16. Dezember 2025 | DLR zeigt globale Dynamik mit KI und Satellitendaten

China führend in Offshore-Windenergie – Deutschland und die EU fallen zurück

  • Über 15.100 Offshore-Windturbinen weltweit in Betrieb – davon betreibt China mehr als die Hälfte.
  • Rasantes Wachstum in China seit 2021: Installierte Leistung hat sich seitdem fast verdreifacht.
  • Weltweit hat sich die Leistung von Offshore-Windanlagen seit dem Jahr 2021 mehr als verdoppelt. In der EU gibt es einen Zuwachs von 50 Prozent.
  • Schwerpunkte: Raumfahrt, Energie, Erdbeobachtung, künstliche Intelligenz, Windenergie

China hat den Ausbau der Offshore-Windenergie deutlich vorangetrieben: Im Frühjahr 2025 waren weltweit 15.100 Offshore-Windturbinen in Betrieb, davon 51 Prozent in China, 26 Prozent in der EU und 19 Prozent in Großbritannien. Das zeigen Satellitendaten, die das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ausgewertet hat. In China befindet sich demnach inzwischen mehr als die Hälfte aller globalen Offshore-Windenergieanlagen. Mit diesem Ausbau übertrifft China Europa und Großbritannien deutlich.

Zum Vergleich: Im Frühjahr 2021 zählte das DLR 9.447 Offshore-Windturbinen weltweit. Davon waren 39 Prozent in China, 34 Prozent in der EU und 26 Prozent in Großbritannien. „Im Bereich Offshore-Windenergie zeichnet sich in den letzten fünf Jahren ein rasantes Wachstum ab. Vor allem das Jahr 2021 markierte einen Wendepunkt: Von den über 3.400 neu errichteten Windturbinen weltweit – so viele wie noch nie zuvor in einem einzigen Jahr – entfielen 77 Prozent auf China, 10 Prozent auf Großbritannien und 5 Prozent auf die EU“, erklärt Dr. Thorsten Höser vom Earth Observation Center (EOC) im DLR. Er hat die Daten analysiert, die europäische Erdbeobachtungssatelliten über Jahre gesammelt haben.

Unabhängiges Monitoring mit Satelliten und KI

Um den globalen Ausbau der Offshore-Windenergie präzise zu verfolgen, hat das EOC ein satellitengestütztes Monitoring-Verfahren entwickelt. Dieses basiert auf Radardaten des Sentinel-1-Satelliten der Europäischen Weltraumorganisation ESA und künstlicher Intelligenz. Die Forschenden im DLR nutzen dazu das gesamte Sentinel-1-Bildarchiv. Sie identifizieren weltweit einzelne Offshore-Windturbinen und bestimmen ihren Entwicklungsstand quartalsweise. Das satellitengestützte Monitoring bietet auch eine Datengrundlage für die Begleitforschung zu Umweltauswirkungen, Effizienzsteigerung und nachhaltiger Planung.

So erkennen die Forschenden die Windturbinen

Die Sentinel-1-Radarsatelliten liefern kontinuierlich Daten der Land- und Meeresoberfläche, unabhängig von Wetter und Tageslicht. Mit neuronalen Netzen erkennen die Forschenden Infrastrukturen und lokalisieren Turbinen weltweit. Ein neuronales Netz ist ein Modell in der künstlichen Intelligenz, das darauf trainiert wird, komplexe Muster in Daten zu erkennen. Veränderungen in den Radarsignaturen ermöglichen sogar Rückschlüsse darauf, wann ein Fundament errichtet und wann eine Turbine aufgebaut wurde. Wegen der Eigenschaften des Radarsignals können die Fachleute außerdem die Turmhöhen der Windturbinen berechnen und daraus Leistungswerte in Megawatt modellieren.

Leistungswerte und globale Vergleichbarkeit

Der umfangreiche Datensatz ermöglicht detaillierte Vergleiche und Analysen. Erklärtes Ziel für Deutschland sind 30 GW installierte Leistung bis zum Jahr 2030. Im ersten Quartal 2025 betrug die weltweit installierte Leistung der Offshore-Windkraftanlagen rund 92 Gigawatt, davon 52 GW in China, 21 GW in der EU und 15 GW in Großbritannien. In Deutschland lag die installierte Leistung bei etwa 9,4 GW. Die weltweite Gesamtleistung hat sich damit seit dem Jahr 2021 mehr als verdoppelt. 2021 lag sie bei 45 GW, davon 18 GW in China, 14 GW in der EU und 11 GW in Großbritannien. Deutschland verfügte 2021 über eine Leistung von 7,3 GW aus Offshore-Windenergie.

Installierte Kapazität seit 2016 und die erklärten Ausbauziele bis zum Jahr 2030
Die DLR-Forschenden haben einen umfangreichen Datensatz seit dem Jahr 2016 ausgewertet. Bei der installierten Leistung zeigt sich insgesamt eine Steigerung. In China ist der Ausbau besonders deutlich. Dargestellt sind auch die erklärten Ausbauziele für die EU, Großbritannien und Deutschland.

Ein zentraler Baustein für Chinas Offshore-Windausbau sind Hafeninfrastrukturen entlang der chinesischen Küste. Dort werden zum Beispiel Turbinenbauteile, Masten und Rotorblätter gelagert, was in den Satellitendaten deutlich zu sehen ist. Diese Häfen fungieren als Umschlag- und Vorbereitungsstandorte, von denen aus Transport und Montage direkt im Offshore-Bereich erfolgen.

Datensatz ermöglicht weitere Forschung

Der aktuelle Datensatz umfasst alle 15.100 Turbinenstandorte weltweit und ist über das europäische Portal für wissenschaftliche Daten zugänglich. Die freie Verfügbarkeit des Datensatzes soll die internationale Forschung im Bereich des Ausbaus maritimer Mega-Infrastrukturen – wie Offshore-Windparks – beschleunigen und neue wissenschaftliche Fragestellungen ermöglichen.

Damit liefert der DLR-Datensatz ein Werkzeug zur Dokumentation des globalen Offshore-Ausbaus, und eine wissenschaftliche Datengrundlage für die Energiewende auf See. Durch einen intensiven Wissensaustausch vergrößert das DLR den Nutzen seiner Technologien für die Gesellschaft.

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