15. Dezember 2021 | Innovationswettbewerb Galileo Masters 2021

DLR & BMVI vergeben Preis zu Next Level Navigation

  • TOM Robotics GmbH gewinnt "Galileo Masters" Challenge des DLR und BMVI
  • Der Innovationswettbewerb zeichnet innovative Technologien und Anwendungen in der Satellitennavigation aus
  • Schwerpunkte: Navigation, Mobilität, Automatisiertes Fahren, Digitalisierung, Sicherheit, Galileo/GNSS

Der Galileo Masters 2021 ist entschieden. Unter dem Motto "Next-Level Navigation: Autonomy, Hi-Accuracy, Cyber Security & Safety" suchten das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) 2021 erstmals gemeinsam nach wegweisenden Anwendungen der Satellitennavigation. Im Fokus stand dabei die Verbesserung autonomer Systeme anhand von zuverlässiger Positionierung, Navigation und Zeitmessung (PNT) mit Services des europäischen Satellitennavigationssystems Galileo. Gewonnen haben den Preis von DLR und BMVI Thomas Strasser-Krauss und Stefan Schauer-Burkart, die Verantwortlichen von TOM Robotics. Das österreichische Technologie-Start-up überzeugte mit seiner Idee eines kollaborativen Informationsnetzwerkes zwischen autonomen Fahrzeugen. Dafür ist eine präzise, eindeutige und störungssichere Eigenlokalisierung der Fahrzeuge unerlässlich. Das daraus erzeugte Gesamtbild der Verkehrssituation soll die Sicherheit im Verkehr in Zukunft erheblich verbessern.

Bernhard Milow, Leiter des DLR-Technologiemarketings, zur Entscheidung der Experten-Jury: "Unbemannte Verkehrsträger – ob Autos, Schiffe oder Flugzeuge – sind bereits auf dem besten Weg, Wirklichkeit zu werden. Wir alle wissen, dass deren hochgenaue Steuerung und generelle Sicherheit wohl die zentralen Herausforderungen sind. TOM Robotics hat sich genau dieser Challenge angenommen und einen wirklich vielversprechenden Lösungsansatz, basierend auf der präzisen und verlässlichen Positionierung der Autos mit ihren Sensoren, vorgestellt." Milow sagt weiter: „Wir freuen uns als DLR, gemeinsam mit unserem Partner BMVI dieses wegweisende Projekt und Start-up auszuzeichnen und ihm noch mehr Schub für die Umsetzung zu verleihen“.

Weitsicht mit 360-Grad-Blick

Autonomes Fahren gilt als die Zukunft der Mobilität. Doch bisherige Systeme können allein mittels ihrer On-board Sensorik die sich dynamisch bewegenden Objekte, wie Fußgänger oder Fahrradfahrer, nicht immer rechtzeitig erkennen und ihre voraussichtliche Bewegungsrichtung nur schwer einschätzen. Allein eine Verdeckung reicht aus, dass die Umgebung und weitere Verkehrsteilnehmende nicht in jedem Fall vollständig erfasst werden. Die dadurch möglicherweise entstehenden Lücken können zu fehlerhaften Entscheidungen des Systems führen. Das birgt ein Sicherheitsrisiko für alle Verkehrsteilnehmenden und hemmt das Vertrauen in autonome Fahrzeuge.

Diesem zentralen Problem haben sich TOM Robotics angenommen. In Kollaboration mit Partnern aus der Automobilindustrie und Forschung entwickeln sie eine Technologie, die es autonomen Fahrzeugen ermöglichen soll, in Echtzeit Informationen über die von ihnen wahrgenommene Umgebung miteinander zu teilen ("Collaborative Perception"). Dadurch soll ein "360-Grad-Blick" entstehen, durch den die toten Winkel der Fahrzeugsensoren gegenseitig abdeckt werden und sich die autonomen Systeme ein akkurates Rundum-Bild von der Verkehrssituation machen können.

Collaborative Perception durch GNSS

Für ihre Idee nutzt TOM Robotics eine Verbindung von GNSS-Systemen, Sensorik und Technologien aus der Computer Vision. Die sich innerhalb eines relevanten Umfelds befindenden Verkehrsobjekte werden anhand von Kamerabild-Daten der vernetzen Fahrzeugsysteme automatisiert erkannt und klassifiziert. Um die geteilten Informationen zu einem vollständigen Gesamtbild der Verkehrslage zu verknüpfen, ist eine präzise und zuverlässige Eigenpositionierung nach Standort und Ausrichtung des Fahrzeugs sowie die sichere Echtzeit-Übertragung der Informationen von zentraler Bedeutung. Dies soll mit Hilfe des Galileo High Accuracy Services (Galileo HAS) und im Fahrzeug integrierten Sensoren erreicht werden. Dadurch soll eine Art "digitaler Zwilling" der aktuellen Verkehrsumgebung entstehen, der modellbasierte Prognosen über die geplanten Pfade aller Verkehrsobjekte ermöglicht und anhand derer sich die Fahrzeugsysteme gegenseitig über die korrekte Einschätzung der Situation rückversichern können.

Mit der Technologie von TOM Robotics soll das Risiko fehlerhafter Einschätzungen durch automatisierte Fahrsysteme in Zukunft signifikant verringert und autonome Fahrzeuge sollen zu sicheren und vertrauenswürdigen Verkehrsteilnehmern werden. Eine weitere Anwendungsmöglichkeit bietet zudem die kollaborative Robotik, bei der dieser Ansatz für eine erhöhte Sicherheit bei der Zusammenarbeit von Mensch und Maschine sorgen kann.

Über den Innovationspreis

Der Galileo Masters ist ein vom AZO Anwendungszentrum GmbH Oberpfaffenhofen ausgeschriebener weltweiter Innovations-Wettbewerb für Satellitennavigationsanwendungen. Ausgezeichnet werden jedes Jahr die besten Dienstleistungen, Produkte und Ideen für ihre innovative Anwendung von Satellitennavigation im Alltag.

Der Gewinner der Challenge des DLR und des BMVI erhält einen DLR-Voucher als Sachpreis zur Weiterentwicklung seiner Idee – einschließlich technischer Unterstützung bei Forschungsaktivitäten, Zugang zu Test- und Simulationsanlagen, Fach-Expertise und Machbarkeits- oder Konzeptionsstudien. Dieser Sachpreis umfasst 5 Personalmonate, die im DLR erbracht werden, und ist nicht in finanzielle Unterstützung umwandelbar. Darüber hinaus prämiert das BMVI die Gewinner-Idee mit einem Geldpreis von 5.000 Euro.

Kontakt

Jacqueline Kluge

Kommunikation Oberpfaffenhofen, Augsburg, Weilheim
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Kommunikation
Münchener Straße 20, 82234 Weßling

Robert Klarner

Koordinator Region Süd
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Vorstandsbereich Innovation, Transfer und wissenschaftliche Infrastrukturen
Wirtschaftskooperationen
Münchener Straße 20, 82234 Wessling