8. Oktober 2019 | Mit in den Weltraum genommen

Alexander Gerst besucht das DLR in Bonn

  • Am 8. Oktober 2019 hat der deutsche ESA-Astronaut Alexander Gerst das DLR Raumfahrtmanagement in Bonn besucht.
  • Alexander Gerst berichtet von seiner horizons-Mission und seiner Zukunft im ESA-Astronautenkorps
  • Schwerpunkte: Raumfahrt

197 Tage im All, 3061 Mal die Erde umrundet, dabei 130 Millionen Kilometer zurückgelegt und 371 Experimente durchgeführt – 40 davon aus Deutschland. Das ist die kurze Zusammenfassung der horizons-Mission von Gerst, Alexander, die am 20. Dezember 2018 zu Ende ging. Nun hat der deutsche Astronaut im Korps der Europäischen Weltraumorganisation ESA am 8. Oktober 2019 das Raumfahrtmanagement im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Bonn besucht, um den Mitarbeitern und geladenen Gästen von seiner letzten Mission horizons und seinen Zukunftsplänen zu berichten. "Es ist echt schön, hier wieder in Bonn bei den Kollegen zu sein, die meine beiden Missionen zur Internationalen Raumstation ISS mit Herzblut begleitet haben", sagte Alexander Gerst gleich zu Beginn.

Lange Zeit in Unterbesetzung auf der Raumstation

Mit seinem Vortrag nahm der deutsche ESA-Astronaut sein Publikum mit auf eine anderthalbstündige Weltraumreise durch seine Mission. Er berichtete vom einzigartigen Blick auf unsere Erde, vom Leben auf der ISS, ebenso von den Experimenten. Und dann natürlich auch vom 11. Oktober 2018: Beim Blick aus dem Fenster der Cupola war dem ersten deutschen ISS-Kommandanten sofort klar, dass etwas mit dem Start seiner Crewkollegen Nick Hague (USA) und Alexej Owtschinin (Russland) nicht stimmen konnte. Nach der Meldung des dänischen CapCom Andreas Morgensen – dem Verbindungssprecher zwischen den ISS-Astronauten und der Bodenstation – kam dann die Gewissheit. Es gab einen Startabbruch, aber die beiden Raumfahrer waren gesund. "Nach dieser Meldung wussten wir, dass wir lange Zeit zu dritt sein werden. Wir wussten erst einmal nicht, wann wieder eine Crew kommen wird. Wir haben uns dann als Crew innerhalb von Minuten entschieden, dass wir, falls nötig, auch länger auf der ISS bleiben und sie nicht alleine lassen würden", betonte Alexander Gerst.

Zu dritt auf der Raumstation bei „Kerzenschein“

Danach war erst einmal alles anders. Die Dreier-Crew musste sich umstellen und das große Pensum aus Stationsaufgaben und wissenschaftlichen Experimenten meistern. "Es lief aber viel besser als gedacht. Wir haben mehr gearbeitet und Aufgaben verschoben. So haben wir am Ende unser gesamtes wissenschaftliches Programm geschafft", blickt Alexander Gerst zurück. Doch trotz der vielen Arbeit fanden die drei Raumfahrer noch Zeit, beim "Kerzenschein" – gebastelt aus einer Taschenlampe – zusammenzusitzen und bestimmte Ereignisse zu feiern. Ein Ereignis, das auch der NASA-Sicherheit nicht verborgen blieb. Sie hatte bei Alexander Gerst "leicht verschämt" angefragt, ob die Crew trotz totalem Feuerverbot auf der ISS tatsächlich eine Kerze angezündet hätten. Neben diesen vereinzelten, besinnlichen Anlässen stand allerdings eine weitere Herausforderung an – die Übergabe an die Ersatzcrew: "Die Station musste ich der Backup-Crew in nur zwei Wochen übergeben. Das war noch einmal richtig viel Arbeit", erinnert sich der erste deutsche ISS-Kommandant.

Das nächste Ziel ist unser ständiger Begleiter

Doch Alexander Gerst berichtete nicht nur über seine vergangene Mission. Er blickte auch in die Zukunft der exploratorischen Raumfahrt: "Das nächste Ziel ist unser kleiner ständiger Begleiter, unser achter Kontinent. Es ist schade, dass seit fast 50 Jahren kein Mensch mehr auf dem Mond war. Wir haben damals dort eine Fahne aufgestellt und Proben mitgebracht. Wir verstehen den Mond aber leider immer noch nicht. Deshalb brauchen wir mehr Mondforschung", betonte Gerst. Die Zeit dafür sei gerade günstig: "Der Spirit ist wieder da, weiter zu gehen als nur zur ISS. Dieser Spirit hat vor ein paar Jahren noch gefehlt. Jetzt ist er bei Ingenieuren und Ingenieurinnen und auch bei Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen wieder da." Und Deutschland ist an diesem Geist beteiligt: "Wir können stolz auf die deutschen Ingenieure und Ingenieurinnen sein, die die Hälfte zum US-amerikanischen Mondraumschiff Orion beisteuern. Durch diese deutschen Ingenieure und Ingenieurinnen kommen wir wieder zum Mond."

Von Expeditionen auf der Erde für Exploration im Weltraum lernen

Damit Astronauten besser auf eine künftige Mondexploration vorbereitet sind, können sie auf der Erde trainieren. Alexander Gerst tut dies gerade im CAVES-Programm der ESA. "Astronauten müssen auch Geologen werden. Ich war letzte Woche noch in Slowenien und habe dort eine riesige Höhle erkundet. Da passt sogar der Kölner Dom hinein. Solche großen Höhlen gibt es auch auf dem Mond. Sie sind dort bis zu zwei Kilometer breit. Wir können also von solchen Expeditionen auf der Erde für zukünftige Explorationen lernen", erklärte Alexander Gerst. Doch nicht nur in Höhlen trainiert er. Im Rahmen der Expedition ANSMET (ANtarctic Search for METeorites) – einem Programm der NASA und der Case Western Reserve University in Cleveland – reist Alexander Gerst in die Antarktis: "Wir gehen dort auf Meteoritensuche. Man findet dort bis zu 100 Meteoriten vom Mond und Mars an einer Stelle. Sie helfen uns, mehr über diese Himmelskörper zu lernen und gleichzeitig auf eine Mission dorthin vorzubereiten." Denn Alexander Gerst wird in der Antarktis zwei Monate lang unter extremen Bedingungen bei bis zu minus 50 Grad Celsius unterwegs sein. "Ich war zwar schon viermal in der Antarktis. Diese Expedition setzt aber eine neue Grenze, die ich überschreiten werde."

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