DLR baut europäischen Referenzprüfstand für nachhaltige Flugkraftstoffe



- Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg fördert die Forschungs- und Entwicklungsarbeit des DLR an klimaverträglichen Flugkraftstoffen mit 3,2 Millionen Euro.
- Die Mittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sind für den Bau eines europäischen Referenzprüfstands bestimmt. Forschung, Industrie und Zulassungsstellen können auf die Messergebnisse zugreifen.
- Mit dem neuen Prüfstand lassen sich alternative Flugkraftstoffe unter realistischen Bedingungen testen und ihre Eignung für den Einsatz in Flugzeugtriebwerken bewerten.
- Schwerpunkte: Luftfahrt, Sustainable Aviation Fuels (SAF), Energie
Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg fördert die Forschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) an klimaverträglichen Kraftstoffen für die Luftfahrt. Ministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut übergab am 12. November 2025 in Stuttgart einen symbolischen Förderscheck über 3,2 Millionen Euro an Prof. Andreas Huber vom DLR-Institut für Verbrennungstechnik.
Die Mittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) fließen in den Bau eines europäischen Referenzprüfstands am DLR in Stuttgart. Mit der Anlage können die DLR-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler nachhaltige Flugkraftstoffe, sogenannte Sustainable Aviation Fuels (SAF), künftig unter realistischen Bedingungen testen. Ziel ist es, die Zulassung, Entwicklung und Optimierung von besonders klimaverträglichen Kraftstoffen zu unterstützen.
Das DLR betreibt die Großforschungsanlage als einen standardisierten Prüfstand, den Industrie, Forschungseinrichtungen und Zulassungsstellen in wissenschaftlichen Projekten nutzen können.
Baden-Württemberg investiert in die Entwicklung klimaverträglicher Flugzeugkraftstoffe
„Nachhaltige Flugkraftstoffe sind zentral, um klimafreundliche Mobilität Realität werden zu lassen. Mit den neuen EU-Vorgaben entsteht jetzt ein verbindlicher Rahmen: Wer die Luftfahrt zukunftsfähig machen will, muss handeln. Baden-Württemberg tut dies. Der neue Referenzprüfstand beschleunigt Innovationen, schafft Skalierbarkeit und sichert den Technologievorsprung der Region. So stärken wir Versorgungssicherheit, Wettbewerbsfähigkeit und Klimaschutz zugleich – und zeigen, dass eine moderne, klimaneutrale Luftfahrt in Europa machbar ist, wenn wir den Mut zur Umsetzung haben“, erklärt Ministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut.
„Mit dem neuen Referenzprüfstand schaffen wir eine europaweit einzigartige Infrastruktur, um die Entwicklung klimaverträglicher Flugkraftstoffe in Forschung und Industrie voranzutreiben“, betont Prof. Andreas Huber, Direktor des DLR-Instituts für Verbrennungstechnik. „Wir schließen damit eine wichtige Lücke in Europa und tragen dazu bei, Baden-Württemberg als führenden Standort für nachhaltige Luftfahrttechnologien zu positionieren.“
Vom Prüfstand ins Flugzeug
Nachhaltige Flugkraftstoffe haben eine ähnliche chemische Zusammensetzung wie fossiles Kerosin. Bereits zugelassene Kraftstoffe dürfen konventionellem Kerosin aktuell bis zu 50 Prozent beigemischt werden. Langfristig sollen zudem sogenannte aromatenfreie Kraftstoffe zum Einsatz kommen. Ohne diese chemischen Verbindungen entsteht in den Flugzeugturbinen weniger Ruß, die Kraftstoffe verbrennen sauberer.
Um diese neue Generation von Kraftstoffen zu entwickeln, ist ein sogenannter Referenzprüfstand nötig. Das DLR erweitert dazu eine bestehende Großforschungsanlage am DLR-Standort Stuttgart. Diese erhält mehrere neue Versuchsaufbauten mit standardisierten Brennkammern sowie die Möglichkeit, eine größere Bandbreite von Rahmenbedingungen zu simulieren. Insgesamt lassen sich damit eine Vielzahl an zulassungsrelevanten Kriterien und Eigenschaften analysieren. Dazu zählen beispielsweise das Zündverhalten in großen Flughöhen, bei Kälte und niedrigem Luftdruck sowie Emissionen von Ruß, Stickoxiden und Kohlenmonoxid.
Mit dem neuen Prüfstand kann das DLR-Institut für Verbrennungstechnik Flugzeug- und Triebwerkshersteller sowie Hersteller von Kraftstoffen künftig bei der Erprobung und der Zulassung von Sustainable Aviation Fuels umfassend unterstützen.
Beitrag zur klimafreundlichen Luftfahrt
Eine klimaverträgliche Mobilität benötigt nachhaltige Energieträger. In der Luftfahrt sind nichtfossile, flüssige Kohlenwasserstoffe oder SAF aufgrund ihrer hohen Energiedichte langfristig unverzichtbar. Dies gilt vor allem für Mittel- und Langstreckenflüge. Die Europäische Union schreibt ab dem Jahr 2025 für Flugkraftstoffe eine Beimischung von 2 Prozent SAF vor, bis 2050 soll deren Anteil auf 70 Prozent steigen.
Das DLR-Institut für Verbrennungstechnik forscht gemeinsam mit weiteren DLR-Instituten an neuen Technologien für die Luftfahrt. Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse, Bewertung und Optimierung von nachhaltigen Flugkraftstoffen. Das Institut baut aktuell für das DLR die weltweit größte Forschungsanlage zur Herstellung von Power-to-Liquid-Kraftstoffen (PtL) auf, die Technologieplattform Power-to-Liquid (TPP).