11. Februar 2019

DLR informiert über Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung in der Landwirtschaft

  • Erdbeobachtungsdaten und daraus resultierende Informationsprodukte bieten objektive Entscheidungsgrundlagen für Landwirte und Politik.
  • Grundlage für eine Vielzahl der landwirtschaftlichen Anwendungen ist der performante Zugang zu Informationen, z.B. über Breitbandausbau, sowie für die Akzeptant die Themen Datenschutz, Souveränität und Hoheit
  • Es gibt bereits viele Informationsquellen, Daten, Vorschriften und Bedarfe -es ist an der Zeit, diese im Sinne einer Metaplattform gemeinschaftlich intelligent zu bündeln und nicht zu doppeln oder zu fragmentieren, um sie für den übergeordneten gesellschaftlichen Nutzen zu nutzen.
  • Schwerpunkt(e): Raumfahrt, Digitalisierung

Am Montag, 11. Februar 2019, befasste sich der Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft des Deutschen Bundestages in einem öffentlichen Fachgespräch mit der Digitalisierung in der Landwirtschaft. Unter den insgesamt neun geladenen Sachverständigen war auch Prof. Dr. Hansjörg Dittus, DLR Vorstand für den Bereich Raumfahrtforschung und –technologie. In der zweistündigen Anhörung unter Leitung des Ausschussvorsitzenden Alois Gerig MdB gab Prof. Dittus Auskunft über die „Chancen und Risiken der Digitalisierung in der Landwirtschaft“ aus Sicht der Raumfahrt.

Im Zentrum der Stellungnahme von Prof. Dittus stand die Anwendung von Erdbeobachtungsdaten und die daraus resultierenden Informationsprodukte als Entscheidungsgrundlage für Landwirte. Erdbeobachtungsdaten ermöglichen ein weltweites, zeitlich und räumlich hochaufgelöstes Monitoring der Erde. Innovative Analyseverfahren, welche Erdbeobachtungsdaten mit zusätzlichen Informationen verschneiden, liefern Informationsprodukte z.B. die Frisch- und Trockenmasse oder das phänologische Stadium. Gekoppelt mit Modellen z.B. Pflanzenwachstumsmodellen bilden solche Informationsprodukte wichtige Entscheidungsgrundlagen und ermöglichen Rückschlüsse bzgl. der Optimierung einzelner Produktionsschritte, z.B. im Kontext Precision Farming, sowie in Punkto Naturschutz. Erdbeobachtungsdaten ermöglichen auch Extremereignisse – wie z.B. die Trockenperiode im Sommer 2018 – darzustellen und die Ernteverluste für den einzelnen Landwirt zu errechnen. Ausgewählte Erdbeobachtungsmissionen für landwirtschaftliches Monitoring sind die Sentinel Missionen des Flagschiffprogramms Copernicus der Europäischen Kommission, die nationalen Missionen TerraSar-X und Tandem-X, die geplante nationale Mission Tandem-L, sowie die derzeit im Bau befindliche Mission EnMap.

Herausforderung: flächendeckender Breitbandausbau

Um landwirtschaftliche Produktionsprozesse flexibler steuern zu können und insgesamt transparenter, ressourceneffizienter und nachhaltiger zu gestalten, müssen digitale Anwendungen auf Betriebsebene zu übergreifenden Produktionssystemen vernetzt werden („Hof 4.0“). Darüber hinaus werden Möglichkeiten diskutiert, digitale Technologien in der Landwirtschaft vor- und nachgelagerten Stufen entlang der gesamten Wertschöpfungskette miteinander zu vernetzen. Für all dies bedarf es eines zukunftsfähigen Ausbau der digitalen Infrastruktur.

Chance: Masterplattform für die Landwirtschaft

Besonders interessiert zeigten sich die Abgeordneten an der Entwicklung einer Agrar-Plattform, im Sinne einer Metaplattform. Es gibt bereits viele Informationsquellen, Daten, Vorschriften und Bedarfees ist an der Zeit, diese im Sinne einer Metaplattform gemeinschaftlich intelligent zu Bündeln und nicht zu doppeln oder fragmentieren, um sie für den übergeordneten gesellschaftlichen Nutzen einzusetzen. Der Erfolg einer Master-Plattform wird sich daran messen lassen, inwieweit er auf Akzeptanz der Nutzer stößt. Dies gelingt, wenn wir Erkenntnisse bündeln, in transparenter Form über eine neutrale Stelle zur Verfügung stellen, begleitend Zugang zu Wissen und Kompetenzerwerb verbinden und die Möglichkeit eines interaktiven Austausches, z.B. im Sinne von Kompetenzfeldern schaffen. Damit schöpfen wir die Potenziale Deutschlands als treibende Innovationsakteure aus, nehmen die Bedarfe von Endnutzern und Betrieben ernst und geben auf wichtige Fragen Antworten.

Herausforderung: Datenschutz und Datenhoheit

Die Einbindung bzw. Berücksichtigung bereits existierender Plattformen, sowie zur Verfügung stehenden Open Source Daten und Technologien sollte ein wesentlicher Bestandteil in der Planung des Aufbaus einer solchen Plattform sein. Hierbei müssen zudem die Themen Datenschutz und Datenhoheit an vorderster Front berücksichtigt werden. Das grundsätzliche Verständnis der Anforderungen an eine Art „Agrar-Plattform“ ist das damit verbundene übergeordnete Ziel, dass Landwirten und Nutzern ihre Daten-Souveränität erhalten bleibt und ein nachhaltiger gesellschaftlicher Beitrag geleistet wird. Metaziel einer angedachten Plattform ist der Schutz der Umwelt und Erhalt der Ernährungssicherheit in Deutschland, bzw. weltweit.

Chance: Europäische und internationale Vorreiterrolle

Durch ein glaubhaftes Monitoring und Reporting kann Deutschland eine Vorreiterrolle in inter-nationalen Bestandsaufnahmen einnehmen. Die „Agrar-Plattform“ könnte hier für den Landwirtschaftssektor und ggf. auch mit Blick auf Umweltinformationen ein wichtiges Instrument für Landwirte und andere öffentliche Stellen werden. Ein Instrument wie die „Agrar-Plattform“ ist dadurch auch international ein Vorreiter mit Präzedenzcharakter für die Anwendung weit über Deutschland hinaus. Dies reiht sich harmonisch in das hohe Interesse Deutschlands ein, die nationalen Beiträge zu den Zielen der Agenda 2030 und des Pariser Klimaabkommens zeitnah und nachvollziehbar zu erfassen und zu berichten.

Kontakt

Dr. Nina-Louisa Remuß

Stellvertretende Leitung Büro Berlin
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Bundespolitik
Markgrafenstraße 37, 10117 Berlin