18. September 2024 | 43. DLR-Parabelflugkampagne

Gehirnveränderungen und granulare Gase in Schwerelosigkeit

  • Die 43. Parabelflugkampagne der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR findet vom 9. bis zum 19. September in Bordeaux statt.
  • Es sind insgesamt elf Experimente aus den Bereichen Biologie, Physik, Technologie und Materialwissenschaften mit an Bord.
  • Themen sind unter anderem Reaktionen von Gehirnzellen, das Verhalten von granularen Gasen sowie eine neuartige Kühlpumpe für Raumfahrzeuge.
  • Schwerpunkte: Raumfahrt, Forschung unter Schwerelosigkeit

Am 17. September 2024 ist der Airbus A310 ZERO-G um 9:30 Uhr vom Flughafen Bordeaux-Mérignac gestartet, um Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammen mit ihren Experimenten in die Schwerelosigkeit zu bringen. Es ist der erste von drei Flugtagen während der 43. Parabelflugkampagne der Deutschen Raumfahrtagentur im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), die bis zum 19. September 2024 stattfindet.

Premiere für drei Experimente

Während der aktuellen Parabelflugkampagne werden insgesamt elf Experimente von deutschen Forschungseinrichtungen an Bord durchgeführt. Neu dabei sind „KORDYGA“ zur Kollisionsstatistik und Rotationsdynamik in granularen Gasen, die experimentelle Kühlpumpe „FERMIUM“ für Raumfahrzeuge sowie das zellbiologische Experiment „RUTH“ zu Gehirnveränderungen von Astronautinnen und Astronauten nach Weltraumaufenthalten.

KORDYGA

Granulare Materialien bestehen aus einer großen Anzahl fester, mit bloßem Auge erkennbarer Teilchen – wir begegnen Ihnen regelmäßig im Alltag, beispielsweise als Sand oder Zucker. Die Teilchen granularer Gase bewegen sich mit zufälligen Geschwindigkeiten und Orientierungen im Raum und stoßen nur selten mit anderen Teilchen zusammen. Man findet sie massenhaft im Universum – im Asteroidengürtel oder bei der Entstehung von Planeten, aber auch in der Natur und in vielen industriellen Prozessen. Die Zusammensetzung aus zahlreichen kleinen, festen Teilchen erschwert das Verständnis und die physikalische Beschreibung dabei stark, so dass viele ihrer Eigenschaften unzureichend vorhersagbar sind. Im Experiment KORDYGA (Kollisionsstatistik und Rotationsdynamik in granularen Gasen) der Technischen Hochschule Brandenburg wird ein neues Messystem erprobt, um das Verhalten granularer Gase modellieren zu können.

FERMIUM

Autonome Raumfahrzeuge, Lander und Rover benötigen Kühlsysteme. Im Experiment FERMIUM (Ferrohydrodynamische Pumpe in Mikrogravitation) der Universität Bremen wird eine neuartige Kühlpumpe für diese Vehikel getestet. Sie besteht aus einer Konfiguration aus Magnetspulen, die mit einem sogenannten Ferrofluid gefüllt ist, also einer Mischung aus Wasser und magnetischen Nanopartikeln. Die Spulen erzeugen ein Magnetfeld, sodass die Flüssigkeit durch einen Kühlkreislauf gepumpt werden kann, ohne dessen Wände zu berühren. Während der Kampagne wird die Pumpe unter Schwerelosigkeit getestet.

RUTH

Bei Astronautinnen und Astronauten, die aus dem All zurückkehren, wird oft eine Abnahme der kognitiven und motorischen Leistungsfähigkeit beobachtet. Sie basiert vermutlich auf strukturellen und funktionellen Veränderungen des Gehirns. Welche physiologischen Mechanismen diese Veränderungen auslösen, ist bislang nicht bekannt. Im Experiment RUTH (DLRUniversität Bonn – TH Köln) wird der Einfluss der veränderten Schwerkraft auf Entwicklung, Struktur und Funktion neuronaler Netzwerke untersucht. Im Rahmen des aktuellen Parabelflugs werden zelluläre Netzwerke mit verschiedenen pharmakologischen Wirkstoffen behandelt, die sich positiv auf die Zellvernetzung auswirken sollen.

Die DLR-Parabelflugkampagnen

Seit 1999 organisiert die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR regelmäßig eigene Parabelflugkampagnen für biologische, humanphysiologische, physikalische, technologische und materialwissenschaftliche Experimente von deutschen Forschungseinrichtungen. Das Forschungsflugzeug, der A310 ZERO-G der französischen Firma Novespace, wird dabei nicht nur für die wissenschaftliche Kampagnen des DLR genutzt, sondern auch von anderen Raumfahrtagenturen wie der Europäischen Weltraumorganisation ESA oder der französischen Raumfahrtagentur CNES.

Eine Parabelflugkampagne besteht in der Regel aus drei Flugtagen mit ungefähr vier Flugstunden, an denen jeweils 31 Parabeln geflogen werden. Während jeder Parabel herrscht für etwa 22 Sekunden Schwerelosigkeit. Insgesamt stehen bei einer Flugkampagne also circa 35 Minuten Schwerelosigkeit – im Wechsel mit normaler und nahezu doppelter Erdbeschleunigung – zur Verfügung, die Forschende für ihre Experimente nutzen können. Bis zu 40 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können an einem Flug teilnehmen, bei dem sich um die zehn Experimente an Bord befinden.

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Kontakt

Dr. Gregor Hecker-Twrsnick

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Deutsche Raumfahrtagentur im DLR
Kommunikation & Presse
Königswinterer Straße 522-524, 53227 Bonn
Tel: +49 228 447-221

Dr. Katrin Stang

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Deutsche Raumfahrtagentur im DLR
Forschung und Exploration
Königswinterer Straße 522-524, 53227 Bonn