15. Dezember 2016

Kurz nachgefragt beim neuen Leiter des DLR-Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin

Seit dem 1. Dezember 2016 hat das Institut für Luft- und Raumfahrmedizin des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) einen neuen Leiter: Prof. Dr. med. Jens Jordan. Im Kurzinterview stellt sich der Institutsleiter vor und gibt Einblicke in seine Ziele.


Sehr geehrter Herr Jordan, Sie sind seit Dezember 2016 der neue Direktor des DLR-Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin. Wie haben Sie die ersten Tage erlebt und sind Sie bereits "angekommen"?

Die ersten Tage am Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin waren sehr intensiv: Neben den administrativen Prozessen, in die ich mich einarbeiten muss, habe ich mich mit meinen neuen Kolleginnen und Kollegen wissenschaftlich ausgetauscht und konnte so immer wieder neue Facetten des Instituts kennenlernen. Wirklich angekommen bin ich vermutlich dann, wenn ich mich nicht mehr im unserem großen Forschungsgebäude ":envihab" verlaufe.


Welche Positionen hatten Sie in den letzten Jahren inne und was waren Ihre bisherigen Forschungs-Highlights?

Bis 2008 habe ich an der Charité und dem Max-Delbrück-Centrum ein Klinisches Forschungszentrum geleitet und wurde dann Direktor des Instituts für Klinische Pharmakologie der Medizinischen Hochschule Hannover.

Ein wichtiges Arbeitsgebiet war die Erforschung einer genetischen Störung, der Noradrenalintransporter-Funktion, die Herzrasen im Stehen verursacht. Wir konnten den "Osmopressor-Reflex" entdecken, der durch Wassertrinken aktiviert wird. Bei Menschen mit Störungen des autonomen Nervensystems und Ohnmachtsanfällen kann man diesen Reflex therapeutisch nutzen, da durch den Genuss von Wasser Sensoren in der Leber aktiviert werden, die den Blutdruck stabilisieren. Außerdem konnten wir nachweisen, dass bestimmte Hormone, die von Herzmuskelzellen in das Blut abgegeben werden, den Stoffwechsel im Fettgewebe und in der Muskulatur steuern und dadurch eine Kommunikation zwischen Herzkreislaufsystem und Stoffwechsel stattfindet. Dies könnte neue Möglichkeiten für die Prävention und Therapie von Herzkreislauferkrankungen eröffnen.


Welche Vorstellungen haben Sie für die ersten 100 Tage in Ihrer neuen Position?

Gemeinsam werden wir eine sehr genaue Bestandsaufnahme machen. Wo sind wir wissenschaftlich besonders stark? Kümmern wir uns genug um den wissenschaftlichen Nachwuchs? Könnten wir uns noch besser in wissenschaftliche Netzwerke einbringen? Dies sind fürs Erste die Hauptthemen.


Welche besonderen Herausforderungen sehen Sie auf sich zukommen?

Wir müssen auch weiterhin stark in Zukunftsthemen und Forschungsqualität investieren. Nur so können wir im internationalen Wettbewerb langfristig bestehen. Wenn alle mitziehen, dann werden wir das schaffen.


Welche Berührungspunkte hatten Sie bisher in Ihrer Arbeit mit der Luft- und Raumfahrtmedizin?

Von 1996 bis 1998 war ich mit einem DFG-Ausbildungsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in der Abteilung für Klinische Pharmakologie der Vanderbilt University in den Vereinigten Staaten, wo Astronauten hochkomplexe Methoden beigebracht wurden, um die Aktivität des sympathischen Nervensystems zu messen. Diese Methoden wurden dann im Rahmen der Neurolab-Mission im Weltraum erfolgreich angewandt. Das war mein Einstieg. Nach meiner Rückkehr nach Deutschland war meine Arbeitsgruppe an Projekten im Rahmen von Bettruhestudien, Parabelflügen und auf der Internationalen Raumstation beteiligt.


Auf was freuen Sie sich besonders?

Ich freue mich auf die Arbeit mit den neuen Kollegen. Zu Anfang meiner wissenschaftlichen Karriere hatte ich großartige Mentoren, das würde ich jetzt gerne an die nächsten Wissenschaftler-Generationen weitergeben. Außerdem begeistert mich die international einzigartige Forschungsinfrastruktur an unserem Institut, insbesondere im :envihab. Wir können hier Forschungsideen realisieren, die woanders undenkbar wären.

Kontakt

Michel Winand

Kommunikation Köln, Bonn, Jülich, Aachen, Rheinbach und Sankt Augustin
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Kommunikation
Linder Höhe, 51147 Köln
Tel: +49 2203 601-2144

Friederike Wütscher

Institutsbeauftragte für Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin
Linder Höhe, 51147 Köln