17. Januar 2024

Interview mit ESA-Astronaut Marcus Wandt

ESA-Astronaut Marcus Wandt im Interview
Im Rahmen seiner Missionsvorbereitung stand der schwedische Astronaut Marcus Wandt im :envihab für Fragen zur Verfügung

Ende Oktober 2023 war der schwedische ESA-Astronaut Marcus Wandt zu einer Reihe von medizinischen Untersuchungen beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln. Eine gute Gelegenheit, ihm einige Fragen rund um das Thema Gesundheit und Fitness im All zu stellen.

Das DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin ist mit einigen humanmedizinischen Experimenten an der ESA-Mission „Munnin“ beteiligt. Wandt wird die Experimente im Januar 2024 an Bord der Internationalen Raumstation ISS durchführen.

Welchen physischen Belastungen werden Sie während Ihres Fluges ins All ausgesetzt sein?

Marcus Wandt: Ich denke, an erster Stelle steht die Flüssigkeitsverschiebung – wenn man in die Schwerelosigkeit kommt und die gesamte Flüssigkeit sich innerhalb des Körpers neu verteilt. Und dann ist da natürlich die Orientierung: Das Gehirn muss neu definieren, was oben und unten ist.

Denken Sie, dass Sie im All von Ihren Erfahrungen als Jetpilot profitieren können?

Marcus Wandt: So, wie ich gehört habe, wird es keinen großen Unterschied machen in Bezug darauf, wie man sich fühlt. Aber vielleicht bringen mir die Erfahrungen doch etwas – zum Beispiel, dass man seinen Kopf langsam bewegt, wenn man hohen G-Belastungen ausgesetzt ist. Es könnte im All dasselbe sein, wenn alle Einflüsse auf das Kreislaufsystem weg sind. Vielleicht ist es auch dann eine gute Sache, den Kopf nur langsam zu bewegen? Das wäre in etwa mit dem Fliegen als Pilot vergleichbar.

Was für medizinische Tests müssen Sie vor dem Flug absolvieren? Was machen Sie heute hier im DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin?

Marcus Wandt: Vor dem Flug gibt es eine Menge medizinscher Tests. Was ich jetzt mache, sind Messungen der Knochendichte für eines der wissenschaftlichen Experimente. Es wird auch eine Magnetresonanztomographie meines Gehirns aus verschiedenen Perspektiven erstellt, um zu sehen, welche Auswirkungen der Aufenthalt im All auf mein Gehirn hat.

Also geht es nicht nur um eine Vorbereitung auf den Flug oder eine medizinische Voruntersuchung – es ist auch Teil des wissenschaftlichen Programms, das Sie an Bord der ISS absolvieren?

Marcus Wandt: Ja, definitiv. Es ist ein großer Teil des wissenschaftlichen Programms. Die medizinische Eignung wurde während des Auswahlprozesses untersucht und wird jährlich wiederholt. Und vor dem Flug wird der aktuelle Gesundheitsstatus als Datenbasis erhoben, damit man sehen kann, was sich während des Fluges verändert hat. Dazu kommen dann spezifische Untersuchungen für wissenschaftliche Fragestellungen, wie wir sie hier jetzt machen.

Was machen Sie hier auf der Erde, um in Form zu bleiben und was unternehmen Sie im All, um Ihren Fitness-Level zu halten?

Marcus Wandt: Hier auf der Erde mache ich momentan viele Kardio-Übungen, vor allem Lauftraining. Und ich gehe auch ins Fitnessstudio. Wenn keine Reise dazwischenkommt, versuche ich täglich zu trainieren. Im Orbit werde ich auch Kardio-Übungen sowie Resistance-Training mit Therabändern machen.

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Michel Winand

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