Gebaut, um zu bleiben – 60 Jahre DLR-Standort Köln

Was den DLR-Standort Köln 1959 und 2019 eint, sind Baustellen. Während sie damals den Neuanfang einleiteten, tragen sie heute dem Wachstum des DLR Rechnung. Hier, am Sitz des Vorstands und der Hauptverwaltung, laufen die Fäden der Forschungsbereiche Luftfahrt, Raumfahrt, Energie, Verkehr, Sicherheit und Digitalisierung zusammen.

Franz Josef Strauß, 1959 Bundesverteidigungsminister, legte mit seinem Spatenstich auf dem Gelände der ehemaligen Dynamitfabrik Wahn den Grundstein für einen der modernsten Forschungs- und Entwicklungsstandorte in Europa. 1953 hatten die Siegermächte die nach dem Zweiten Weltkrieg verhängte Sperre, Luftfahrtforschung zu betreiben, aufgehoben. Das Interesse von Wissenschaft, Wirtschaft und Politik wuchs, im Nachkriegsdeutschland wieder eine moderne Forschungsanstalt für die Luftfahrt zu etablieren. Der vorläufige Standort der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) – der Vorgängerorganisation des DLR – in Aachen platzte schon bald aus allen Nähten. Ein vorübergehender Standort am Flughafen Essen-Mühlheim erwies sich langfristig als ungeeignet, um dort dauerhaft zu bleiben. Eine neue Lösung musste her: ein Gelände mit Flughafen-Anbindung für den Forschungsflugbetrieb und genug Platz für neue Institute und Einrichtungen. Das damals 35 Hektar große Gebiet am Rand der Wahner Heide in unmittelbarer Nähe des Flughafens Köln erfüllte alle Voraussetzungen.

Auf 55 Hektar Forschung vom Feinsten

In den folgenden Jahren etablierte sich das DLR Köln mit den Instituten für Luftstrahlantriebe, Angewandte Gasdynamik, Raumfahrtforschung, Werkstoff-Forschung und Festigkeit nicht nur als renommierter Standort der deutschen Luftfahrtforschung. Auch die Weltraumforschung nahm Fahrt auf. Beispielsweise bereiteten sich die deutschen Astronauten in Köln auf die Missionen Spacelab-1, D1, D2, MIR‘92 und MIR‘97 vor. Heute werden von dem mittlerweile 55 Hektar großen Gelände aus Explorationsmissionen wie Rosetta, MASCOT oder InSight, aber auch wissenschaftliche Experimente auf der Internationalen Raumstation ISS begleitet. Materialphysiker forschen zu den Einflüssen von Schwerelosigkeit auf Werkstoffe oder erproben, wie man Gebäude aus Mondstaub auf dem Erdtrabanten bauen kann. Im Astronautentrainingszentrum der Europäischen Weltraumorganisation ESA finden die Auswahl und das vorbereitende Training von Raumfahrern statt. Als der deutsche ESA-Astronaut Alexander Gerst 2014 von seinem ersten Raumflug zurückkehrte, flog er zu den Nachuntersuchungen nicht wie seine Vorgänger nach Houston oder Moskau, sondern kam als erster Europäer direkt ins DLR nach Köln, wo er in der luft- und raumfahrtmedizinischen Forschungseinrichtung :envihab betreut wurde. Heute kommen die meisten europäischen Astronauten direkt nach ihrer Landung ins DLR nach Köln.

Auch die Luftfahrtforscher schreiben in Köln ihre Tradition beständig fort. Ein Beispiel ist der Hochdruckbrennkammerprüfstand HBK-5 des Instituts für Antriebstechnik. Er wurde gemeinsam mit den Industrie-partnern Alstom und Rolls-Royce gebaut und 2014 eingeweiht. Seitdem werden dort sowohl Gasturbinen für Anwendungen in der Energietechnik als auch in der Luftfahrt getestet. Europäische und inter- nationale Bedeutung erlangte der Standort durch die Zusammenarbeit mit der Vereinigung der Deutsch-Niederländischen Windkanäle (DNW-KKK) und dem Europäischen Transsonischen Windkanal (ETW). Viele Institute arbeiten zudem eng mit der Industrie zusammen und stellen so sicher, dass wissenschaftliche Forschungs ergebnisse und Technologien schnell ihren Weg in marktfähige Produkte finden. Auch innerhalb des Standorts gibt es kurze Wege und Synergien bei der Zusammenarbeit: Ideen für neue Turbinenschaufeln werden im Institut für Antriebstechnik entwickelt und im Systemhaus Technik des DLR in Köln für den Testbetrieb als Prototypen gebaut.

Investitionen in die Zukunft

Insgesamt arbeiten die Forschungseinrichtungen im DLR Köln in allen Themenbereichen des DLR. Anwendungsnahe Institute wie das Institut für Technische Thermodynamik, das Institut für Werkstoff-Forschung und das DLR-Institut für Solarforschung nutzen die im Rahmen ihrer Weiterentwicklung erforderlichen Forschungsanlagen gemeinsam mit internen und externen Partnern. Das sorgt immer wieder für Baustellen am Standort Köln. So forschen seit 2013 im Kompetenzzentrum CeraStorE die oben genannten Institute zusammen an Speichertechnologien für eine nachhaltige Energieversorgung. Eine der jüngsten Großanlagen ist die 2017 in Betrieb gegangene Testanlage TESIS, mit der Speichertechnologien in industriellem Maßstab weiterentwickelt werden. Aktuell sind ein Forschungsgebäude für das Zentrum für Luft- und Raumfahrtmedizin der Luftwaffe sowie ein neues Vorstandsgebäude im Bau. In diesem Sinn wird sich der Standort Köln als „Zentrale des DLR“ auch künftig weiterentwickeln. Und so werden seine Besucher wohl auch in den nächsten Jahren noch auf die eine oder andere Baustelle treffen.

Der Beitrag stammt aus der Ausgabe 161 des DLRmagazins

Institute und Einrichtungen am Standort Köln

Partnereinrichtungen am Standort

Michel Winand

Kommunikation Köln, Bonn, Jülich, Aachen, Rheinbach und Sankt Augustin
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Kommunikation
Linder Höhe, 51147 Köln
Tel: +49 2203 601-2144

Julia Heil

Redaktion DLRmagazin
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Kommunikation und Presse
Linder Höhe, 51147 Köln