Flug um Xanthe Terra auf dem Mars: Rundreise über das „goldgelbe Land“
1. Oktober 2025 | Mars Express
Flug um Xanthe Terra auf dem Mars: Rundreise über das „goldgelbe Land“
Shalbatana Vallis auf dem Mars
Große Wassermassen erodierten vor circa 3,5 Milliarden Jahren dieses tiefe Tal in die Oberfläche. Bevor es das Tiefland von Chryse Planitia erreicht, windet es sich über mehr als 1.300 Kilometer durch das Hochland.
Ein neues Video aus Daten der deutschen Stereokamera HRSC zeigt einen virtuellen Flug von der Mars-Hochlandregion Xanthe Terra bis zur Tiefebene Chryse Planitia.
HRSC ist ein vom DLR entwickeltes Kameraexperiment an Bord der ESA-Mission Mars Express.
Seit mittlerweile 21 Jahren liefert die Kamera zuverlässig hochaufgelöste Bilddaten vom Nachbarplaneten der Erde.
Schwerpunkte: Weltraumforschung, Mars Express, HRSC-Kamera
Ein neues Video nimmt Mars-Fans mit auf einen Flug über die Hochlandregion Xanthe Terra bis hinab in die Tiefebene Chryse Planitia und wieder hinauf in mystische Chaosgebiete. Die Region Xanthe Terra hatte Ende der 1970er Jahre ihren lateinischen Namen erhalten, welcher übersetzt „goldgelbes Land“ bedeutet. Während des Fluges überquert man die sogenannte Dichotomiegrenze des Mars – ein Gebiet, in dem das stark zerkraterte südliche Hochland in die Ebenen des nördlichen Tieflands übergeht. Dieser Film wurde aus den Daten der hochauflösenden Stereokamera HRSC erstellt, ein vom DLR entwickeltes Kameraexperiment an Bord der ESA-Mission Mars Express, das seit Januar 2004 im Einsatz ist.
Warum der Mars diese Dichotomie – also eine Zweiteilung in ein älteres Hochland im Süden und ein jüngeres Tiefland im Norden – aufweist, konnte von der Forschung noch nicht vollends geklärt werden. Der Flug über Xanthe Terra folgt dem Weg des Ausflusskanals Shalbatana Vallis hinein in die Ebenen von Chryse Planitia und von dort wieder südwärts, sozusagen „flussaufwärts“, durch Simud Vallis in die zerklüfteten Landschaften der Hydraotes Chaos.
Ausflusskanäle sind breite, tief eingeschnittene Talstrukturen, die in der geologischen Vergangenheit des Mars höchstwahrscheinlich durch katastrophale Flutereignisse mit enormen Wassermengen entstanden sind. Ausgelöst wurden diese – teils episodisch auftretenden – Ereignisse möglicherweise durch das plötzliche Auftauen großer Eisvorkommen im Untergrund infolge verstärkter vulkanischer Aktivität in der Umgebung. Insofern unterscheiden sie sich von gewöhnlichen Flusstälern, die durch den kontinuierlichen Abfluss von Wasser in die Landschaft erodiert wurden, meist mehr Windungen haben und weniger geradlinig verlaufen.
Ein neues Video nimmt Mars-Fans mit auf einen Flug entlang des Hochlands von Xanthe Terra, von Oxia Palus bis zum Tiefland von Chryse Planitia. Während des Fluges durchquert man die sogenannte marsianische Dichotomie – ein zweigeteiltes Gebiet, in dem das stark zerkraterte Hochland allmählich in glatteres Tiefland übergeht.
Video: Rundflug über die Marsregion Xanthe Terra
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Video: Rundflug über die Marsregion Xanthe Terra
Ein neues Video nimmt Mars-Fans mit auf einen Flug entlang des Hochlands von Xanthe Terra, von Oxia Palus bis zum Tiefland von Chryse Planitia. Während des Fluges durchquert man die sogenannte marsianische Dichotomie – ein zweigeteiltes Gebiet, in dem das stark zerkraterte Hochland allmählich in glatteres Tiefland übergeht.
Credit:
ESA/DLR/FU Berlin/NASA/MSSS
Die Reise beginnt im Shalbatana-Tal
In Richtung Norden beginnt die Reise mit dem Flug über das Shalbatana Vallis. Große Wassermassen erodierten einst dieses tiefe Tal in die Marsoberfläche. Bevor es das Tiefland von Chryse Planitia erreicht, windet es sich über mehr als 1.300 Kilometer durch das Hochland. Dies ist ein klein wenig mehr als der Länge des Rheins von seinem Ursprung in der Schweiz bis zu seiner Mündung in die Nordsee. Man geht davon aus, dass Shalbatana Vallis zwischen dem mittleren und späten Hesperium entstand, also vor etwa 3,5 Milliarden Jahren. Während der Flug dem Tal nach Norden folgt, säumen zahlreiche Einschlagskrater unterschiedlicher Größe die Flugroute – ein charakteristisches Merkmal der alten noachischen Landschaften, die einige Zeit früher, nämlich vor circa vier Milliarden Jahren, entstanden sind.
Nach Erreichen des Tieflands folgt eine abrupte Rechtskurve in Richtung Südosten über eine Landschaft mit verstreuten, abgerundeten Hügeln am Südrand der Ebene Chryse Planitia. Die Oberfläche dieser Tiefebene ist glatter und weist weitaus weniger Einschlagskrater auf (gut zu erkennen auf der Überblickskarte) – ein unmittelbarer Hinweis darauf, dass diese Gebiete jünger sind als die Hochlandregionen, die dem Bombardement durch Asteroiden über einen längeren Zeitraum ausgesetzt waren. Zwischen den wahllos verteilten Hügeln sind einige kleine „Inseln“ mit abgeflachten Plateaus zu sehen. Dabei handelt es sich um Reste der ehemaligen Oberfläche, die nach dem Absacken der umliegenden Landschaft infolge des Verschwindens von Eis im Untergrund zurückgeblieben sind. Sie werden daher in der Geologie auch „Zeugenberge“ genannt.
Unterwegs in chaotischem Gelände
Danach geht die „Flugreise“ zurück in Richtung Süden. Eine Region, die als Hydraotes Chaos bekannt ist, rückt nun in den Blick – ein Labyrinth aus unregelmäßigen, über tausend Meter hohen Tafelbergen und Hügeln getrennt von tief eingeschnittenen Tälern. Diese verleihen der Region ihr charakteristisches „chaotisches“ Aussehen, das auch im Fachbegriff „chaotisches Terrain“ seinen Ausdruck findet. Solches Terrain findet sich häufig in der Nähe der Dichotomiegrenze des Mars und ist besonders häufig in den Quellregionen großer, alter Ausflusstäler zu finden. Hydraotes Chaos war übrigens auch das Gebiet der ersten Bildveröffentlichung des Mars Express-Kameraexperiments HRSC und 2014 erneut – diesmal für ein spektakuläres Video.
Der Flug endet mit einem Blick auf den etwa 100 Kilometer großen Einschlagskrater Da Vinci. Sein Boden ist relativ eben und mit Gesteinsmaterial verfüllt, wird aber von einem kleineren, jüngeren Einschlagskrater mit einer markanten Decke aus vulkanischem Auswurfmaterial überlagert. Dessen lobenförmige Struktur deutet darauf hin, dass auch hier zum Zeitpunkt des Einschlages Wasser oder Eis im Marsuntergrund vorhanden war.
Bildverarbeitung und Datensatz
Das Video basiert auf einem Bildmosaik, das aus mehreren HRSC-Aufnahmen erstellt wurde. Dieses Mosaik wurde mit Topographieinformationen aus einem digitalen Geländemodell (DGM) kombiniert, um eine dreidimensionale Landschaft zu erzeugen. Die Ansicht ist auf 5 Grad Nord und 320 Grad Ost zentriert. Für jede Sekunde des Films wurden 50 Einzelbilder errechnet, die einem vordefinierten Kamerapfad in der Szene folgen. Für die Animation wurden Strukturen vertikal dreifach überhöht. Atmosphärische Effekte wie Wolken und Dunst wurden künstlich hinzugefügt, um die Grenzen des Geländemodells in etwa 250 Kilometern Entfernung zu verschleiern.
Hydraotes Chaos war übrigens auch das Gebiet der ersten Bildveröffentlichung des Mars Express-Kameraexperiments HRSC und 2014 erneut – diesmal für ein spektakuläres Video.
Zu den HMC30-Produkten gehören Multi-Orbit-DGMs und orthorektifizierte Bildmosaike, die aus HRSC-Bildern abgeleitet wurden, sowie Folgeprodukte wie zum Beispiel panchromatisch geschärfte Farbmosaike. Die HMC30-Datenprodukte sind nach einer modifizierten Version des Kachelschemas USGS MC-30 organisiert. Alle HMC30-Produkte basieren auf einem Bündel-Block-Ausgleich der Stereobilder und sind auf den globalen MOLA-Datensatz referenziert.
Die hochauflösende Stereokamera wurde am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt und in Zusammenarbeit mit Partnern aus der Industrie gebaut (EADS Astrium, Lewicki Microelectronic GmbH und Jena-Optronik GmbH). Das Wissenschaftsteam unter der Leitung von Dr. Daniela Tirsch, Principal Investigator (PI), besteht aus 50 Co-Investigatoren aus 35 Institutionen und elf Ländern. Die Kamera wird vom DLR-Institut für Weltraumforschung (ehemals DLR-Institut für Planetenforschung) in Berlin-Adlershof betrieben.