Artikel aus dem DLRmagazin 177: Base-X verbindet Daten für eine nachhaltige Mobilität

Neue Türen für Datenräume

Base-X verbindet Daten für eine nachhaltige Mobilität
Das DLR-Institut für KI-Sicherheit erforscht und entwickelt KI-bezogene Methoden, Prozesse, Algorithmen und Technologien.
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Was sind eigentlich Datenräume? Im übertragenen Sinne kann man sie sich so vorstellen: Eine Menge Zimmer, in denen sortiert genau das liegt, was man braucht. Sie können nur von denen geöffnet werden, die einen passenden Schlüssel haben und sich identifizieren. Nur diejenigen dürfen auch etwas dazulegen oder ein neues Zimmer einrichten. Weil unfassbar viel Material gelagert ist, das schnell miteinander kombiniert werden muss, sind die Zimmer miteinander verbunden. Natürlich alles virtuell.

Mit den Worten von DLR-Wissenschaftler Maximilian Stäbler: „Ein Datenraum ermöglicht die vertrauensvolle Umsetzung datenbasierter Anwendungen und Geschäftsmodelle. Dabei wird allen Akteuren ein hohes Maß an Flexibilität und Souveränität geboten.“ Maximilian Stäbler leitet im DLR-Institut für KI-Sicherheit das Projekt Base-X. „Base-X ist eine umfassende technische Lösung, die Transportmittel, Mobilitätsdienste und Infrastrukturen zu einem vernetzten Ökosystem integriert, um nahtlose, effiziente und nachhaltige Verkehrslösungen für städtische und ländliche Gebiete zu ermöglichen.“

Das DLR-Institut für KI-Sicherheit

Das DLR-Institut für KISicherheit erforscht und entwickelt KI-bezogene Methoden, Prozesse, Algorithmen und Technologien. Sie werden in Energie, Verkehr, Luft- und Raumfahrt eingesetzt sowie in weiteren für den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Deutschland relevanten Bereichen. Der Fokus des Instituts liegt unter anderem auf Cybersicherheit sowie Automatisierung in Mobilität und Logistik.

Daten schnell miteinander verknüpfen

Base-X liefert datengetriebene Mobilitätslösungen
Maximilian Stäbler vom DLR-Institut für KI-Sicherheit

Base-X ist außerordentlich flexibel und deswegen für viele Anwendungen geeignet – sozusagen ein Tausendsassa in der Datenraum-Welt. Die ersten Pilotprojekte laufen in Hamburg und Ulm sowie in Daegu, Südkorea. An allen drei Orten bringt Base-X unterschiedliche Daten zusammen, die bisher nicht zueinander gefunden haben oder nicht für eine integrierte Anwendung gedacht waren. Das heißt, dass Pendlerinnen und Pendler in Zukunft womöglich nicht mehr von App zu App wechseln müssten, wenn sie vom Zug auf ein Fahrrad oder einen E-Scooter umsteigen wollen. Intermodales Reisen ist ein besonders komplexer, aber gut geeigneter Fall für Base-X: Die Daten der unterschiedlichen Anbieter liegen ordentlich in ihren „Zimmern“ bereit, allerdings kann man sie nicht in eine gemeinsame Anwendung übertragen. In dem Bild vom Anfang hieße das: Wenn man sich in einem Zimmer zurechtfindet, bedeutet es nicht, dass das in einem anderen Zimmer auch gelingt – zum Beispiel, weil es eine andere Ordnungsstruktur hat. Base-X liefert die passenden Türschilder, Wegweiser, begradigt Stufen und baut auf Wunsch weitere Sicherheitsschlösser ein. Oder: Base-X ist wie eine Vermittlungsplattform. Wer mitmacht, entscheidet selbst, wie die zur Verfügung gestellten Daten für welchen Zweck genutzt werden dürfen. Der Datentransfer läuft dabei nicht über Base-X, sondern Base-X vermittelt zur richtigen Datenquelle und gewährleistet den Datentransfer nach vereinbarten Regeln.

Es gibt in der Mobilität viele Möglichkeiten für Base-X. Zum Beispiel kann auch die Instandhaltung von Straßen unterstützt werden: In Zukunft könnte jedes Fahrzeug, das mit einer Kamera ausgestattet ist, Straßen inspizieren. Dazu ist eine Software nötig, die die aufgezeichneten Bilder und Videos bewertet und beschriftet – und natürlich ein Datenraum, in dem die Ergebnisse aufbewahrt und zur Verfügung gestellt werden. Um welche Art von Schaden handelt es sich? Ist es ein Schlagloch? Wo genau ist der Schaden? Wie sieht er aus? Wie dringlich muss er behoben werden? Über Base-X können die Ergebnisse leicht nutzbar gemacht werden. Diesen Anwendungsfall setzt das Institut für KI-Sicherheit gerade mit Beteiligten aus der Industrie und den Kommunen Hamburg und Ulm sowie der südkoreanischen Stadt Daegu um.

Maximilian Stäbler und Frank Köster, Leiter des DLR-Instituts für KI-Sicherheit, möchten Base-X weiterbringen, Kooperationen vereinbaren und dabei insbesondere datengetriebene Mobilitätslösungen durch digitale Infrastrukturen stärken. Kürzlich waren die beiden deshalb in Südkorea: „Die internationale Zusammenarbeit unterstreicht nicht nur die Skalierbarkeit des Ansatzes, sondern auch dessen Potenzial für praktische Anwendungen“, sagt Stäbler. Base-X unterstütze zusätzlich die Industrie bei der Entwicklung interoperabler und skalierbarer Lösungen. Frank Köster unterstreicht: „Aus unserer Sicht gehen wir mit Base-X einen entscheidenden Schritt in Richtung einer souveränen digitalen Zukunft.“

Über Base-X

Base-X ist hervorgegangen aus der Projektfamilie Gaia X 4 Future Mobility. Über dreieinhalb Jahre haben 80 Unternehmen und Forschungseinrichtungen an mehr als 20 Anwendungsfällen gearbeitet – alle aus dem Mobilitätsbereich. Das DLR-Institut für KI-Sicherheit ist für die Koordination der Projektfamilie verantwortlich. Gaia-X ist ein europäisches Projekt und hat das Ziel, eine leistungsfähige, sichere und wettbewerbsfähige Dateninfrastruktur zu schaffen. Base-X verbindet bestehende Daten- und Dienste-Infrastrukturen nahtlos mit Gaia-X-konformen Datenräumen und Datenökosystemen. Gaia-X zielt darauf ab, eine transparente, offene digitale Umgebung zu schaffen, in der Daten und Dienste leicht zugänglich, austauschbar und sicher sind.

Ein Beitrag von Katja Lenz aus dem DLRmagazin 177

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