Dor­nier DO 228-101 D-CODE

Die Dornier DO 228-101, Kennung D-CODE, wird vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Braunschweig als fliegende Universal-Forschungsplattform bei den unterschiedlichsten Experimenten eingesetzt. Mit ihr werden zum Beispiel Strömungsuntersuchungen an Laminarprofilen von Tragflächen durchgeführt, optische Sensoren zur Erzeugung künstlicher Außensicht und Flugführungssysteme erprobt sowie Fernerkundungsmissionen geflogen.

Modifikationen

Die Dornier DO 228-101 unterscheidet sich vom Standard durch folgende Modifikationen:

  • Meteorologische Sensoren für Messungen von Turbulenzen, Druck, Feuchte, Windgeschwindigkeit und Richtung
  • Befestigungspunkte an der Rumpfaußen - und -oberseite, unterhalb der Tragflächen, am Bug- und Rumpfheck sowie an der Rumpfspitze. Hier kann zum Beispiel ein Nasenmast mit integrierter Strömungssonde für Geschwindigkeits-, Schiebewinkel- und Anstellwinkelmessungen befestigt werden
  • Frachttür an der linken Rumpfseite (1,3 Meter x 1,4 Meter)
  • zwei Öffnung im hinteren Kabinenboden (20 Zentimeter x 60 Zentimeter und 50 Zentimeter x 60 Zentimeter) für Experimentiereinheiten
  • Teleskopschachtöffnung im vorderen Kabinenboden für Fernmessungen
  • Zwei Bubble-Fenster in der hinteren Kabine
  • Stromversorgung mit 28 Volt (Gleichstrom), 115 Volt und 220 Volt (Wechselstrom) für den Betrieb von wissenschaftlichen Instrumenten und der Sauerstoffanlage, die in Höhen bis zu 7.600 Meter die Besatzungsmitglieder mit Atemluft versorgt
  • Hochpräzises IGI-Navigationssystem (Ingenieur-Gesellschaft für Interfaces mbH)
  • Befestigungsschienen in der Kabine für die Montage von so genannten Experimentier-Racks
  • Computersystem für die Online-Kommunikation und Datenübertragung (Down- und Uplink) zwischen Flugzeug und Bodenstation

Missionen und Forschungsschwerpunkte

Mit der DO 228-101/D-Code werden folgende Experimente durchgeführt:

Strömungsuntersuchungen an Laminarprofilen

Untersuchungen zur Beseitigung des laminar-turbulenten Umschlags, der unter anderem durch Verschmutzung des Tragflügelnasenbereichs hervorgerufen wird. Dies entsteht zum Beispiel durch Insekten oder Vereisung.
Die turbulente Umströmung eines Tragflügelprofils erzeugt durch Verwirbelungen und Querströmungen einen höheren Reibungswiderstand; die Folge ist ein erhöhter Treibstoffverbrauch. Die DLR-Wissenschaftler arbeiten daran, die Strömung um ein Profil über eine möglichst lange Strecke laminar zu halten. Das bedeutet, Verwirbelungen und Querströmungen zu verhindern, um dadurch den Reibungswiderstand zu minimieren.

Orientierungshilfe – Künstliche Außensicht mit Radar- und Infrarotsensoren

Mit der DO 228-101 werden Radar- und Infrarotsensoren getestet um den Verkehrsfluss in der Luft und am Boden zu verbessern. Mit ihnen sollen Sichtberhinderungen ausgeglichen werden, die zum Beispiel durch Regen, Schnee oder Eis verursacht werden können. Die künstlichen Außensichten erzeugen im Cockpit an Monitoren eine digitale Landebahn und visualisieren Flug- und Rollwege. Das System soll dem Piloten auf komplexen Flughäfen als Orientierungshilfe dienen und die Sicht auf den umgebenden Verkehr verbessern.

Fernerkundung mit der hochauflösenden Stereokamera HRSC

Das universelle Forschungsflugzeug DO 228-101 wird vom DLR unter anderem zur Fernerkundung eingesetzt und eignet sich besonders für Kameraflüge wie zum Beispiel mit der vom DLR betriebenen hochauflösenden Stereokamera HRSC (High Resolution Stereo Camera), die auch für Weltraummissionen genutzt wird.

Technische Daten

Dornier DO 228-101

Daten

Länge:

15,03 Meter (ohne Nasenmast)

Höhe:

4,86 Meter

Spannweite:

16,97 Meter

Kabinenlänge:

6,30 Meter

Kabinenbreite:

1,35 Meter

Kabinenhöhe:

1,55 Meter

Sitzplätze:

15 (Im Rahmen der DLR-Forschung mit neun Sitzpätzen ausgestattet)

Leergewicht:

3,7 Tonnen

Gesamtgewicht:

5,98 Tonnen

Antrieb:

zwei Garret Turboprop Triebwerke TPE 331-5 mit jeweils 715 Wellen-PS

Propeller:

Vierblatt Hartzell Propeller - Modell HC-B4TN-5 ML-LT 10574 AB (EL) mit Umkehrschub

Reichweite:

2.700 Kilometer

Flughöhe:

maximal 7.600 Meter (25.000 Fuß)

Geschwindigkeit:

maximal 369 Kilometer pro Stunde

Flugdauer:

8:00 Stunden

Tankkapazität:

1.814 Kilogramm

Nutzung:

Zivile und militärische Nutzung, Passierflüge - überwiegender Einsatz in Ländern mit eingeschränkter Infrastruktur

DLR-Flugbetrieb:

Braunschweig

Flugexperimente

Kontakt

Martin Gestwa

Leiter Forschungsflugabteilung Braunschweig
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Flugexperimente
Leitungsbereich
Lilienthalplatz 7, 38108 Braunschweig

Volker Speelmann

Leitung Forschungsinfrastrukturen
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Vorstandsbereich Innovation, Transfer und wissenschaftliche Infrastrukturen
Linder Höhe, 51147 Köln