Mehr Sicherheit für Radfahrer: DLR und Jenoptik stellen in Braunschweig Sensoren auf
Radfahrer haben es im Straßenverkehr nicht immer leicht. Besonders an Kreuzungen entstehen kritische Situationen durch Abbiegemanöver, vor allem wenn LKW beteiligt sind. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und die Jenoptik Traffic Solutions stellen im Rahmen des EU-Projekts XCYCLE an der Braunschweiger Forschungskreuzung Säulen mit Sensoren auf, die die Bewegungsverläufe von Verkehrsobjekten erfassen. Hiermit wird ein Beitrag zur Entwicklung von Lösungen geleistet, die zukünftig helfen, Unfälle zu vermeiden.
Blitzer an der Forschungskreuzung? – Nein
"Die Säulen mit den Sensoren ähneln vom Aussehen Blitzern – sind es aber nicht. Die mit den Geräten erhobenen Daten werden keinesfalls für polizeiliche Zwecke verwendet", erklärt Prof. Karsten Lemmer, Leiter des DLR-Instituts für Verkehrssystemtechnik. "Wir zeichnen die Fahrmanöver anonymisiert auf, um Daten über das Zusammentreffen von LKW und Radfahrern zu bekommen und später bei uns auszuwerten". Das DLR analysiert die Daten und leitet so Prognosen für mögliche Kollisionen ab. Auf Basis dieser Prognosen werden dann im Projekt Lösungen entwickelt, die beispielsweise die Verkehrsteilnehmer rechtzeitig über wichtige Verkehrsbewegungen informieren und per Drahtloskommunikation Warnungen an LKW- und Radfahrer senden. So können Unfälle vermieden werden.
Für diese Untersuchungen muss die Forschungskreuzung Hans-Sommer-Straße/Hagenring des Projekts AIM (Anwendungsplattform Intelligente Mobilität) in Braunschweig mit weiteren Sensoren aufgerüstet werden. Die dazu verwendeten Säulen werden entsprechend als Forschungsaufbauten gekennzeichnet. Der Betrieb der Forschungsanlage ist mit den zuständigen Datenschutzbeauftragten abgestimmt. Eine Aufzeichnung personenbezogener Daten oder die Verfolgung von Vergehen im Straßenverkehr erfolgt nicht.
Know-how von Jenoptik unterstützt DLR
Das Projekt XCYCLE erhält Fördermittel der Europäischen Union im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms "Horizon 2020". Jenoptik bringt in das Projekt ihre Erfahrung im Bereich der Sensordatenfusion ein und installiert ab April 2016 die erweiternde Verkehrserfassungssensorik. Sie soll möglichst auch über die Projektdauer bis Ende 2018 hinaus weiter genutzt werden. Die Anlage wird damit zukünftig Teil der Anwendungsplattform Intelligente Mobilität (AIM). Mit AIM hat das DLR mit Unterstützung des Landes Niedersachsen, des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, der Stadt Braunschweig und weiteren Partnern eine deutschlandweit einzigartige Großforschungsanlage geschaffen. AIM kann dabei das komplette Spektrum der Verkehrsforschung abbilden: von der Erhebung empirischer Daten über Tests in Simulationen oder Laboren bis hin zur tatsächlichen Erprobung im realen Verkehr. So können die Wissenschaftler intensiv an verschiedensten Fragestellungen der Verkehrsforschung arbeiten. Entwicklung und Erprobung von Fahrerassistenzen, modernes Verkehrsmanagement und soziologische Verkehrsanalysen – für alle diese Forschungsrichtungen bildet AIM eine ideale Forschungsplattform. Je nach Fragestellung wird die Basisinfrastruktur ständig erweitert und an neue Aufgaben angepasst, erspart aber komplette Neuinvestitionen. So können wissenschaftliche Einrichtungen, aber auch kleine, mittelständische und große Unternehmen individuell an "ihren" Themen forschen.