1. März 2016

Staatssekretär fordert wissenschaftliches Konzept für ISS-Nutzung ab 2020

Während einer Abendveranstaltung der Weserbrücke e.V. in der Bremer Landesvertretung am 1. März 2016 zum Thema "Bemannte Raumfahrt – Vergangenheit, Gegenwart auch Zukunft?" forderte der Staatssekretär Matthias Machnig ein besseres Marketing für die bemannte Raumfahrt und die Forschung auf der ISS, eine industriepolitische Strategie sowie ein wissenschaftliches Konzept für die Nutzung der ISS bei einer möglichen Verlängerung ab 2020.

Im Anschluss an die Vorträge von Marco Fuchs, CEO OHB, und Bart Reijnen, Leiter des Airbus Defence and Space-Standortes Bremen und zuständig für Orbitalsysteme und Space Exploration, zur Zukunft der bemannten Raumfahrt aus Sicht der Unternehmen, hat Staatssekretär Matthias Machnig, BMWI, von der Luft- und Raumfahrt als Schlüsseltechnologie für die nächsten Jahre und Jahrzehnte gesprochen. Sie habe einen wesentlichen Beitrag zu einer Vielzahl unserer heutigen Erkenntnisse geleistet. Man müsse sich jetzt entscheiden, ob man auf astronautische oder unbemannte Raumfahrt setze und über den Ressourceneinsatz nachdenken. Dabei würden die Entscheidungsspielräume der Politik immer enger. So könne Deutschland beispielsweise aus internationalen Projekten, wie der Entwicklung einer zukünftigen Trägerrakete, als wichtiger Partner nicht aussteigen. Die deutsche Raumfahrtstrategie fordere aber ein ständiges Abklopfen des Mehrwertes der Raumfahrt für den Menschen auf der Erde. Vor diesem Hintergrund gelte es, nicht nur den industriepolitischen und regionalpolitischen Mehrwert sowie die technologische Entwicklungen, Spin-offs und Spin-inns aufzuzeigen, sondern insbesondere zu klären, welche wissenschaftlichen Untersuchungen ausschließlich durch astronautische Raumfahrt und entsprechende Infrastrukturen bzw. den Weiterbetrieb der ISS erreicht werden können. Das Marketing müsse laut Machnig besser werden. Reine industriepolitische oder regionalpolitische Argumente reichten nicht aus. Er forderte erkennbare Beispiele, die die Fantasie anregen.

Im Kontext der Debatte um eine astronautische Mission im sogenannten Deep Space, fragte er nach wissenschaftlichen Programmen, die für eine solche Mission sprächen. Machnig betonte, er habe eigentlich ein großes Maß an Sympathie für die Raumfahrt, erwarte aber von den Unternehmen Antworten hinsichtlich der Nutzung, nicht nur dem Ministerium gegenüber, sondern auch einer breiten Öffentlichkeit gegenüber. Zudem müssten sich auch die europäischen Unternehmen dem Wettbewerb der amerikanischen "New Space Economy" stellen. Astronautische Raumfahrt sollte zudem international, also unter Einbeziehung von China und Russland, eingegangen werden. Sie müsse mit einer klaren industriepolitischen Strategie hinterlegt werden. In der anschließenden Diskussion forderte er ein wissenschaftliches Konzept, was 2020-2024 auf der ISS gemacht werden solle. "Da muss, freundlich gesagt, noch nachgearbeitet werden". Die Politik lasse sich diesmal nicht mit dem Argument der internationalen Abmachungen, aus denen Deutschland als wichtiger Partner nicht aussteigen könne, abspeisen. Der Mehrwert der ISS müsse deutlich werden.

Im Dezember kommen die ESA Mitgliedsstaaten zur ESA-Ministerratskonferenz zusammen, um unter anderem über die Zukunft der ISS zu entscheiden. USA und Russland haben sich bereits zu einem Weiterbetrieb bis 2024 entschlossen, und sich für eine Zusammenarbeit bei einer zukünftigen Raumstation entschieden.

Kontakt

Dr. Nina-Louisa Remuß

Stellvertretende Leitung Büro Berlin
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Bundespolitik
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