16. Januar 2015

DLR untersucht Beobachtungssystem mit Motorsegler

In der Verbrechensbekämpfung, bei Entführungsfällen, Drogenhandel oder der Beobachtung von Vorbereitungen terroristischer Aktivitäten sind hoch aufgelöste Echtzeit-Luftbilder und Live-Übertragung gefragt. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat nun erstmals ein System erprobt, das die Beobachtung von Verdächtigen und deren Fahrzeugen aus sicherem Abstand und über größere Strecken mit Echtzeit-Bilddaten erlaubt.

Konventionelle Hubschrauber sind sehr laut und auffällig bei der Täterverfolgung. Im Projekt CHICAGO (Echtzeitfähige verdeckte Fahrzeugverfolgung zur polizeilichen Observation) kam deshalb der DLR-Motorsegler Antares für Testflüge zum Einsatz. "Antares wurde mit spezieller Kameratechnik und einer eigens entwickelten Bildverarbeitungs-Software ausgestattet", sagt Projektleiter Hartmut Runge vom DLR-Institut für Methodik der Fernerkundung. "Die Übertragung der Live-Luftbilder erfolgte per Mikrowellen-Datenlink." Während des Versuchsflugs mit der Antares fuhr ein Testfahrzeug entlang einer Autobahn, legte ungeplante Stopps auf Rastplätzen ein und fuhr mit Geschwindigkeiten zwischen 70 und 210 Kilometer pro Stunde. Der Motorsegler war dabei immer in der Lage dem Fahrzeug zu folgen und hat sich als so wendig erwiesen, dass er sogar Fahrtrichtungswechsel über Anschlußtellen auf der Autobahn meisterte. Das DLR führte das Projekt gemeinsam mit dem Hessischen Landeskriminalamt (HLKA) durch, dessen Mitarbeit grundlegend für die Bedarfsorientierung der Forschungsarbeiten war.

Die Einsatzmöglichkeiten für das im Rahmen des Projekts entwickelten Systems gehen über die Verwendung zur Fahrzeugverfolgung hinaus. "Der elektrische Antrieb des Flugzeugs ist sehr leise, effizient und zuverlässig" erklärt Dr. Josef Kallo, verantwortlicher Teilprojektleiter für Antares am DLR-Institut für Technische Thermodynamik in Stuttgart. "Das System kann beispielsweise auch beim Management von Großveranstaltungen zur Erfassung großer Menschenmengen oder als Relaisstation für die Funkübertragung eingesetzt werden und dort die Sicherheit erhöhen". Diese Anwendung wurde bei einem Champions League Spiel in der Münchner Allianz Arena demonstriert. Zudem kann es als Beobachtungs- und Kommunikationsplattform in Krisen- und Katastrophengebieten oder zur Fernerkundung von Pipelines genutzt werden. DLR-Forscher Hartmut Runge: "Eine zusätzliche Anwendung der entwickelten Bildverarbeitungs-Algorithmen zum Fahrzeug-Tracking liegt bei der Überprüfung und Weiterentwicklung von Fahrer-Assistenzsystemen zur automatischen Spurhaltung."

„Für das im Querschnittsbereich Sicherheitsforschung angesiedelte Projekt nutzte das DLR die interdisziplinären Möglichkeiten seiner Forschungsgebiete“, sagt der DLR-Programmkoordinator Sicherheitsforschung Dr. Dennis Göge. „Der überaus leise, auf Brennstoffzellen-Basis fliegende Antares-Motorsegler stammt aus dem Forschungsbereich Energie, die Vorarbeiten zur Registrierung und Messung der Fahrzeuge aus dem Schwerpunkt Verkehr und das automatische Fahrzeugtracking sowie das neue Kamerasystem wurden direkt im Forschungsbereich Sicherheit entwickelt“, so Göge weiter. Ein speziell für Motorsegler geschulter Test-Pilot der DLR-Einrichtung Flugexperimente saß bei den Tests im Cockpit. Zudem war der deutsche Flugzeughersteller Lange Aviation aus Zweibrücken in das Projekt eingebunden.

Kontakt

Falk Dambowsky

Leitung Media Relations, Presseredaktion
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Kommunikation
Linder Höhe, 51147 Köln
Tel: +49 2203 601-3959

Dr. Dennis Göge

Programmkoordinator Sicherheitsforschung
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Programmkoordination Sicherheitsforschung
Linder Höhe, 51147 Köln

Hartmut Runge

Institut für Methodik der Fernerkundung
Institut für Methodik der Fernerkundung

Prof. Dr.-Ing. Josef Kallo

Koordinator Gruppe Energiesystemintegration
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Technische Thermodynamik