4. Juli 2016

Servus und Lehitraot: deutsch-israelisches Schülerprojekt zur Fernerkundung geht zu Ende

Nach über zwei Monaten kam das gemeinsame Fernerkundungsprojekt des DLR_School_Lab in Oberpfaffenhofen, des Gräfelfinger Kurt-Huber-Gymnasiums (KHG) und der "Earth and Planetary Image Facility" (EPIF) der israelischen Ben-Gurion-Universität der Negev in Be'er Sheeva zu einem erfolgreichen Ende. Mit Hilfe spezieller Kameras machten die Schüler Infrarot-Falschfarbenbilder ihrer Heimat, die dann die Partner aus dem jeweils anderen Land auswerten mussten. Bei einer letzten gemeinsamen Videokonferenz tauschten die rund 30 Jugendlichen nicht nur ihre Ergebnisse, sondern auch ihre Erfahrungen bei der wissenschaftlichen Arbeit aus.

Nachdem beide Gruppen Anfang April die Aufgabenstellung erhalten hatten, waren sie rund um München und Be'er Sheeva im Einsatz, um neben ihren ganz normalen schulischen Verpflichtungen die Fernerkundungsmessungen für das Projekt durchzuführen. Die größte Herausforderung für die deutschen Jugendlichen stellte dabei nicht die verwendete Technik dar - diese beherrschten sie nach kurzer Einweisung perfekt. Als völlig unkalkulierbar erwies sich einmal mehr das Wetter über Deutschland - ein Umstand, mit dem auch "echte" Wissenschaftler zu kämpfen haben. Denn optische Umweltfernerkundung macht bei Regen nicht nur wenig Spaß, sondern auch - zumindest im gewählten Spektralbereich des sichtbaren Lichts und des nahen Infrarots - wenig Sinn. Doch auch dieses Problem konnten die Jugendlichen mit viel Ausdauer lösen.

Die jungen Nachwuchswissenschaftler aus Gräfelfing hatten sich in vier verschiedenen Gruppen mit den Themen Stadt, Gewässer, landwirtschaftliche Nutzflächen und alpine Region beschäftigt. Nach der Auswahl geeigneter Messgebiete trafen sich die Jugendlichen vor Ort mit Wissenschaftlern, um ihre Messkampagnen durchzuführen. Hierzu wurden von den Schülern im Vorfeld Digitalkameras so modifiziert, dass man mit ihnen Infrarotaufnahmen erstellen konnte. Diese Kameras wurden von den Gymnasiasten zusammen mit unveränderten Referenzkameras an einem Quadrocopter befestigt, von dem aus die Aufnahmen aus großen Höhen erstellt werden konnten. Die alpine Gruppe hatte dabei wohl die mühsamste Aufgabe: Nach mehreren nicht zufriedenstellenden Versuchen in den Bergen rund um Oberammergau brachte erst ein Aufstieg auf die 1683 Meter hohe Brecherspitze den gewünschten Erfolg.

Auf israelischer Seite war zwar das Wetter kein Problem - die Region rund um die Negev-Wüste ist sehr niederschlagsarm. Die größere Herausforderung war hier, in dieser sehr trockenen Region geeignete, natürliche sowie von Menschen angepflanzte Vegetation zu finden. Die Schüler wählten als Forschungsobjekte zwei natürlich vorkommende Baumarten: Zum einen so genannte Tamarisken, welche zum Teil ein biblisches Alter von mehreren tausend Jahren aufweisen, zum anderen Pinien, die in der Hügellandschaft der Goral Hills nördlich der Stadt Be'er Sheva wachsen. Interessanterweise kommt diese Baumart sowohl in Wüsten als auch in alpinen Regionen vor. Eine weitere Schülergruppe untersuchte eine große Jojoba-Plantage im Südosten der Stadt.

Letztlich gelang es allen Gruppen, die ihnen gestellte Aufgabe zu lösen: Vegetations-Bilder von besonders interessanten Landschaften ihrer jeweiligen Region zu erstellen, zu analysieren und ihre Arbeit zu dokumentieren.

Nach der ausgiebigen Analyse der Rohdaten mussten die von den Schülern erstellten Infrarotbilder noch digital nachbearbeitet werden, um daraus NDVI-Bilder zu erhalten. Der so genannte "Normalized Differenced Vegetation Index" ist einer der wichtigsten Vegetationsindizes in der Fernerkundung. Auf den Bildern hebt sich vitale Vegetation vom leblosen Untergrund ab, wodurch zum Beispiel Oberflächenklassifizierungen möglich werden. Die so gewonnenen Daten tauschten die Schüler mit ihren jeweiligen Partnern auf beiden Seiten aus und diskutierten ihre Ergebnisse bei der Abschlusskonferenz.

Auf die Frage, was den Schülern des Gräfelfinger Kurt-Huber-Gymnasiums an diesem außergewöhnlichen Schülerprojekt am besten gefallen habe, war die häufigste Antwort: "Die Zusammenarbeit mit den israelischen Partnern!". Auch die israelischen Jugendlichen waren vollauf begeistert von ihrer spannenden Mission und glücklich über die gute Zusammenarbeit. Der Abschiedsgruß "See you next year!" ist nun wörtlich zu nehmen. Die Projektleiter auf beiden Seiten haben beschlossen, diese in vielerlei Hinsicht außergewöhnliche Aktion unbedingt zu wiederholen.

Das beschriebene Kooperationsprojekt geht auf eine Initiative von Dr. Shimrit Manan von der Ben-Gurion-Universität zurück. Die Projektidee und das ausführliche Konzept entwickelten Tobias Schüttler vom DLR_School_Lab Oberpfaffenhofen und Dr. Manan in enger Kooperation. Neben dem Wunsch, Kontakte zwischen israelischen und deutschen Jugendlichen und Wissenschaftlern zu fördern, diente das Projekt auch der physikdidaktischen Untersuchung neuer Unterrichtsinhalte und -methoden.

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Kontakt

Elisabeth Schreier

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Standort Kommunikation Oberpfaffenhofen
Münchener Straße 20, 82234 Weßling

Tobias Schüttler

Leiter DLR_School_Lab Oberpfaffenhofen
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt
DLR_School_Lab Oberpfaffenhofen
Münchner Straße 20, 82234 Weßling