30. Juni 2017

Virtuelles Alpenobservatorium: Klimaforschung für Gesellschaft, Politik und Industrie

  • Strategie des "Virtuellen Alpenobservatoriums" (VAO) wird in Brüssel erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.
  • VAO vernetzt Klima- und Umweltbeobachtung der alpinen Höhenforschungsstationen.
  • Klimadaten von VAO liefern die wissenschaftliche Entscheidungsgrundlage für Politik und Wirtschaft.
  • Schwerpunkte: Klimawandel, Data Science

Rund 150 hochranginge europäische Vertreter aus Politik, Industrie, Forschung und Umweltschutz sind am 29. Juni 2017 in Brüssel zusammengekommen, um über die Risiken des Klimwandels und Handlungsmöglichkeiten zu diskutieren. In diesem Rahmen wurde auch erstmals die Strategie des "Virtuellen Alpenobservatoriums" (VAO) der Öffentlichkeit vorgestellt. Prof. Dr. Michael Bittner, Wissenschaftler am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und Vorsitzender des VAO-Lenkungsausschusses überreichte anschließend jeweils ein Exemplar der VAO-Strategie an Ulrike Scharf, Bayerische Staatsministerin für Umwelt und Verbraucherschutz, an Dr. Andrea Tilche, Generaldirektor für Forschung und Innovation der Europäischen Kommission, und an Dr. Jiří Buriánek, Generalsekretär desEuropäischen Ausschusses der Regionen. Die Veranstaltung erfolgte auf Einladung des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz, in der Landesvertretung bei der Europäischen Union.

Grundlage für Handlungsempfehlungen – vor dem Hintergrund der Auswirkungen des Klimawandels im Alpenraum – ist ein tiefgreifendes Verständnis der komplexen Umweltprozesse. Das Virtuelle Alpenobservatorium, ein Netzwerk vornehmlich alpiner Höhenforschungsstationen, nimmt dabei eine strategische Rolle ein. Wissenschaftler, Ingenieure und Techniker arbeiten hier länder- und fachübergreifend zusammen:

"Aus der grenzüberschreitenden interdisziplinären Kooperation schaffen wir Synergien, die es uns ermöglichen besonders umfassende und damit nachhaltige Lösungsansätze zu entwickeln und zu formulieren. Den drängenden wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Fragestellungen zum globalen Klimawandel begegenen wir gezielt mit vereintem Forschungseinsatz und Know-how. Unser Motto ist es, Ressourcen zu bündeln und Synergien zu nutzen, um auf diese Weise gemeinsam in möglichst kurzer Zeit mehr erreichen zu können als es sonst für jeden alleine möglich wäre. Das bedeutet insbesondere auch eine Stärkung unserer Wettbewerbsfähigkeit auf internationaler Ebene", betont Bittner.

Das alpine Umweltsystem ist bei der Erforschung von erhöhtem Interesse, da die Alpen zu den Regionen der Erde zählen, die vom Klimawandel besonders stark betroffen sind. Seit dem Jahr 1900 ist die Temperatur in den Alpen um etwa 2,0 Grad Celsius gestiegen – doppelt so hoch wie im europäischen Durchschnitt, der einen Anstieg von 1,2 Grad Celsius aufweist. Im globalen Mittel liegt die Erderwärmung bei etwa 0,8 Grad Celsius.

Für das Virtuelle Alpenobservatorium ist das DLR in der hochalpinen Umweltforschungsstation Schneefernerhausmit Facharbeiten beteiligt zur Beobachtung einer möglichen Änderung der Atmosphärendynamik aufgrund des Klimawandels. Die Wissenschaftler des Deutschen Fernerkundungsdatenzentrums untersuchen insbesondere die obere Mesosphäre und untere Thermosphäre in etwa 80 bis 100 Kilometer Höhe, da diese Bereiche äußerst sensibel auf Veränderungen reagieren. Das DLR-Institut für Physik der Atmosphäre engagiert sich mit radargestützten Messungen wolken- und niederschlagsphysikalischer Parameter. Zudem widmet sich das DLR auch Fragen zu möglichen gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels und arbeitet gemeinsam mit Partnern an Möglichkeiten zur Optimierung der Gesundheitsdienste. Ergänzend zu den Forschungsaktivitäten auf der Zugspitze betreibt das Deutsche Fernerkundungsdatenzentrum des DLR in Oberpfaffenhofen das "Weltdatenzentrum für Fernerkundung der Atmosphäre" (The World Data Center for Remote Sensing of the Atmosphere). Es dient als gemeinsame Daten- und Analyseplattform der VAO-Forschungsstationen und ist Teil des "Alpine Environmental Data Analysis Center" (AlpEnDAC), welches sukzessive zu einem Umweltinformationssystem für den Alpenraum ausgebaut werden soll. Dies erfolgt in Kooperation mit dem Leibniz-Rechenzentrum, der UFS GmbH, der bifa Umweltinstitut

und der Professur für Atmosphärenforschung am Institut

für Physik der Universität Augsburg, das die Projektleitung innehat.

Wie in den Gesprächen in Brüssel herausgestellt wurde, stellen die Klimadaten des Virtuellen Alpenobservatoriums die wissenschaftliche Entscheidungsgrundlage für Politik und Wirtschaft dar. So ist VAO Teil der Alpenkonventionund dient auch künftig als wichtiges Instrument zur Anpassung und Umsetzung der europäische Alpenstrategie (EUSALP).

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Prof. Dr. Michael Bittner

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Deutsches Fernerkundungsdatenzentrum
Münchener Straße 20, 82234 Weßling