DLR bei Katastrophenhilfe-Übung der NATO in Bulgarien


DLR, Enno Kapitza
- Komplexes Übungsszenario: Wetterextreme, Erdbeben und Störfälle.
- Das DLR erprobte seine Fähigkeiten in der Fernerkundung, beim Schutz von Infrastrukturen und in der Technologieentwicklung.
- Das Euro-Atlantic Disaster Response Coordination Centre (EADRCC) der NATO organisierte die Übung für den zivilen Katastrophenschutz.
- Stichworte: Sicherheit, Raumfahrt, Luftfahrt, Katastrophenhilfe, Wissensaustausch, Technologietransfer
Ein Notfall, eine extreme Situation, grenzüberschreitend – wie können sich Behörden und Helfer darauf vorbereiten? Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) bringt seit vielen Jahren seine Expertise ein, um den Bevölkerungsschutz, die Katastrophenhilfe und das Krisenmanagement zu unterstützen. Jetzt hat das DLR an einer zivilen Katastrophenschutzübung der NATO in Bulgarien teilgenommen. Diese Übungen zählen laut NATO zu den größten und komplexesten Ausbildungsveranstaltungen im Bereich der Katastrophenhilfe.
Knapp eine Woche lang wurden etwa 1.000 Teilnehmende aus mehr als einem Dutzend Staaten mit Szenarien konfrontiert, die Natur- und Industriekatastrophen, hybride Bedrohungen und komplexe Notfälle einschlossen. Konkret ging es diesmal um eine Hitzewelle und ein Unwetter, die vor allem die Zivilbevölkerung betreffen. Außerdem übten die Beteiligten den Umgang mit einem schweren Erdbeben, das tausende Opfer fordert und ein Kernkraftwerk beschädigt. Die Teilnehmenden – auch das DLR – konnten so verschiedene Technologien, Aktivitäten und die Zusammenarbeit erproben. Das Euro-Atlantic Disaster Response Coordination Centre (EADRCC) der NATO hat die Übung organisiert. Das EADRCC unterstützt alle Bündnis- und Partnerländer bei der Vorbereitung auf Naturkatastrophen, vom Menschen verursachte Katastrophen und anderen Notfällen. Die Forschungsprojekte des DLR, die Teil der Übung BULGARIA 2025 waren, wurden aus einer Vielzahl an Bewerbungen ausgewählt.
„Das DLR engagiert sich mit seiner Forschung und Technologieentwicklung verstärkt für die zivile Sicherheits- und in der Verteidigungsforschung. Durch einen intensiven Wissensaustausch mit öffentlichen Stakeholdern und Behörden mit Sicherheitsaufgaben vergrößert das DLR den Nutzen seiner Forschung für die Gesellschaft – der Katastrophenschutz ist hier ein wichtiges Beispiel“, sagt Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla, Vorstandsvorsitzende des DLR. „Sicherheit gehört zu den Grundbedürfnissen der Gesellschaft. Sie stellt zugleich eine der wichtigsten Herausforderungen in unserer vernetzten, globalisierten Gesellschaft dar.“ Im Mittelpunkt der zivilen Sicherheitsforschung im DLR steht die Erforschung und Entwicklung von Lösungen und Technologien, die den Schutz der Bürgerinnen und Bürger und der kritischen Infrastrukturen gewährleisten.
Kartierungen, Studie zur Resilienz und Lokalisierung von Einsatzkräften
Das Earth Observation Center des DLR erprobte während der Übung gemeinsam mit dem DLR-Institut für Weltraumforschung, wie Künstliche Intelligenz und Fernerkundungsdaten kombiniert werden können. Das Ziel ist eine schnelle Kartierung von Gebäuden und Infrastrukturen, bei der das Zentrum für Satellitengestützte Kriseninformation (ZKI) des DLR seine langjährige Expertise einbringt. Auf Basis der Informationen können die DLR-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewerten, ob und wie schnell Krankenhäuser oder andere Einrichtungen noch erreicht werden und wie viele Menschen betroffen sind. Außerdem verbanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedliche Daten von Übungsteilnehmern mit zusätzlichen Geodaten. Daraus erstellen die Forschenden exakt die Produkte, die in bestimmten Situationen gebraucht werden und geben sie digital, virtuell in 3D und als Karte weiter. Eine Umfrage zur Nutzung der Daten rundete den Einsatz ab.
Das DLR-Institut für den Schutz terrestrischer Infrastrukturen ermittelte, wie sich die Widerstandsfähigkeit von Akteuren während einer Krise verändert. Auch Fragen der Kommunikation und Kooperation waren dabei wichtig. Welche Kapazitäten stehen nach Tagen der Arbeit in und mit Katastrophen zur Verfügung? Wie kann angemessen reagiert werden? Die Selbsteinschätzung der Teilnehmenden wurde mit Besonderheiten im Ablauf der Übung in Beziehung gesetzt. Letztlich ging es darum, die Resilienz von Organisationen festzustellen und herauszufinden, was die Resilienz beeinflusst.
Das DLR-Institut für Kommunikation und Navigation testete seinen DLR NavShoe. Die spezielle Messeinheit wird an einem Schuh befestigt und hilft bei der Lokalisierung von Einsatzkräften. Bisher wurde der DLR NavShoe vor allem in geschlossenen Gebäuden erprobt. Das Gerät überträgt Positions- und Bewegungsdaten, die Sensoren erfassen zusätzlich Beschleunigung und Drehraten. Neben der Lokalisierung von Personen entsteht 3D-Kartenmaterial. Bei der NATO-Übung wollten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler klären, wie sich das System mit ungewöhnlichen Laufrouten oder auf sehr unebenem Boden verhält. Der NavShoe ist klein und leicht. Ein weiteres satellitengestütztes Lokalisierungstool wird zusätzlich an der Kleidung oder auf einem Helm getragen.
Weiterführende Links
- Thema im Fokus: Sicherheits- und Verteidigungsforschung im DLR
- Thema im Fokus: DLR – Starker Partner für Wirtschaft und öffentliche Stakeholder
- Thema im Fokus: Technologien aus Luft- und Raumfahrt für die humanitäre Hilfe
- Thema im Fokus: Künstliche Intelligenz (KI)
- Earth Observation Center (EOC)
- Zentrum für Satellitengestützte Kriseninformation (ZKI)
- Institut für Weltraumforschung
- Institut für den Schutz terrestrischer Infrastrukturen
- Institut für Kommunikation und Navigation
- Pressemitteilung: Echtzeit-Lagebilder für den Katastrophenschutz
- Pressemitteilung: Hochwasserkarten und Lageinformationen für Süddeutschland
- Pressemitteilung: Bessere Koordination von Einsatzkräften in Gebäuden
- Pressemitteilung: Mit Luftbildkarten weltweit helfen
- NATO News: Euro-Atlantic Disaster Response Coordination Centre (EADRCC)
Über die Übung BULGARIA 2025
Die Übung BULGARIA 2025 im Nordwesten des Landes bot eine Plattform für den Austausch von Wissen und bewährten Praktiken im Bereich der Katastrophen- und Notfallhilfe. Die Übungen wurden von den Prioritäten der Teilnehmenden geprägt. Expertinnen und Experten aus 14 Ländern haben das Übungsszenario entwickelt. „Übungen spielen sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene eine wichtige Rolle bei der Vorbereitung auf den Ernstfall. Sie ermöglichen es den Beteiligten auf allen Ebenen, bestimmte Pläne, Verfahren und Fähigkeiten zu testen und zu validieren. Übungen bieten auch eine hervorragende Gelegenheit, Lücken zu erkennen und Bereiche aufzuzeigen, die weiterer Verbesserungen bedürfen", teilt das EADRCC mit. Das DLR beteiligte sich zum ersten Mal an einer NATO-Übung des EADRCC.