3. März 2025 | Private Mission Firefly Blue Ghost 1

Perfekte Mondlandung im Mare Crisium

  • Am 2. März 2025 landete um 9.34 Uhr MEZ das private New-Space-Unternehmen Firefly Aerospace im Auftrag der NASA im Nordosten der Mondvorderseite ihre Sonde „Blue Ghost“.
  • Das DLR ist am Wärmefluss-Experiment LISTER der Texas Tech University beteiligt.
  • Zehn Experimente werden zur Beantwortung grundlegender wissenschaftlicher Fragen für zwei Wochen durchgeführt.
  • Am 14. März wird Firefly Blue Ghost voraussichtlich hochauflösende Bilder einer totalen Sonnenfinsternis aus der Mond-Perspektive aufnehmen.
  • Schwerpunkte: Mond, Planetenforschung, Raumfahrt

Mit einer vollkommen automatisierten Bilderbuchlandung setzte die Mission „Blue Ghost“ („Blauer Geist“) am Morgen des 2. März 2025 Mitteleuropäischer Zeit (MEZ) im Nordosten der Mondvorderseite im Mare Crisium auf. Damit ist es der Firma Firefly Aerospace als erstem Privatunternehmen gelungen, eine robotische Sonde planmäßig und einwandfrei auf dem Mond zu landen. Die Blue Ghost Mission 1 hat im Rahmen der NASA-Initiative „Commercial Lunar Payload Services“ (CLPS) zehn wissenschaftliche und technische Instrumente auf die Mondoberfläche gebracht. Sie werden in dem knapp zweiwöchigen Zeitraum der Beleuchtung der Mondvorderseite durch die Sonne und noch einige Stunden der anschließenden Mond-Nacht für wissenschaftliche Experimente eingesetzt. Daran beteiligt ist auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Rahmen des Wärmefluss-Experiment LISTER der Texas Tech University.

Mond ideales Ziel der Planetenforschung

„Der Mond ist als Begleiter der Erde in nur rund 400.000 Kilometer Entfernung ein für die Raumfahrt gut erreichbares Ziel“, erklärt Prof. Heike Rauer, Direktorin des DLR-Instituts für Planetenforschung. „Gleichzeitig ist er aus Sicht der Planetenforschung bei den fünf Körpern des Sonnensystems mit fester Gesteinsoberfläche das komplette Gegenstück zu unserer nach viereinhalb Milliarden Jahren immer noch dynamischen Erde. Der „kleine“ Mond dagegen ist geologisch schon so gut wie inaktiv. Dort können wir aber noch vieles über die Entwicklungen im frühen Sonnensystem lernen.“ Ihr Kollege vom Berliner DLR-Institut Dr. Matthias Grott ergänzt: „Wir haben heute mit dem CLPS-Programm die Möglichkeit, auf der Oberfläche des Monds Fragen zu beantworten, die nach den sechs Apollo-Missionen offengeblieben sind. Mit dem ersten Experiment zum Wärmefluss aus dem Inneren des Monds seit 1972, das von der Texas Tech University in Zusammenarbeit mit der Firma Honeybee Robotics und dem DLR, basierend auf unseren Erfahrungen aus dem HP3 Experiment für die NASA-InSight-Mission, entwickelt wurde, hoffen wir, viel Neues zur thermalen Entwicklung des Monds zu erfahren.“

Nach dem Start am 15. Januar war Blue Ghost etwa 45 Tage auf der Reise zum Mond unterwegs. Ein vergleichsweise langer, aber geplanter Zeitraum, der dazu diente, die Funktionsfähigkeit der einzelnen Untersysteme zu überprüfen und schon auf dem Weg zum Mond mit dem teilweisen Einsatz der wissenschaftlichen Nutzlast zu beginnen. Die Mission hat eine starke Forschungskomponente, deren Ergebnisse auch den Weg für die Rückkehr von Menschen zum Mond in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts im Zuge des Artemis-Programms der NASA ebnen soll.

Wichtige Messungen des Wärmeflusses aus dem Mondinneren

Das Experiment LISTER (Lunar Instrumentation for Sub-surface Thermal Exploration with Rapidity oder „Mond-Instrument für die schnelle Erforschung des thermalen Untergrunds“), an dem das DLR-Institut für Planetenforschung beteiligt ist, misst den Wärmefluss aus den Tiefen des Mondinneren. Mit LISTER wird auf dem Mond ein Experiment durchgeführt, das dem vom DLR-Institut für Planetenforschung für die NASA-InSight Marsmission entwickelten „Heat Flow and Physical Properties Package“ HP3 ähnelt. Die Tiefensonde mit einem zwei Millimeter dünnen Nadelsonsor an der Spitze soll bis zu 3 Meter tief in den Mond eindringen und in Schritten von jeweils 50 Zentimeter Messdaten zur Temperatur und der Wärmeleitfähigkeit des Bodens aufzeichnen. Aus diesen Daten können Rückschlüsse auf die Zusammensetzung des Monds sowie seinen Ursprung und seine Entwicklung gezogen werden.

Erstmals Bilder einer totalen Sonnenfinsternis vom Mond

Am 14. März wird Fireflys Blue Ghost voraussichtlich hochauflösende Bilder einer totalen Sonnenfinsternis aufnehmen. Die Erde schiebt sich dann über dem Mondhorizont vor die Sonne und verdeckt diese. Auf der Erde wird dieses astronomische Ereignis bei Vollmond in Teilen eine totale Mondfinsternis sein. Blue Ghost wird dann zwei Tage später, am 16. März 2025, den Sonnenuntergang auf dem Mond aufnehmen und Daten darüber liefern, wie der Mondstaub im Gegenlicht der untergehenden Sonne schwebt und das Leuchten des Mondhorizonts erzeugt, das erstmals bei der Mission Apollo 17 im Dezember 1972 von Kommandant Eugene A. Cernan (1934-2017) beschrieben wurde.

Die Eigenschaften des zementpulverfeinen, zum Teil auch elektrostatisch aufgeladenen Mondstaubs, der wissenschaftlich als Regolith bezeichnet wird, sind noch nicht vollständig verstanden. Regolith ist so fein, dass er zu einem gewissen Grad auch eine Gefahr für technisches Gerät und Menschen in Astronautenanzügen auf dem Mond darstellt. Er dringt gewissermaßen „überall“ durch Dichtungen. Blue Ghost wird zur Analyse auch Proben von Regolith nehmen und vor Ort untersuchen. Nach Sonnenuntergang im Mare Crisium, Lateinisch für das „Meer der Gefahren“ oder auch das „Meer der Entscheidungen“, wird Blue Ghost noch einige Stunden lang in der Mondnacht arbeiten können, ehe im Dunkel der atmosphärenfreien Mondoberfläche bei Temperaturen von minus 160 Grad Celsius die Instrumente versagen werden und die Mission beendet sein wird.

Schon in dieser Woche, am 6. März 2025, wird die nächste Landung einer privaten robotischen Mondsonde erwartet, die Mission IM-2 der wie Firefly in Texas angesiedelten Firma Intuitive Machines. Auch daran ist das DLR-Institut für Planetenforschung – gemeinsam mit dem Institut für Geowissenschaften der Freien Universität Berlin – beteiligt, dort mit einem in Berlin entwickelten und unter Beteiligung der Industrie und anderer Forschungseinrichtungen entwickelten Radiometers zur kontaktlosen Messung der Wärmestrahlung der Mondoberfläche, dem Lunaren Radiometer LRAD.

Weiterführende Links

Über die Mission

Die Mission „Blue Ghost“ ist benannt nach einer Insektenart in der Familie der Leuchtkäfer („Firefly“) oder „Glühwürmchen“, Phausis reticulata, die im Osten und der Mitte der USA als „Blauer Geist“ (Blue Ghost) bezeichnet wird. Die Mission trägt auch den verlängerten Namen „Ghost Riders in the Sky“ („Geisterreiter im Himmel“), der an ein 1948 von Stan Jones geschriebenes Lied für die Country-Musik angelehnt ist, das vor allem in den Versionen von Johnny Cash und der Band The Blues Brothers 1978 populär wurde.

Kontakt

Anja Philipp

Kommunikation Berlin, Neustrelitz, Dresden, Jena, Cottbus/Zittau
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Kommunikation
Rutherfordstraße 2, 12489 Berlin-Adlershof
Tel: +49 30 67055 8034

Prof. Dr. Heike Rauer

Institutsdirektorin
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Planetenforschung
Rutherfordstraße 2, 12489 Berlin

Dr. Matthias Grott

Abteilungsleiter
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Planetenforschung
Abteilung Planetare Sensorsysteme
Rutherfordstraße 2, 12489 Berlin

Ulrich Köhler

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Planetenforschung
Öffentlichkeitsarbeit
Rutherfordstraße 2, 12489 Berlin