20. Juni 2016

DLR bei Fachgespräch zu Schienengüterverkehr der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen

Am 20. Juni hat die Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen zu einem Fachgespräch mit dem Titel "Mehr Güter auf die Schiene – aber wie?" eingeladen, das im Bundestag stattgefunden hat. Das DLR wurde fachlich von Dr. Stephan Müller,DLR Institut für Verkehrsforschung, vertreten, dessen Vortrag sich den Treibern und Barrieren für Innovationen im Schienengüterverkehr widmete.

Dazu wendete er ausgewählte Innovationstheorien und Erklärungskonzepte auf den Schienengüterverkehr an, darunter die Path-Dependency, wonach Innovationen von Unternehmen durch die vorangegangenen Entwicklungsschritte stark beeinflusst werden und der Lösungsraum eingeschränkt ist. Darüber hinaus beschrieb er den sogenannten Kondratjew-Zyklus. Demnach ist alle 40-60 Jahre der Druck auf ein soziotechnisches System zu hoch, so dass es zu einer Technology Transition, einer technisch-organisatorischen Neuausrichtung der Innovationen kommt, auf die sich die gesamte Gesellschaft völlig neu ausrichtet. Mit seiner Darstellung der Theorie "Multi-Level-Perspektive" zeigte er die Bedeutung von Nischen und Rahmenbedingungen (Systemschocks) für so eine Transition. Ein Beispiel für einen Schock, durch das sich das etablierte System von Akteuren und Denkweisen öffnete, sind die Ereignisse in Fukushima, die für den Durchbruch Erneuerbarer Energien der Katalysator waren. Als Barrieren nannte Müller den fehlenden Return of Investment für Innovationen im Schienengüterverkehr bei gleich gleichzeitiger Marktdegeneration, die erreichte Komplexität und der herrschende Marktdruck in der Logistik (Stichwort: Inventor’s Dilemma) und den domierenden Denkfokus auf inkrementelle technische Komponenteninnovation (path dependency). Als Chance sieht er das Wachstum neuer Logistikmärkte (Logistikeffekt), die Grenzen des Automobil-LKW-Systems (green logistics) und die bereits existierenden radikalen Ideen in Nischenanwendungen. Er empfahl die Transition ernsthaft anzunehmen und die Path-Dependency, das Inventor’s Dilemma sowie das Technologische Patt mit radikalen Innovationen zu überwinden und in Nischen neue technisch-organisatorische Ideen zu fördern. Der Druck zur Veränderung sei sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene spürbar. Die Frage sei, wer damit besser umginge.

Die anwesenden Abgeordneten zeigten sich äußerst interessiert an dem DLR Beitrag. "Herr Müller vom DLR hat das beeindruckend zusammengestellt. Wir brauchen ein Fukushima für die Schiene, damit sich etwas ändert. Wahrscheinlich müssen wir den Zyklus abwarten, bis es richtig knallt und wir woanders hinkommen.", so MdB Valerie Wilms, Obfrau im Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur von Bündnis 90/Die Grünen.

MdB Stephan Kühn, verkehrspolitischer Sprecher, hat die Veranstaltung in seinem Schlusswort in den Kontext gerückt. Als kleinste Oppositionspartei sei Bündnis 90/Die Grünen in ihrer Wirkungskraft zwar eingeschränkt, sollte aber dennoch die Vielzahl der noch in dieser Legislaturperiode anstehenden bundespolitischen Maßnahmen (z.B. Bundeshaushalt: Förderung der NE Bahn; Förderung der Elektromobilität / Elektrifizierung; BVWP: Mikroskopische Maßnahmen; Eisenbahnregulierungsgesetz) nutzen und wesentliche Stellhebel abarbeiten. Für die neue Legislaturperiode müssten intensive verkehrspolitische Ziele, die über Verlagerungsziele hinausgingen, formuliert werden. Dabei sah er sich und seine Fraktion in der Verantwortung gewisse Themen kontinuierlich zu thematisieren. Verbände, Wirtschaft und Forschung forderte er auf, das Dauerrasseln zu unterstützen.

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