18. Oktober 2017

DLR Sicherheitsforschung auf dem MSC Arctic Security Roundtable in Reykjavik

Der arktische Raum befindet sich aufgrund der stark ausgeprägten und rasant voranschreitenden Folgen des Klimawandels in einer Phase großer Veränderungen. Fast alle Szenarien sehen allerdings bereits jetzt eine sich abzeichnende deutliche Intensivierung seiner Nutzung als Lebens-, Verkehrs- und als durchaus bedeutenden Wirtschaftsraum vor allem des Ressourcenabbaus an.

Die Arktis im Blick von Wissenschaft und Politik

Vor dem Hintergrund der weltweit konstant hohen oder gar steigenden Nachfrage nach Rohstoffen und der Hoffnung auf kürzere und damit auch wirtschaftlichere Warentransportwege zwischen Ost und West über den Arktischen Ozean erscheint dieser Weg heute realistischer denn je. Die schon jetzt vielfach formulierten Ansprüche der fünf Küsten-Anrainerstaaten der Arktis - aber auch das steigende Interesse von nicht-arktischen Staaten wie China oder Indien - zeugen weiterhin von dieser Entwicklung. Welches Szenario auch eintreten wird, in jedem Fall werden damit auf einzelne Staaten wie auch auf die Weltgemeinschaft große politische wie technologische Herausforderungen zukommen. Diese umfassen unter anderem Fragen zum Monitoring und zum Schutz eines ökologisch hochsensiblen Raumes, der Überwachung von zukünftigen Abkommen bezüglich seiner wirtschaftlichen Nutzung, der Nutzung von autonomen Systemen zum Abbau von marinen Ressourcen in der Tiefsee sowie nicht zuletzt auch eine Reihe von sicherheitstechnischen und sicherheitspolitischen Erwägungen.

Klimawandel ist die treibende Kraft wie auch die größte Gefahr für den Raum

"Die Arktis ist seit Jahren ein Raum großer und sehr erfolgreicher internationaler Kooperationen mit einem zurzeit erstaunlich geringen geopolitischen Spannungs- und Konfliktpotential - auch ungeachtet der heute weltweit oft deutlich schwierigeren politischen Lage", sagt Dr. Dennis Göge, Programmkoordinator für Sicherheitsforschung sowie Gründungsdirektor des Instituts für den Schutz maritimer Infrastrukturen im DLR. Und fügt hinzu: "Die Veränderungen, denen wir dort jetzt schon begegnen und die vor allem durch den globalen Klimawandel hervorgerufen werden, erfordern jedoch politisch wie auch wissenschaftlich und technologisch neue Denkweisen und Lösungen für bisher nicht bekannte Probleme".

Im besonderen Blickpunkt steht dabei auch in Zukunft das schwierige Verhältnis von Nutzbarkeit einerseits und den extremen Bedingungen andererseits. Zwar führt der Klimawandel zu einer Erweiterung in der wirtschaftlichen Nutzung des Raumes, aber dennoch bleibt die Region in vielerlei Hinsicht ein für Mensch und Technologie extrem schwieriges Umfeld. Eine verstärkte wirtschaftliche Nutzung der abgelegenen Regionen wird auf Jahrzehnte sowohl auf internationale Kooperationen im politischen wie auch im technologischen Umfeld angewiesen sein.

Die Münchener Sicherheitskonferenz setzt das Thema Arctic Security weiter in den Fokus

Trotz - oder gerade auch wegen - der aktuell noch nicht sonderlich drängenden Sicherheitsfragen in dieser Region hat die Munich Security Conference (MSC) das Thema Arctic Security bereits im letzten Jahr auf ihre Agenda genommen und hierzu eine eigene Veranstaltungsreihe aufgelegt. Auf diesen sogenannten Arctic Security Roundtables bringt die MSC jeweils ca. 40 hochranginge Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, den Küstenwachen und Marinen sowie der Zivilgesellschaft an einen Tisch. Auf dem zweiten dieser Treffen, das am 12. Oktober 2017 im Rahmen des Arctic Circle Assembly im isländischen Reykjavik stattgefunden hat, nahm für das DLR Dr. Dennis Göge teil. Ziel ist es, den Veränderungsprozess in der Arktis von Anfang an politisch wie technologisch - auch im Hinblick auf mögliche Konfliktpotenziale sowie Sicherheitsprobleme - zu begleiten und damit vorausschauend und im internationalen Dialog bereits heute über mögliche Lösungsansätze zu diskutieren.

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betreibt bereits heute Forschung und Entwicklung in vielen zukunftsweisenden und für die beschriebenen Herausforderungen notwendigen Technologien - auch in der Sicherheitsforschung allgemein und der maritimen Sicherheit im Besonderen. Beispielhaft sei hier auf eine Technologie wie die satellitengestützte Radarfernerkundung verwiesen. Diese wird mit ihren vielfältigen Möglichkeiten der wetterunabhängigen Überwachung und Erkundung von Meer- und Eisflächen, Eisbergen und -schollen oder Schifffahrtsrouten sowohl für konkrete Anwender, wie etwa die Schifffahrt oder Explorationsunternehmen, als auch für die Politik eine Grundlage und Bedingung für eine sinnvolle und sichere Entscheidungsfindung darstellen.

Sicherheitsforschung im DLR

In der Sicherheitsforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt werden die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten mit verteidigungs- und sicherheitsrelevantem Bezug in Abstimmung mit den Partnern in Staat, Wissenschaft, Industrie und internationalen Organisationen geplant und gesteuert. Der Querschnittsbereich Sicherheitsforschung verknüpft dabei die Kernkompetenzen aus den etablierten DLR-Programmen der Luftfahrt, Raumfahrt, Energie und des Verkehrs. Insgesamt mehr als zwanzig DLR-Institute und -Einrichtungen liefern im Rahmen ihrer sicherheitsrelevanten Arbeiten Beiträge zur Entwicklung, Erprobung und Bewertung von Technologien, Systemen und Konzepten sowie zur Analyse- und Bewertungsfähigkeit hinsichtlich sicherheitsrelevanter Anwendungen.

Kontakt

Dr. Dennis Göge

Programmkoordinator Sicherheitsforschung
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Programmkoordination Sicherheitsforschung
Linder Höhe, 51147 Köln

Peter Poete

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Programmkoordination Sicherheitsforschung
Programmkoordination Sicherheitsforschung
Linder Höhe, Köln