12. Oktober 2015

Luftfahrtdrehkreuz Singapur setzt auf DLR-Forschungstechnik zur Luftverkehrsführung

Am 20. August 2015 wurde das Air Traffic Management Research Institute (ATMRI) der Nanyang Technological University (NTU) in Singapur offiziell eröffnet. Kernstück des neuen Instituts ist ein Simulationszentrum für den Luftverkehr. Neben einem der mit über 12 Metern Durchmesser weltweit größten Towersimulatoren mit 360° Projektion stehen den Forschern hier ein Radarsimulator sowie zahlreiche Laborarbeitsplätze zur Verfügung. Diese Simulatoren stehen nun für die Forschung an zukünftigen ATM-Konzepten für das Luftfahrtdrehkreuz Singapur bereit, das in den letzten Jahren regelmäßig mit zweistelligen Wachstumszahlen auf sich aufmerksam gemacht hat. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat den technischen Aufbau unterstützt und steht in regelmäßigem Austausch mit den Partnern in Singapur. Diese technische Unterstützung ist aber nur der Einstieg in eine langfristige Zusammenarbeit des DLR Institute of Flight Guidance mit dem neu gegründeten ATMRI. Erste gemeinsame Forschungsprojekte zu emissionsoptimierten Flugwegen und verspätungsreduzierenden Bodenprozeduren am Flughafen Changi wurden bereits initiiert.

Simulatortraining und Abnahmetests

"In Singapur haben wir gewissermaßen einen Teil unserer DLR-Forschungsinfrastruktur mit Towersimulator und Radarsimulator ein zweites Mal errichtet.", sagt der Projektleiter Dr. Reiner Suikat vom DLR-Institut für Flugführung in Braunschweig. "Wir haben unsere asiatischen Kollegen insbesondere bei der Spezifikation und Abnahme der Anlagen sowie der Modellierung des singapurischen Luftraumes und des Flughafens Changi unterstützt." Für die jetzt erfolgte Inbetriebnahme war Suikat mit DLR-Kollegen in Singapur. "Wir haben vor Ort die notwendigen Abnahmetests durchgeführt und Mitarbeiter des ATMRI für den anlaufenden Forschungsbetrieb in den Simulatoren trainiert."

Verbesserte Prozesse für den Flughafen Changi

Der internationale Flughafen Changi im vergleichsweise kleinen Singapur hat aufgrund seiner Drehkreuzfunktion und zentralen Lage in Süd-Ost-Asien eine enorme Bedeutung für den Luftverkehr. Im Jahr 2014 verzeichnete der Airport 54 Mio. Fluggäste und 341 Tsd. Flüge aus aller Welt. Dementsprechend sind die ersten gemeinsamen Forschungsvorhaben von DLR und NTU in den neuen Anlagen auf Optimierungsmöglichkeiten am Changi-Airport ausgerichtet. Ein Projekt beschäftigt sich damit, die Luftverkehrsführung rund um den Airport mittels vierdimensionaler Flugwege umweltfreundlicher und damit emissionsärmer auszulegen. Bei vierdimensionalen Flugwegen wird den geplanten Wegpunkten jeweils eine feste Uhrzeit zugeordnet. Ein zweites Projekt hat eine verbesserte Bodenverkehrsplanung am Flughafen zum Ziel. Die An- und Abflugplanung sollen abgestimmt auf die Rollbahnwege stärker verzahnt werden und so die Pünktlichkeit am Flughafen erhöhen.

Vernetzte Forschung zwischen Braunschweig und Singapur

Bisher noch Zukunftsmusik aber technisch möglich ist die Vernetzung der Tower- und Radarsimulatoren in Braunschweig und Singapur, da diese ähnlicher Bauart und kompatibel sind. Als Simulationssoftware kommt in beiden Anlagen die vom niederländischen Luftfahrtzentrum (NLR) entwickelte Software NARSIM zum Einsatz, welche mittlerweile von DLR und NLR gemeinsam weiterentwickelt wird. "So haben wir die Möglichkeit in zukünftigen Forschungsprojekten den Flugverkehr zwischen Deutschland und Singapur in beiden virtuellen Towern gekoppelt zu untersuchen", erläutert Suikat. Die Forschungskooperation zwischen der NTU und dem DLR soll in den kommenden Jahren auf Grundlage dieser gemeinsamen Forschungstechnik ausgebaut werden.

Verwandte Links

Kontakt

Falk Dambowsky

Leitung Media Relations, Presseredaktion
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Kommunikation
Linder Höhe, 51147 Köln
Tel: +49 2203 601-3959

Dr. Reiner Suikat

Institut für Flugführung
Institut für Flugführung