8. November 2023 | Eis im Mondboden als lokale Ressource für die Raumfahrt

Mondwasser zum Trinken und für Raketentreibstoff

  • DLR forscht zusammen mit anderen europäischen Beteiligten an Technologien zur Gewinnung von Wasser aus Mondgestein.
  • Es soll als Trinkwasser, zur Sauerstoffherstellung oder für die Herstellung von Raketentreibstoffen auf Wasserstoffbasis im Weltraum genutzt werden.
  • Anfang 2024 starten Laborversuche, wie Eis aus nachempfundenen Mondstaub und -gestein extrahiert werden kann.
  • Schwerpunkt: Raumfahrt

Wasser ist bei weitem die vielseitigste und am meisten benötigte Ressource für die bemannte Weltraumforschung. Es ist der wichtigste Rohstoff in Lebenserhaltungssystemen sowie für Raketentreibstoff aus Wasserstoff. Im Projekt LUWEX (Validation of Lunar Water Extraction and Purification Technologies for In-Situ Propellant and Consumables Production) forscht das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zusammen mit anderen europäischen Beteiligten an Technologien zur Gewinnung von gereinigtem Wasser aus Mondgestein.

Es dient den Astronautinnen und Astronauten als Trinkwasser oder zur Sauerstoffherstellung mittels Elektrolyse. Auch für die Herstellung von Raketentreibstoffen aus Wasserstoff und Sauerstoff ist Wasser die Ausgangsbasis. Um jedes Kilogramm Nutzlast im Weltraum zu befördern, sind große Mengen an Treibstoff erforderlich. Die Nutzung der verfügbaren lokalen Ressourcen ist der Schlüssel für eine nachhaltige menschliche Präsenz auf dem Mond.

Eis im Mondboden

Hinweise auf die Verfügbarkeit von lokalem Eis, das im Mondboden eingeschlossen ist, lieferten die Motivation, an technischen Lösungen für die Suche, Gewinnung, und Reinigung von „Mondwasser“ zu arbeiten.

„LUWEX ist eines von wenigen Projekten weltweit, welches sich experimentell mit dem Thema der Wasserextraktion aus Mondgeröll beschäftigt. Das besondere an LUWEX ist, dass es dabei die gesamte Prozesskette von der Extraktion des Wassers aus dem Gestein bis hin zu seiner Aufbereitung betrachtet“, sagt Dr. Paul Zabel, Projektleiter am DLR-Institut für Raumfahrtsysteme in Bremen. Frühere Forschungsaktivitäten zur Mondwassergewinnung wurden größtenteils als theoretische Systemstudien durchgeführt. „Mit LUWEX wollen wir das nun praktisch in einem Laboraufbau erproben.“

Auf dem Mond kommt das Eis hauptsächlich in den permanent vom Sonnenlicht abgeschnittenen, dunklen Kratern am Südpol vor. Das Demonstrationssystem soll in einer mond-ähnlichen Umgebung mit niedrigem Druck und niedriger Temperatur betrieben werden. Eine Mischung aus Eispartikeln und Gestein dient als Ersatz für echten Mondstaub, um das Prinzip im Labor zu testen.

Kollaborative internationale Zusammenarbeit

Das interdisziplinäre LUWEX-Team aus Deutschland, Österreich, Polen und Italien hat sich zum Ziel gesetzt, einen neuartigen Wasserextraktor zu entwickeln. In der Concurrent Engineering Facility (CEF) im DLR-Institut für Raumfahrtsysteme haben die Projektbeteiligten das Design des Experimentaufbaus definiert und fertiggestellt. Die CEF ermöglicht während des Designprozesses neuer Systeme einen simultanen Datenzugriff aller Projektmitglieder.

Das DLR-Institut für Raumfahrtsysteme baut das Subsystem zur Extraktion des Wassers. Das Verfahren sieht wie folgt aus: In einem zylindrischen Reaktor wird das Mondstaub-Wasser-Gemisch unter Rühren erwärmt. Der dabei entstehende Wasserdampf kann so vom vermeintlichen Mondgestein getrennt werden.

Thales Alenia Space ist dafür zuständig, dass Wasser zu reinigen und aufzuarbeiten, damit dieses als Trinkwasser für Astronautinnen und Astronauten geeignet ist. Das gereinigte Wasser kann dann auch zur Wasserstoffgewinnung genutzt werden und somit als Treibstoff oder Energiespeicherung dienen.

Bau und erste Tests auf der Erde

Im Februar 2024 soll das System an der Technischen Universität Braunschweig in einer Thermal-Vakuumkammer aufgebaut sein und für die ersten Tests zur Verfügung stehen. Dann beginnt eine sechsmonatige Experimentierperiode. Proben mit verschieden Anteilen von Mondgesteinsimulat und Eis sollen dazu dienen, die optimalen Prozessparameter für die Wasserextraktion zu identifizieren. Später auf dem Mond soll mit minimaler Energie maximal viel Wasser extrahiert werden können. Hierfür testen die Forschenden, welche Temperatur und Umrührgeschwindigkeit dafür optimal geeignet sind. Im zweiten Schritt des Verfahrens wird das extrahierte Wasser aufbereitet. Sensoren messen die Wasserqualität und außerdem werden bestimmte Proben im Labor genauer analysiert. Ziel ist es, in jedem Versuchsdurchlauf mindestens einen halben Liter Wasser zu gewinnen.

Paul Zabels Hoffnungen für die Zukunft: „Mit LUWEX möchten wir den Grundstein für die Erprobung von Wassergewinnung auf dem Mond legen. Wir könnten uns vorstellen, dass die Technologien noch vor 2030 bereit für einen Test auf dem Mond sind.“

Projektbeteiligte

Kontakt

Jana Hoidis

Kommunikation Bremen, Bremerhaven, Hamburg, Oldenburg, Geesthacht
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Kommunikation
Am Fallturm 9, 28359 Bremen
Tel: +49 421 24420-1908

Paul Zabel

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Raumfahrtsysteme
Robert-Hooke-Str. 7, 28359 Bremen