Sterne, Galaxien und eine Prise Nostalgie

Planetarium Bochum
Das Planetarium Bochum thront auf einem kleinen Hügel. Wer hinaufwill, folgt einem schmalen Weg bis hoch zum Dach des denkmalgeschützten Gebäudes, das mit seiner Retro-Architektur aus dem Jahr 1964 an vergangene Zeiten erinnert. Mittlerweile hat grünes Moos die einst weiße Kuppel erobert und spätestens beim Blick auf die Plakette neben dem Haupteingang mit der Aufschrift „Denkmal“ macht sich ein nostalgisches Gefühl breit. Im Inneren eröffnet sich dann eine faszinierende Welt, die den Weg zu den Sternen ebnet.
Technik trifft Zeitgeist
Beim Betreten des Foyers geben Fotografien weit entfernter Galaxien einen Vorgeschmack auf die Shows im großen Saal, die lebensgroße Nachbildung eines Astronauten sowie eine große Weltkugel stimmen auf die Reise ins All ein. Trotzdem bleibt sich das Haus auch innen treu, denn die Fußböden, große Teile der Möbel und die Holzvertäfelungen stammen noch aus den Sechzigern.
Bevor es endlich losgehen kann, hat man die Qual der Wahl: Möchte man sich in den unendlichen Weiten des Universums verlieren oder lieber an einer „Planeten-Safari“ teilnehmen? Im Saal angekommen heißt es dann: Rückenlehne zurück und staunen. Im Sternentheater finden bis zu 251 Personen Platz. In der Show „Faszinierendes Weltall“ machen sich die Zuschauenden auf die Reise zu Planeten, Monden, Sternen und fernen Galaxien, die in beeindruckender Schönheit auf die runde Kuppel projiziert werden. Dass einige Aufnahmen dabei leicht unscharf wirken, ist der Originalität der Bilder geschuldet. Aber genau das unterscheidet ein Planetarium von einem IMAX.
Himmlisch scharfer Sternenhimmel
Das Herzstück des Planetariums ist der Sternenprojektor. Er bildet mit beeindruckender Präzision den Nachthimmel ab. Und spätestens hier ist die Nostalgie passé, denn unter dem schützenden Mantel, der historisch anmuten mag, verbirgt sich modernste Technik. „Die Schärfe der Sterne ist mit digitaler Technologie kaum zu erreichen“, erklärt die Direktorin des Planetariums und Astrophysikerin, Prof. Susanne Hüttemeister, und ergänzt: „Dank Glasfaseroptik können wir die Sterne in einer Brillanz darstellen, die keine digitale Projektion bieten kann.“ Ergänzt wird der analoge Projektor von Zeiss durch ein digitales System.
Ein Ort für alle Generationen
Mit mehr als 300.000 Besucherinnen und Besuchern pro Jahr ist das Planetarium in Bochum eines der meistbesuchten Sternentheater Europas und hat sich nicht nur als wissenschaftlicher Anlaufpunkt etabliert: Noch in diesem Jahr findet dort beispielsweise ein Experimentalkonzert in Zusammenarbeit mit den Dresdner Sinfonikern statt, bei dem Musizierende in Indien und Bochum gleichzeitig spielen werden. Auch Bildungsveranstaltungen hat das Planetarium fest im Programm. Es ist Teil des European Space Education Resource Office (ESERO), einer Initiative der Europäischen Weltraumorganisation ESA in Zusammenarbeit mit Organisationen wie dem DLR, der Ruhr-Universität Bochum und der Universität Bonn. Und selbst Astronautinnen und Astronauten nutzen das Planetarium, um sich auf künftige Missionen vorzubereiten und ihre Orientierungsfähigkeiten auf der Internationalen Raumstation ISS anhand von Sternbildern zu trainieren.
Auf in die Weiten des Alls!
Ein Besuch im Planetarium Bochum ist mehr als ein Ausflug. Es ist eine Reise in die Weiten des Alls, eine Erinnerung daran, wie verletzlich und gleichzeitig besonders unser Platz im Universum ist. Seiner Mission bleibt das Planetarium dabei treu: Menschen den Kosmos näherzubringen und sie mit der Schönheit des Universums zu inspirieren. Und wem all das noch nicht genügt, hat sogar die Möglichkeit, sich unter einem romantischen Sternenhimmel das Ja-Wort zu geben.
Ein Beitrag von Claudio Steffes-tun aus dem DLRmagazin 177