2. November 2016

ACARE: EU-Luftfahrtakteure beraten neue Forschungsagenda

Am 26. Oktober 2016 tagte in Brüssel die Generalversammlung des Advisory Council of Aviation Research (ACARE) unter dem Vorsitz von Prof. Rolf Henke, Luftfahrtvorstand des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Das Gremium bringt die führenden Vertreter der europäischen Luftfahrtbranche aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zusammen. Gemeinsam erarbeiten sie die Leitlinien der europäischen Luftfahrtforschungsstrategie für morgen.

In diesem Jahr galt es, die Aktualisierung der vor vier Jahren veröffentlichten Forschungs- und Innovationsagenda SRIA (Strategic Research and Innovations Agenda) zu beraten, um sie an die aktuellen Entwicklungen und Bedürfnisse der Gegenwart anzupassen. Dafür hatten alle Mitglieder aus der jeweils eigenen Perspektive von Luftverkehrswirtschaft, Flugsicherungen, Flughäfen, Luftfahrtindustrie und der Mitgliedsstaaten die Veränderungen der Randbedingungen und den daraus resultierenden Forschungsbedarf zu formulieren. "Im Sommer 2017 wollen wir die überarbeitete Agenda der Öffentlichkeit vorlegen", sagt DLR-Luftfahrtvorstand und ACARE-Vorsitzender Prof. Rolf Henke. „Die Agenda soll allen Stakeholdern und insbesondere der Politik eine Orientierung an die Hand geben, welche drängendsten Forschungsfragen in der Luftfahrt anzugehen sind und wie diese aus wissenschaftlicher, technologischer und organisatorischer Sicht beantwortet werden können."

Mit rund 450 Airlines, 700 Flughäfen und einer weltweit führenden Luftfahrtindustrie ist Europa einer der umfangreichsten Luftverkehrsmärkte der Welt. Deshalb gilt es, innerhalb der EU neben den klassischen Themen wie Treibstoff- und Lärmreduktion auch neue Herausforderungen wie Herstellungsprozesse, das Thema Cybersicherheit oder Entwicklungen im Bereich des unbemannten Luftverkehrs in eine umfassend angepasste Agenda aufzunehmen. Wie die Vorgängerdokumente wird sich die aktualisierte Forschungsagenda in europäischen und nationalen Programmen der Luftfahrtforschung widerspiegeln.

Die Leitlinienfunktion von ACARE wurde während der Generalversammlung eindrucksvoll am Beispiel der Entstehung und Ausrichtung des österreichischen Luftfahrtforschungsprogramms TakeOff demonstriert und durch Vertreter der anderen Mitgliedsstaaten ergänzt. Das deutsche Luftfahrtforschungsprogramm, in dessen Rahmen gerade der dritte Aufruf für Projektvorschläge veröffentlicht wurde, ist ein weiteres prominentes Beispiel für die Umsetzung der SRIA in den Mitgliedsstaaten, wie Ministerialdirigent Holger Schlienkamp vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie herausstellte.

Bereits im März 2011 hatte die Europäische Kommission die Luftfahrtvision "Flightpath 2050" veröffentlicht. Darin enthalten sind zentrale Ziele für die Entwicklung der Luftfahrt in Europa bis Mitte des Jahrhunderts. Eines der Ziele ist es, die CO2-Emissionen um 75 Prozent und die Lärmemissionen um 65 Prozent gegenüber dem Jahr 2000 zu senken. Zur Erreichung der ambitionierten Ziele formulierte ACARE für die öffentliche und private Luftfahrtforschung in Europa im darauffolgenden Jahr die strategische Agenda SRIA, welche langfristig die Arbeit in Forschung und Entwicklung auf dem Weg zum sauberen, leisen, komfortablen und sicheren Flugverkehr vorgibt.

Seit dem Jahr 2001 erstellt ACARE, als Forum aller großen Luftfahrt-Akteure in Europa, Leitlinien für die Luftfahrtforschung. Der ersten Formulierung herausfordernder Ziele in der "Aeronautics Vision 2020" folgten tausende Forschungsprojekte der ACARE-Mitglieder. ACARE verfolgt in seinen Leitlinien auch das Ziel, das Interesse des Nachwuchses für die Luftfahrtforschung zu fördern. Die zahlreichen DLR_School_Labs leisten hier einen wichtigen Beitrag.

Verwandte Nachrichten