25. März 2015

DLR informiert AG Außen der SPD-Bundestagsfraktion über "Möglichkeiten satellitengestützter Erdbeobachtung"

Am 5. Mai 2015 war das DLR zu Gast bei einem Frühstück derAG Außen der SPD-Bundestagsfraktion unter Vorsitz von Edelgard Bulmahn MdB und Niels Annen MdB. Im Mittelpunkt des Vortrages von Vorstandsvorsitzendem Prof. Dr.-Ing. Wörner standen "Möglichkeiten satellitengestützter Erdbeobachtung" für die Außenpolitik.

In seiner kurzen Einleitung zur Struktur, dem Aufbau und den Aufgaben des DLR, sprach Vorstandsvorsitzender Wörner insbesondere das "Ein DLR" und die Erhaltung der Einheit aus forschendem DLR, Raumfahrtmanagement und Projektträger an. Wörner, der das DLR zum 30. Juni verlässt, um ab 1. Juli als Generaldirektor in die ESA zu wechseln, sprach von der herausragenden Leistung des DLR, die nur durch diese Einheit möglich sei.

Im Anschluss ging Prof. Dr. Stefan Dech, Direktor des Deutschen Fernerkundungsdatenzentrums (DFD) des DLR, konkrete Beispiele der Möglichkeiten satellitengestützter Erdbeobachtung für die deutsche Außenpolitik an. Erdbeobachtungsdaten ermöglichten unabhängige, weltweite Beobachtungen als Unterstützung für politische Entscheidungen z.B. für Schadensanalysen im Katastrophenfall, als Unterstützung der humanitären Hilfe z.B. mittels Kartierung (z.B. von Flüchtlingslagern), als Monitoring von Krisenindikatoren (Rohstoffe, Ernährungssicherheit, Klimawandel und Umweltveränderungen, weltweite Bevölkerungs-und Siedlungsentwicklung, Maritime Sicherheit und Migration) und potentiellen Krisengebieten, als Frühwarnsysteme und als Politikberatung. Dech zeigte u. a. aktuelle Satellitenbilder von Katmandu, die man mit Bildern von 2014 für Schadensanalysen vergleicht, um die Nutzbarkeit von Straßen und Brücken für Hilfskräfte sowie die Lage der kritischen Infrastrukturen wie Krankenhäuser und Versorgungspunkte aufzeigen zu können. In diesem Zusammenhang betonte Dech, dass eine solche Analyse nur durch die Verfügbarkeit von Vergleichsdaten vor einem Unglück möglich sei. Das DLR verfüge über ein enormes Datenarchiv mit unvorstellbarem Speicheraufwand. Die Daten wüchsen exponentiell. Man arbeite gemeinsam mit dem zuständigen Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) an einem entsprechenden staatlichen Mandat. Auch die Abgeordnete Bulmahn betonte in der anschließenden Diskussion, wie wichtig es sei, ein nationales Satellitendatenarchiv einzurichten und in der öffentlichen Hand zu bewahren.

Dech sprach auch die Zusammenarbeit im Krisenfall im Rahmen der sogenannten Charter an. Die International Charter on Space and Major Disasters ist ein Zusammenschluss von Raumfahrtagenturen und Satellitenbetreibern mit dem Ziel, ein einheitliches System zur schnellen Aufnahme und Auslieferung von Satellitendaten im Katastrophenfall bereitzustellen. Die Mitglieder der Charter ermöglichen damit die kostenfreie Verfügbarkeit von Satellitendaten für autorisierte Nutzer im Katastrophenfall, wie z.B. Hilfs- und Zivilschutzorganisationen bzw. Verteidigungs- und Sicherheitsorganisationen, zur Unterstützung von Hilfsmaßnahmen im Fall von humanitären Katastrophen oder Naturkatastrophen. Die Daten der Charter werden entweder vom Nutzer selbst oder von Rapid Mapping Organisationen wie dem Center for satellite based crisis information (ZKI) (ZKI) ausgewertet und die Ergebnisse werden den autorisierten Nutzern, den anfragenden Behörden, aber auch der Öffentlichkeit als Kartenprodukte zur Verfügung gestellt.

Erdbeobachtungsdaten können u.a. mittels eines Rahmenvertrags, wie ihn das Bundesministerium des Inneren (BMI) mit dem DLR über das ZKI zur Verfügung gestellt werden. Das ZKI ist ein Service des Deutschen Fernerkundungsdatenzentrums (DFD) im DLR. Seine Aufgabe ist die Bereitstellung eines 24/7 Service für die schnelle Beschaffung, Aufbereitung und Analyse von Satellitendaten bei Natur- und Umweltkatastrophen, für humanitäre Hilfsaktivitäten und für die zivile Sicherheit weltweit. Die Produkte werden nach den spezifischen Bedürfnissen für nationale und internationale politische Entscheidungsträger, Lagezentren sowie Hilfsorganisationen erstellt und auch der Öffentlichkeit frei zugänglich gemacht. "Auch das Auswärtige Amt (AA) sollte diesem Rahmenabkommen beitreten. Nur so können wir die Bedarfe und Anfragen beeinflussen", so die Abgeordnete Edelgard Bulmahn.

Die AG zeigte sich besonders interessiert an einem flächendeckenden Monitoring von Krisengebieten u.a. auch zur Kontrolle von internationalen Abkommen. Insbesondere die aktuelle Ukraine-Krise wurde in diesem Zusammenhang angesprochen. Dech erläuterte die technologischen Möglichkeiten anhand von Beispielen. Eine flächendeckende Beobachtung, d. h. eine häufige Überfliegung, sei derzeit nur bei reduzierter Auflösung möglich. Bei zugänglichem Gebiet gebe es zudem die Möglichkeit der Überfliegung per UAVs. Im Hinblick auf bessere Auflösung bräuchte man eine größere Satellitenflotte, so Dech.

Die AG bedankte sich ausdrücklich bei dem DLR für den spannenden Vortrag über die Anwendung von Erdbeobachtungsdaten für die deutsche Außenpolitik.

Kontakt

Dr. Nina-Louisa Remuß

Stellvertretende Leitung Büro Berlin
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Bundespolitik
Markgrafenstraße 37, 10117 Berlin