nennt Themen, die mit hoher Priorität bearbeitet werden müssen. Im Rahmen der Kooperation des DLR mit der Bundesnetzagentur lassen sich dazu speziell die Themen "Integrierte Verkehrsführung von See und von Land“ und "Maritime Sicherheitsdienste“ adressieren.

Mehr Sicherheit in Nord- und Ostsee

In der Schifffahrt ist der Einsatz hochmoderner Technologien und die Automatisierung vieler Abläufe bereits weit verbreitet und nimmt stetig zu. Die zunehmende Vernetzung und Abhängigkeit von IT-Systemen bringt aber auch neue Gefahren durch manipulative Eingriffe von außen mit sich. So ist zum Beispiel die Navigation von Schiffen auf Grundlage von globalen Navigationssatellitensystemen (GNSS) wie GPS oder Galileo, unter Nutzung derzeitiger Bordtechnik nicht hinreichend geschützt. Mit sogenanntem GPS-Spoofing, bei dem Täuschsignale ausgesendet werden, die einen GPS-Satelliten imitieren, kann nachweislich der Kurs eines Schiffes geändert werden. Eine andere Methode, das sogenannte GPS-Jamming, verhindert massiv den Empfang von Satellitensignalen, so dass die GNSS Navigationssysteme eines Schiffes nicht mehr funktionieren.

Das DLR hat frühzeitig diese Gefahren für die Schifffahrt erkannt und arbeitet im Rahmen des Forschungsprojekts F&E für die Maritime Sicherheit und entsprechende Echtzeitdienste daran, die Navigationssysteme robuster gegen Angriffe von außen zu machen. Um manipulative Eingriffe in die Navigationssysteme der Schiffe besser untersuchen zu können, ermöglicht die Bundesnetzagentur dem DLR im Rahmen einer Frequenzgenehmigung den temporären Test von Stör- und Täuschsendern in einem kleinen und von nur sehr wenig Schiffsverkehr frequentierten Gebiet in der Ostsee. "Diese Kooperation ist für uns enorm wichtig, um neue Verfahren und Lösungen unter realen Bedingungen testen zu können“, so Dr. Dennis Göge, Programmkoordinator für die DLR-Sicherheitsforschung. Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur freut sich, dass die Bundesnetzagentur einen Beitrag zu diesen wichtigen Tests leisten kann: "Zur Erprobung innovativer Technologien und zur Weiterentwicklung von Nutzungsmöglichkeiten des Frequenzspektrums erteilt die Bundesnetzagentur in begründeten Einzelfällen temporäre Frequenzzuteilungen, die von der Frequenzverordnung bzw. dem Frequenzplan abweichen." In gemeinsamen Kampagnen des DLR-Institutes für Kommunikation und Navigation (IKN) mit Partnern wie zum Beispiel der Bundespolizei See sollen in den kommenden zwölf Monaten Verfahren und Gegenmaßnahmen erforscht und getestet werden, welche die satellitengestützte Navigation robuster gegen bewusste Eingriffe von außen machen soll. "Wir verfolgen hier vielversprechende neue Ansätze in der Multisensorfusion und auch in der gezielten Ausblendung von Störsignalen“, kommentiert Thoralf Noack, Abteilungsleiter Nautische Systeme am IKN.

In der Sicherheitsforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt werden die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten mit verteidigungs- und sicherheitsrelevantem Bezug in Abstimmung mit den Partnern in Staat, Wissenschaft, Industrie und internationalen Organisationen geplant und gesteuert. Der Querschnittsbereich Sicherheitsforschung verknüpft dabei die Kernkompetenzen aus den etablierten DLR-Programmen der Luftfahrt, Raumfahrt, Energie und des Verkehrs. Insgesamt mehr als zwanzig DLR-Institute und -Einrichtungen liefern im Rahmen ihrer sicherheitsrelevanten Arbeiten Beiträge zur Entwicklung, Erprobung und Bewertung von Technologien, Systemen und Konzepten sowie zur Analyse- und Bewertungsfähigkeit hinsichtlich sicherheitsrelevanter Anwendungen.

Kontakt

Thoralf Noack

Koordinator für maritime Forschung
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Kalkhorstweg 53, 17253 Neustrelitz