4. November 2025

Studie zur Fernsteuerung von Fahrzeugen –Braucht es wirklich „Motion Feedback“?

Remote Driving: The Human Backup for Self-Driving Cars
Credit:

TU Delft / Dr. Georgios Papaioannou

  • Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des DLR haben in einer Studie mit der Technischen Universität Delft (Niederlande) untersucht, wie Bewegungssimulation die Leistung beim Fernlenken (Remote Driving) beeinflusst.
  • Die Autoren kamen zu dem Ergebnis, dass das sogenannte „Motion Feedback“ in langsamen Fahrszenarien keine messbaren Vorteile für Leistung oder Fahrerlebnis bietet.
  • Es ist noch einiges an Forschung nötig, um den Arbeitsplatz des Fernlenkenden so zu gestalten, dass die Leistung dem Fahren im Fahrzeug entspricht.
  • Schwerpunkte: Straßenverkehr, Fernlenken, Realfahrtstudie, Remote Driving, Human Factors

Fahrzeuge aus der Ferne steuern: Ab dem 1. Dezember 2025 ist das in Deutschland auf öffentlichen Straßen möglich. Ab dann gilt die Straßenverkehr-Fernlenk-Verordnung (StVFernLV), die für eine praktische Erprobung von ferngelenkten Kraftfahrzeugen im öffentlichen Raum erstmalig einen Rechtsrahmen schafft.

Passend dazu erforscht das DLR mit seinen Partnern, wie das Fernlenken von Fahrzeugen verbessert werden kann. In einer aktuellen Studie untersuchten die Wissenschaftler, ob Rückmeldungen über Bewegungen des Fahrzeugs den Fernlenkenden bei seiner Aufgabe unterstützen können. Diese Bewegungen sind Kräfte und Beschleunigungen, die Fahrerinnen und Fahrer normalerweise im Fahrzeug spüren und werden als „Motion Feedback“ bezeichnet. Beim Fernlenken von Fahrzeugen, egal ob automatisiert oder nicht, fehlt diese physische Rückmeldung. Die Steuerung des Fahrzeugs aus der Distanz erfolgt in der Regel auf Grundlage von Videobildern, die das Fahrzeug überträgt. Motion Feedback soll diese fehlenden Bewegungsreize künstlich nachbilden, etwa durch bewegliche Sitze oder Plattformen, die Beschleunigung, Bremsen und Kurvenfahrt simulieren.

Die Studie vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Technischen Universität Delft im EU-Projekt Hi-Drive untersuchte, ob solches Motion Feedback das Fahren aus der Ferne tatsächlich verbessert – insbesondere in Situationen mit niedriger Geschwindigkeit. Dazu wurden drei Bedingungen verglichen: Fahren im Fahrzeug, Fernlenken mit Motion Feedback und Fernlenken ohne Motion Feedback.

Das Ergebnis: Motion Feedback brachte keine spürbaren Verbesserungen beim Fernlenken. Vergleicht man Fernlenken mit dem Fahren im Fahrzeug, schneiden beim Fernlenken sowohl die Fahrleistung als auch das Fahrerlebnis deutlich schlechter ab. In seiner derzeitigen Form scheint Motion Feedback in langsamen Fahrszenarien also keinen Mehrwert zu bieten. Für solche Situationen könnte daher eine vereinfachte Fernfahrstation ohne aufwendige Bewegungstechnik ausreichen – was Kosten senken und die Einführung in Bereichen wie Parkplätzen, Logistikzentren oder Industriegeländen beschleunigen könnte. Ob Motion Feedback in anderen Szenarien hilfreich ist, etwa im höheren Geschwindigkeitsbereich, muss erst noch erforscht werden.

Kontakt

Sten Ruppe

Kommissarischer Abteilungsleiter
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Verkehrssystemtechnik
Kooperative Straßenfahrzeuge und Systeme
Rutherfordstr. 2, 12489 Berlin