Polarlichter in Norddeutschland aktuell möglich

- In der Nacht vom 6. auf den 7. November 2025 sind Polarlichter in Norddeutschland möglich.
- Grund dafür ist ein starker Sonnenflare und ein damit verbundenes koronales Massenauswurf-Ereignis (CME).
- DLR-Institut für Solar-Terrestrische Physik erforscht die komplexen Prozesse des Weltraumwetters mit dem Ziel, zukünftig zeitnahe, genaue und zuverlässige Vorhersagen zum Schutz nationaler Infrastrukturen tätigen zu können.
- Schwerpunkte: Raumfahrt, Sicherheit, Weltraumwetter
Am Dienstagabend, 4. November 2025, gegen 18:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit, erreichte ein starker Sonnenflare die Erde. Ein damit verbundenes koronales Massenauswurf-Ereignis (CME) wird voraussichtlich in der Nacht von Donnerstag auf Freitag auf die Erdatmosphäre treffen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) halten es für wahrscheinlich, dass Polarlichter in der kommenden Nacht in Norddeutschland gesehen werden können.
Vorhersagen zum Weltraumwetter
Nach Angaben des NOAA Space Weather Prediction Center, der US-amerikanischen Wetter- und Ozeanografiebehörde, wird ein geomagnetischer Sturm der Kategorie G3 (Geomagnetic Storm Scale) erwartet. Dabei trifft eine riesige Menge von energiereichen Teilchen von der Sonne auf die Erde. Der Sturm entspricht einem Kp-Index (planetare Kennziffer) von etwa 7, wobei 5 „geringer“ und 9 „extrem“ bedeutet. Der Kp-Index ist eine Skala von 1 bis 9 zur Messung der geomagnetischen Aktivität der Erde und gibt an, wie stark das Magnetfeld der Erde durch Sonnenaktivität gestört ist.
Genauere Vorhersagen über die Intensität des zu erwartenden Sturms sind jedoch erst möglich, sobald er den Lagrange-Punkt L1 zwischen Sonne und Erde erreicht, an dem sich Satelliten zur Messung des Sonnenwindes befinden. Lagrange-Punkte bezeichnen die Punkte zwischen Erde und Sonnen, an deren die Gravitationskräfte der Erde und der Sonne sowie die Zentrifugalkraft eines Körpers miteinander im Gleichgewicht sind, sodass sich die Position dieses Körpers relativ zu den beiden Himmelskörpern nicht ändert. Von dort – etwa 1,5 Millionen Kilometer von uns entfernt – benötigt der Sonnensturm dann noch etwa eine halbe Stunde bis zur Erde.
Ein Sturm der erwarteten Stärke G3 (die G-Skala reicht von G1 bis G5) kann dazu führen, dass Polarlichter bis nach Norddeutschland sichtbar werden – vorausgesetzt, der Himmel bleibt klar. Interessierte Beobachterinnen und Beobachter sollten daher in der kommenden Nacht den Nordhorizont im Auge behalten. Mit etwas Glück zeigt sich das seltene Himmelsphänomen in Form schimmernder grüner und rötlicher Lichtbögen auch über Deutschland.
Weltraumwetterforschung im DLR
Das umfangreiche Spektrum der am Weltraumwetter beteiligten Vorgänge wird am DLR-Institut für Solar-Terrestrische Physik in Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern erforscht. Hier wird der Bogen gespannt von der Grundlagenforschung an den physikalischen Prozessen bis hin zu den anwendungsorientierten Konzepten zur Reduzierung der Auswirkungen auf anfällige Technologien. Das Ziel: durch zeitnahe, genaue und zuverlässige Beobachtungen und Vorhersagen die nationalen Infrastrukturen zu schützen und betroffene Industrien zu unterstützen.