22. März 2019 | Wenn das Auto mitdenkt

Offene Fusionsplattform bringt Entwicklung von vollautomatisierten Fahrfunktionen voran

  • DLR und Partner schließen Projekt "Offene Fusionsplattform" ab.
  • Forschungsfahrzeug kann Objekte klassifizieren und Entscheidungen treffen.
  • Automatisiertes Parken mit kabellosem Laden auf einer induktiven Ladestation wurde erprobt.
  • Schwerpunkt(e): Verkehr, Automatisiertes Fahren

Das Fahrzeug nimmt seine Umwelt wahr, unterscheidet zwischen Dingen und Menschen und denkt vorausschauend. Dieses Szenario haben die Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) unter anderem in einem Forschungsverbund mit Hochschulen, IT-Experten und Unternehmen aus dem Umfeld der Automobilindustrie im Rahmen des Projekts Offene Fusionsplattform (OFP) erarbeitet.

OFP steht für eine seriennahe Fusionsplattform mit offenen Schnittstellen. Sie ermöglicht Automobilherstellern und Zulieferern eine kostengünstige und schnelle Integration von hoch- und vollautomatisierten Fahrerassistenzfunktionen für das automatisierte Fahren. "Eine Fusionsplattform dient als Schnittstelle für die Kommunikation der einzelnen Module, die in einem hochautomatisierten Fahrzeug verbaut sind“, erklärt Kay Gimm, DLR-Projektleiter OFP vom Institut für Verkehrssystemtechnik. Bisher sind derartige Schnittstellen nicht standardisiert. Das bedeutet, Zulieferer und Automobilhersteller können ihre hoch- und vollautomatisierten Fahrfunktionen nicht ohne große Kosten und zeitlichen Aufwand in ein Fahrzeug verbauen und mit anderen Systemen koppeln. "Mit der OFP haben wir nun eine seriennahe Fusionsplattform mit offenen Schnittstellen entwickelt, mit der jeder Automobilhersteller ohne großen Aufwand seine hoch- und vollautomatisierten Fahrfunktionen testen kann", so Gimm.

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 4,4 Millionen Euro geförderte Projekt wurde am 21. März nach über drei Jahren erfolgreich abgeschlossen. Anhand unterschiedlicher Szenarien zeigten die Forscher am DLR-Standort Braunschweig, welche Fahrfunktionen mit der OFP zukünftig mittels standardisierter Schnittstellen möglich sind. Ein erarbeitetes Szenario war unter anderem die Umfeldwahrnehmung mit neuronalen Netzen und das sogenannte Tracking von Objekten: "Konkret kann das Forschungsfahrzeug Objekte klassifizieren und Entscheidungen treffen: weicht es aus, bremst es oder fährt es weiter?", so Gimm. "Es lernt mit jedem Fahrmanöver dazu und kann dadurch prognostizieren wie sich Fußgänger, Fahrzeuge und weitere Verkehrsteilnehmer verhalten werden."

Ein weiteres Szenario beinhaltete das automatisierte Parken mit kabellosem Laden: Das elektrische Forschungsfahrzeug fährt hierbei vollautomatisiert auf eine freie induktive Ladestation und sucht sich nach abgeschlossenem Ladevorgang einen freien Parkplatz ohne Ladeplatte. "Bisher sind derartige Szenarien nur prototypisch abbildbar und einzelne technische Komponenten wie beispielsweise die induktive Ladeplatte können sich noch stark verändern", erklärt Gimm.

Beide Szenarien sind hochkomplex. Daten von vielen Sensoren und Kameras müssen fusioniert werden, um ein vollständiges Umgebungsmodell zu erzeugen, das mit der erforderlichen Genauigkeit die Umwelt abbildet und auf dem sich die Fahrfunktion zuverlässig umsetzen lässt. Anhand dieser Visualisierungsmöglichkeiten können die Entwickler genau sehen, wie das Fahrzeug die gesamte Umgebung wahrnimmt und auf dieser Basis entscheiden, welche Sensordaten fusioniert werden sollen. "Das Programmieren und die Entwicklung von hoch- oder vollautomatisierten Fahrfunktionen wird mit der OFP beschleunigt und trägt dazu bei, dass auch die Mittelklasse schneller von diesen Fahrfunktionen profitiert", erklärt Gimm weiter.

Mit Beendigung des Projektes wird eine aktualisierte Schnittstellenbeschreibung veröffentlicht, die auch in den laufenden ISO-Prozess einfließen wird. Damit haben erstmals alle Automobilhersteller und Zulieferer die Möglichkeit, ihre Produkte schnell und einfach in die Fusionsplattform zu integrieren.

Verwandte Links

Kontakt

Jasmin Begli

Kommunikation Braunschweig, Cochstedt, Stade, Trauen
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Kommunikation
Lilienthalplatz 7, 38108 Braunschweig
Tel: +49 531 295-2108

Vera Koopmann

Institutskommunikation
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Aerodynamik und Strömungstechnik
Lilienthalplatz 7, 38108 Braunschweig