21. Juni 2017

Elektrisch, autonom, vernetzt – mit Technologien Mobilität gestalten

Am Mittwoch, den 21. Juni 2017 war Prof. Karsten Lemmer, DLR-Vorstand für die Bereiche Energie und Verkehr, bei der überfraktionellen Parlamentsgruppe Elektromobilität zu Gast. Unter dem Titel: „Elektrisch, autonom, vernetzt – mit Technologien Mobilität gestalten“ gab Lemmer einen Überblick über die DLR-Verkehrsforschung und die Beiträge des DLR zu nachhaltiger Mobilität und CO2-Reduzierung.

Der Vorsitzende der Parlamentsgruppe Elektromobilität, Steffen Bilger MdB, eröffnete das Treffen und betonte: „Unser Verkehrssystem steht vor großen Herausforderungen. Die Bewältigung der Probleme wird nur mit intelligenten Lösungen gelingen. Neue Technologien und Innovationen sind der Schlüssel dazu.“

„Das DLR hat eine breite, übergreifende Kompetenz für Mobilität und Energie und leistet neben solider Beratung für Politik und Industrie auch Projekte und Studien zu relevanten Themen“, führte Prof. Dr. Lemmer aus. So forscht das DLR zum Beispiel an umweltoptimierten Fahrweisen, alternativen Antrieben und Speichertechnologien genauso wie an nutzergerechten Mobilitätsangeboten. Lemmer rief dazu auf, nachhaltige Mobilität weiter zu denken. „Wir müssen Technologien bedarfsgerecht gestalten und einsetzen, damit sie positiv wirken“, erläuterte er, „und wir müssen ihre Effekte weit über die Mobilität hinaus bewerten“.

Als eine Ursache der zögerlichen Marktdurchdringung von Elektromobilität nannte er die mangelnde Attraktivität. Das DLR-Institut für Verkehrsforschung ermittelte in einer Studie zur Untersuchung von Erstnutzern von Elektrofahrzeugen in Deutschland Reichweite und wenige Schnellladepunkte als Kritikpunkte und erstellte gemeinsam mit dem DLR-Institut für Fahrzeugkonzepte und dem KIT-Instituts für Verkehrswesen als konstruktiven Beitrag ein Konzept zum Aufbau einer bedarfsgerechten Ladeinfrastruktur in Deutschland von heute bis 2020. Mit einem Online-Tool bietet das DLR Flottenbetreibern eine Entscheidungshilfe mit der rechnerischen Ermittlung, unter welchen Bedingungen sich der Einsatz von Elektrofahrzeugen bezahlt macht.

Elektromobilität sei nicht die einzige Lösung, betonte Prof. Lemmer. Vielmehr müssten alle belastbaren Ansätze parallel weiterentwickelt werden. Dann könnte jede Form der Mobilität ihre Rolle im Gesamtsystem einnehmen dort, wo sie ihre Vorteile ausspielen kann. Das DLR liefert einen wesentlichen Beitrag in der Bewertung.

Das DLR kann die Bundesregierung dabei unterstützen, der Vereinbarung des Pariser Klimavertrags, den CO2-Ausstoß bis 2050 zu reduzieren, nachzukommen. So arbeitet es daran, Technologien zukunftsfähig zu machen, in dem es

  • die Elektromobilität vorantreibt durch die Entwicklung neuer Fahrzeugkonzepte sowie die Weiterentwicklung der Speicher für eine größere Reichweite,
  • Elektromobilität und auch alternative Mobilitätsangebote hinsichtlich Nutzerverhalten und -akzeptanz, Auswirkungen auf Verkehrsnachfrage und –entwicklung sowie Umweltauswirkungen bewertet,
  • die Entwicklung neuer Antriebskonzepte vorantreibt,
  • regenerative Kraftstoffe entwickelt,
  • Konzepte und Lösungen zur Steigerung der Attraktivität nicht-motorisierter und öffentlicher Verkehrsmittel entwickelt als Teil eines intermodalen Mobilitäts- und Verkehrsmanagementkonzepts erarbeitet,
  • das Verkehrs- und energiewirtschaftliche System analysiert und,
  • mit automatisierten und vernetzten Lösungen den Verkehr sicherer und effizienter gestaltet.

Dabei fungiere das DLR, so Lemmer, nicht nur als Technologieentwickler, sondern auch als neutraler Partner für die Bewertung industrieller Lösungen, die Entwicklung herstellerübergreifender Standards und die Politikberatung.

Auch die Digitalisierung kann laut Lemmer zur Reduzierung von Emissionen beitragen. So können emissionsarme Antriebe ihre Potentiale in der Kombination mit Konzepten wie Automatisierung und Vernetzung optimal ausspielen. Mit Blick auf das Gesamtsystem erforscht das DLR die Gestaltung von Automatisierungsfunktionen insbesondere im Zusammenspiel von Mensch und Technik, die Auswirkungen automatisierter Fahrzeuge auf das Gesamtverkehrssystem und die Nutzerakzeptanz. Potentiale liegen hier konkret in energieoptimierten Fahrweisen, der Reduzierung der Parkverkehre durch automatisiertes Parken oder automatisierte Carsharing-Konzepte. Neue Mobilitätskonzepte werden erforscht wie z. B. ein bedarfsorientierter Bus ohne feste Haltestellen, dem die Fahrgäste per Smartphone-App, Heimcomputer oder Telefon ihre Fahrtwünsche übermitteln.

Abschließend warb Prof. Dr. Lemmer vor den Vertretern aus dem Bundestag dafür, das DLR als Berater in Anspruch zu nehmen und forderte eine stärkere Förderung der Energie- und Verkehrsforschung. Zukünftige Forschungsthemen seien zum Beispiel Speichertechnologien für eine größere Reichweite der Fahrzeuge sowie Studien zu Ladeinfrastruktur, Mobilitätskonzepten und intelligenten nutzerzentrierten Konzepten.

In seinem Schlusswort betonte der zweite Vorsitzende der Parlamentsgruppe Elektromobilität, Andreas Rimkus MdB, den Nutzen der DLR-Verkehrsforschung als wichtige Ansatzpunkte für politische Entscheidungsträger. „Mit seiner Gesamtsystemanalyse trägt das DLR wesentlich zur Analyse des Verkehrs- und energiewirtschaftlichen Systems und zur erfolgreichen Einführung der Elektromobilität auf dem Markt bei“, so der Abgeordnete.

Im Bundestag gibt es nicht nur Ausschüsse, sondern auch eine Vielzahl von Parlamentarier-Vereinigungen. Viele Abgeordnete schließen sich über die Fraktionsgrenzen hinweg zu sogenannten Parlamentarischen Gruppen (PG) zusammen, um sich mit einem bestimmten Thema oder Anliegen zu beschäftigen. Eine davon ist die Parlamentsgruppe Elektromobilität. Sie bietet ein Forum, um sich über Themen der Elektromobilität auszutauschen.

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Kontakt

Dr. Nina-Louisa Remuß

Stellvertretende Leitung Büro Berlin
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Bundespolitik
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